Endlich mit dem/der Partner/in zusammenziehen – ein Traum für viele Paare, die noch getrennt leben, aber mehr Zweisamkeit genießen wollen. Gerade jungen Paaren fehlt oft die Privatsphäre, wenn sie noch bei den Eltern oder in einer WG wohnen. Das Zusammenleben kann Vor- und Nachteile mit sich bringen, wenn man jedoch einige Dinge vorher beachtet, kann es eine schöne Erfahrung werden. Drei Paare berichten von ihren Erfahrungen.
Der richtige Zeitpunkt
Den perfekten Zeitpunkt gibt es wahrscheinlich nicht. Trotzdem ist es ratsam, nicht zu früh zusammen zu ziehen. Es ist sicher hilfreich, wenn beide bereits etwas Erfahrung im eigenständigen Wohnen gesammelt haben. So war es auch bei den drei Paaren, die ich befragt habe. Lisa (31) wohnte in einer WG und ihr Partner Marcel (35) in einer Einzimmerwohnung. Sie sind schon seit neuneinhalb Jahren ein Paar, wohnen allerdings erst seit fünf Jahren zusammen. Mia (24) und Thilo (28) führten im ersten halben Jahr ihrer Beziehung eine Fernbeziehung zwischen Deutschland und den USA, aber wohnten vor ihrer gemeinsamen Wohnung beide jeweils in einer Einliegerwohnung. Sie hatten so die Chance, bereits einen eigenen Haushalt zu führen, bevor sie dann zusammenzogen. Für Tanja (25) und Stefan (27) war die gemeinsame Wohnung auch ein Anreiz, aus dem Haus der Eltern auszuziehen, wo sie beide noch in ihrem „Kinderzimmer“ wohnten. Dennoch haben sie mit diesem Schritt fast vier Jahre gewartet.
Die passende Wohnung
Preis, Lage, Größe – für die meisten sind das die wichtigsten Kriterien für die Wohnungswahl. Stefan und Tanja sind vor circa eineinhalb Jahren in ihre gemeinsame Wohnung gezogen. Ausschlaggebend für ihre Entscheidung war, dass sie sich in dieser Wohnung auf Anhieb wohl und geborgen fühlten. „Der Gesamteindruck hat einfach gepasst“, sagt Tanja. Für Lisa und Marcel war vor drei Jahren vor allem die Größe und Lage entscheidend. Dennoch war es ihnen wichtig, dass die Wohnung nicht so viel kosten sollte, dass „am Ende kein Geld mehr zum Leben übrigbleibt“. Deshalb haben auch Mia und Thilo sich vor knapp zwei Jahren für eine günstige 1ZKB-Wohnung entschieden, auf die sie durch einen Freund aufmerksam geworden waren.
Beide bereuen jedoch ihre Entscheidung, nicht mehr auf die Lage und Größe geachtet zu haben, da sie nun auf der Suche nach einer anderen Wohnung sind, die ruhiger gelegen und größer ist. „Man kann sich bei einem Streit nicht aus dem Weg gehen“, bedauern beide. Die richtige Wohnung zu finden ist nicht leicht, man muss oft Kompromisse eingehen und gemeinsam entscheiden, auf welche Kriterien am meisten Wert gelegt wird. Es ist sicher nicht schlecht, da auch auf sein Bauchgefühl zu achten.
Der gemeinsame Haushalt
Habt ihr eine Wohnung gefunden, die euch beiden gefällt und seid in diese eingezogen, ist es wichtig zu klären, wie ihr euren Haushalt führen wollt. Das betrifft die Regelung finanzieller Ausgaben wie auch die Verteilung der Haushaltsaufgaben. Für Lisa und Marcel spielt Geld keine große Rolle, alles was sie verdienen landet im „Familientopf“. Dazu führen sie ein gemeinsames Girokonto, von dem alle Ausgaben bezahlt werden und gemeinsam gespart wird. Trotzdem haben beide jeweils ein eigenes Konto für eigene Bedürfnisse. Mia und Thilo wollen in Zukunft auch ein gemeinsames Konto anlegen. Bisher kaufen beide zusammen oder getrennt ein, bewahren die Quittungen auf und rechnen am Ende vom Monat miteinander ab. Tanja und Stefan handhaben das ähnlich, mal bezahlt der eine, mal der andere. Eine genaue Abrechnung findet jedoch nicht statt, sie machen es eher nach Gefühl und denken, dass es sich am Ende ausgleicht. Wer was wie wann bezahlt, müssen Paare individuell entscheiden, wichtig ist jedoch, dass beide mit der Regelung einverstanden sind, sodass am Ende kein Streit wegen Geld entsteht.
Genauso ist es wichtig zu besprechen, wer welche Aufgaben im Haushalt übernimmt. Alle drei Paare teilen sich die anfallenden Aufgaben. Das muss keine feste Ordnung haben, kann aber, wenn es hilft. Stefan und Tanja ergänzen sich in den meisten Aufgaben, indem jeder seinen eigenen Zuständigkeitsbereich hat. Ob ihr einem Putzplan folgt oder es etwas ungezwungener regelt, ist euch überlassen. Solange beide einverstanden sind, kann da nicht viel schiefgehen. Im Gegenteil, es kann sogar eine Entlastung darstellen, da man nun nicht mehr alles alleine machen muss.
Das Zusammenleben
Kommunikation ist das A und O, denn ihr werdet sehr viel Zeit miteinander verbringen. Deshalb sollte man vorher versuchen realistisch einzuschätzen ob man mit dem/der Partner/in 24 Stunden lang zusammen sein könnte, meint Tanja. Außerdem denkt sie, dass man nicht zu früh zusammenziehen sollte, da man etwas Zeit braucht, um sich kennenzulernen, sodass keine falschen Erwartungen entstehen und man dann enttäuscht wird, wenn etwas anders wird als gedacht. Tanja und Mia geben beide zu, dass der gemeinsame Alltag schnell nicht mehr so aufregend ist wie noch am Anfang. Die „Schmetterlinge-im-Bauch-Momente werden weniger“ sagt Mia.
Dennoch schätzen alle drei Paare die gemeinsame Zeit, die sie nun mehr und besser genießen können. Stefan und Tanja streiten sich sogar weniger, da die gemeinsame Wohnung ihre Hauptstreitthemen quasi ausgelöscht hat. Sie finden es schön, dass man sich abends nicht mehr Tschüss sagen muss, sondern gemeinsam einschlafen kann. Auch Lisa und Marcel war es wichtig mehr Zeit miteinander verbringen zu können und das Gefühl zu haben „angekommen zu sein“. Achtsamkeit, Sicherheit und Gemeinschaftlichkeit sind ihnen am Wichtigsten und der Traum, eine Familie zu gründen, ist durch ihre Hochzeit vor circa einem Jahr noch einmal mehr in den Fokus gerückt. Dennoch haben beide ihre Freiräume und Hobbies behalten, die jeder vorher schon hatte. Sie raten mutig und immer offen und ehrlich mit dem/der Partner/in über Erwartungen und Bedürfnisse zu sprechen. Viele Sorgen und Ängste kann man dadurch oft beseitigen. Ihr Tipp, um den Alltag etwas aufzulockern: „Einfach mal eine aufregende Verabredung planen“.
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