Im Evangelium des zweiten Adventssonntags ruft Johannes der Täufer die Menschen zu Umkehr auf. Gleichzeitig ist er aber auch Bote der Barmherzigkeit Gottes, wie unser Autor Benedikt Bögle erklärt.
Der Advent rückt voran, recht weihnachtlich wird es aber auch am zweiten Adventssonntag nicht. Noch immer ist da keine Rede von Weihnachten, von der Geburt Jesu oder von Maria und Josef. Im Evangelium (Markus 1,1-8) geht es vielmehr wieder um Umkehr. Das Wirken Jesu beginnt mit dem Auftritt von Johannes dem Täufer. Der lebt in der Wüste „und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.“ (Markus 1,4) Seine Erscheinung muss etwas wild gewesen sein, wenn wir die Schilderung des Evangeliums ernst nehmen: Er trägt ein Kleidungsstück aus Kamelhaaren und ernährt sich von wildem Honig und Heuschrecken. Würden wir einem solchen Mann heute begegnen, wären wir möglicherweise verschreckt.
Ein verrückter Mensch
Johannes wird beinahe ein wenig verrückt geschildert. Bei seiner Botschaft aber muss er das auch sein. Johannes verkündet Umkehr und Buße. Das ist nie ein angesagtes, gesellschaftsfähiges Thema. Den Menschen zu sagen, sie sollen ihr Leben ändern, ist nicht gerade die Garantie für gesellschaftlichen Aufstieg. Dennoch sind dieses Korrektiv wichtig. Gerade die Kirche will ja bis heute eine kritische Stimme sein, die politische und soziale Entwicklungen kritisch hinterfragt und im Zweifel auch ihre Stimme erhebt. Da fällt man immer aus dem Rahmen. So wie Johannes auftritt, fällt er schon durch sein Aussehen daraus, mehr dann noch durch seine Botschaft. Das ist ein kritischer Zeitgenosse, ein schwieriger Mensch möglicherweise.
Zur Umkehr gehört Vergebung
Dabei verkündet Johannes nicht nur Umkehr. Er verkündet auch die „Taufe zur Vergebung der Sünden.“ Das geht leicht unter – ist aber wichtig. Umkehr und Buße sind wichtig, aber die entscheidende Frage ist immer, in welchem Horizont das geschieht. Buße kann Selbstzerfleischung sein, aus der der Mensch gebrochen hervorgeht. Ein Akt, der kein gutes Haar mehr an den Menschen lässt, ein Prozess, der den Lebenswillen brechen kann. Doch genau darum geht es hier nicht. Die Umkehr, die Johannes predigt, steht im Horizont der Vergebung und Barmherzigkeit Gottes.
Der Anfang der frohen Botschaft
Dieser Weg der Umkehr, aber auch der Vergebung Gottes ist in allen Zeiten aktuell. Das Markusevangelium beginnt mit den Worten: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“ (Mk 1,1). Das griechische Wort für Anfang – „arche“ – kann auch so etwas wie „Ursprung“ bedeuten. Damit kann dieser Satz zwei Dinge aussagen. Zum einen kann es als rein technische Angabe gesehen werden: Hier beginnt die Erzählung des Markus, vergleichbar vielleicht mit einer heutigen Kapitelangabe. Andererseits schreibt Markus für eine Gemeinde, die Jesus schon kennt, die bereits zum Glauben an ihn gekommen ist. Sie haben das „Evangelium“ bereits, die frohe Botschaft. Markus will ihnen nun erklären, wo dieses Evangelium seinen Ursprung hat, nämlich im Auftreten Jesu.
Von diesem Punkt an entwickelt sich das Reich Gottes. Das Evangelium ist keine schon abgeschlossene Größe, es ist nicht lediglich eine beendete Geschichte, die wir drucken und lesen können. Das Evangelium ist immer aktuell, es geht uns immer etwas an. Und dieses Evangelium beinhaltet die Botschaft von Umkehr und von der Vergebungsbereitschaft Gottes. Genau darum sollte es im Advent gehen: Um einen neuen Blick auf das Leben und auf die eigene Beziehung zu Gott. Auch wenn das bisweilen schwierig und belastend ist, sollte dieser Blick eine klare Richtung haben: Hin auf das Gute, auf die Barmherzigkeit Gottes.
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