Die Frage nach Jesus ist der Kern des Christentums. Die Antwort: Wahrer Gott und wahrer Mensch. Benedikt Bögle stellt die Frage: Was heißt das eigentlich?
Jesusbilder gibt es sehr viele: Für die einen war er ein genialer Sozialrevolutionär, für die anderen hat er gar nie gelebt. Schon das Neue Testament kennt verschiedene Bilder von Jesus: Aus der Sicht der Jünger ist Jesus der Sohn Gottes, seine Gegner sehen in ihm einen Gotteslästerer. Auch die Apostel mussten erst langsam und sicher auch mühevoll lernen, wer ihr Herr und Meister überhaupt ist. Eine Spur bietet das Evangelium des zweiten Fastensonntags (Lukas 9,28b-36).
Jesus, Mose und Elija
Jesus nimmt drei seiner Jünger und steigt mit ihnen auf einen Berg. Jesus betet, sein Gewand und Aussehen werden plötzlich strahlend weiß und zwei Männer erscheinen: Mose, der das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten geführt hatte, und der Prophet Elija. Gemeinsam sprechen sie vom Ende Jesu in Jerusalem. Die drei Jünger waren, man kann es sich kaum vorstellen, einfach eingeschlafen. Als sie aufwachen, muss das Szenario natürlich erschreckend wirken: Petrus ist sogar verlegen und fragt Jesus, ob sie nicht für ihn, Mose und Elija drei Hütten auf dem Berg errichten sollen. Lukas kommentiert: „Er wusste aber nicht, was er sagte.“
Jesu Ende in Jerusalem
Und da ertönt eine Stimme aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ Gott selbst spricht. In dieser Begebenheit stecken sehr viele Details über das Wesen Jesu. Zunächst ist diese Situation beinahe beängstigend: Jesus spricht mit den beiden Propheten über sein „Ende“ in Jerusalem. Damit ist klar das gemeint, was in Jerusalem später tatsächlich passieren sollte: Jesus wird grausam gequält und am Kreuz ermordet. Jesus weiß, dass es passieren wird. Und trotzdem versteckt er sich nicht oder vermeidet es wenigstens, nach Jerusalem zu gehen. Im Gegenteil: Schnurstracks geht er bewusst in die Hauptstadt Israels, sehenden Auges dem Ende entgegen.
Kreuz und Auferstehung – eine Einheit
Der Tod Jesu am Kreuz ist hier also schon ganz gegenwärtig. Und gleichzeitig spielt die Auferstehung in die Szenerie hinein: Strahlend weiß wird Jesus, so wie die Engel am leeren Grab strahlend weiß gewandet sein werden. „Verklärung“ heißt das Geschehen auf dem Berg: Da wird schon irgendwie klar, wer Jesus eigentlich ist. Seine Herrlichkeit wird, wenn auch nur für einige wenige Augenblicke, greifbar. Ein ganz wesentliches Element des christlichen Glaubens ist die tiefe Überzeugung, dass der Tod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung untrennbar zusammengehören. Die Herrlichkeit nicht ohne das Leid, der Ostersonntag nicht ohne den Karfreitag.
Wieso das Kreuz?
Immer wieder gab es in der Kirche Bestrebungen, diese beiden Elemente voneinander zu trennen. Sie konnten sich nicht durchsetzen. Beides ist Jesus. Beides gehört zu seiner Sendung. Manchmal ist es schwer zu begreifen, warum Jesus überhaupt am Kreuz sterben muss. Hätte er nicht alt werden und sanft einschlafen können? Hätte er die Menschheit nicht auch ohne seinen Tod retten können? Das aber war nicht der Wille Gottes, der durch den freiwilligen Tod Jesu am Kreuz zeigen wollte, wie weit seine Liebe zu gehen bereit ist.
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