“Unser Bundesjogi lebte bis zur WM 2018 in der Vergangenheit und zog nach dem Vorrundenaus die falschen Schlüsse”, meint unser Autor. Ein Kommentar mit Augenzwinkern.
„Gemeinsam verlieren“ – dieses Motto war selten so passend wie in diesem Spiel. Sprachlos war nicht nur der TV-Experte Bastian Schweinsteiger. Am liebsten hätte sich der Fußballgott wohl selbst eingewechselt. Noch drastischer war der Schritt einer anderen deutschen Fußball-Legende: Lukas Podolski. Der 130-fache Nationalspieler hat kurzerhand verkündet, die Sportart zu wechseln und mit Kufen an den Füßen für die Kölner Haie auf Torjagd zu gehen.
Da sind wir nun also, 14 Jahre nach der Heim-Weltmeisterschaft, dem Sommermärchen, welches uns der Kaiser höchstpersönlich geschenkt hat. Oder war sie doch gekauft und nicht geschenkt, diese WM 2006? Eigentlich auch egal, wenn man sieht, was aus der nachfolgenden Generation geworden ist. Leroy Sane, Timo Werner und Jonathan Tah sind nur drei beliebige Namen aus dem Jahrgang von 1996. Sie waren zehn Jahre alt beim Sommermärchen und genossen in den Jahren danach die beste Fußballausbildung, die man sich vorstellen kann. Die Erben einer goldenen Generation. Eben diese goldene Generation, welche seit dem Sommermärchen von Jogi Löw aufgebaut wurde und an Ihrem Höhepunkt 2014 den Weltmeisterpokal in die Höhe stemmen durfte.
Erinnerungen an bessere Zeiten
Doch ich schweife ab. Die Erinnerungen sind einfach so schön. Man möchte sich ewig daran klammern. Genau das hat uns, die Fußballnation Deutschland, in diese Lage gebracht, in der wir jetzt sind. Unser Bundesjogi lebte bis zur WM 2018 in der Vergangenheit und zog nach dem Vorrundenaus die falschen Schlüsse. Das große Thema beim DFB: Umbruch! Dieser wurde zuerst verpasst und dann mit einer, aus heutiger Perspektive, dramatischen Fehleinschätzung bestimmter Spieler in die falsche Bahn gelenkt.
Es geht natürlich um Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller. Die drei verstoßenen Weltmeister. Die Endgültigkeit Ihrer Ausbootung wird der Bundestrainer mit ziemlicher Sicherheit schon lange bereuen. Man darf allerdings nicht vergessen, dass zum Zeitpunkt der Entscheidung alle drei nicht in Ihrer Bestform waren und eine Nicht-Nominierung zur Nationalelf absolut sinnvoll war. Wäre da nicht diese Endgültigkeit. Dummerweise haben sich alle drei aus ihrem Leistungsloch ausgegraben und sind zu alter Stärke zurückgekehrt. Und wer weiß, wie das DFB-Team mit dem ein oder anderen erfahrenen Mann mehr gegen Spanien aufgetreten wäre.
Zukunftsvisionen für die Nationalelf
Widmen wir uns dem Hier und Jetzt. Ich möchte euch eine genaue Spielanalyse ersparen und das Spiel in einem einzigen Statement beschreiben: Wenn alle Menschen die Abstandsregeln so ernst nehmen würden wie unsere Nationalspieler auf dem Platz, wäre die Corona Pandemie schon besiegt. Doch es hätte nicht so kommen müssen. Eine Niederlage scheint unvermeidbar gewesen zu sein, doch mit dem nötigen Zusammenhalt wäre das Ergebnis wahrscheinlich nicht so deutlich ausgefallen. „Die Mannschaft“ muss endlich beginnen sich auch wie eine Mannschaft und eine Einheit zu präsentieren. Es müssen alle an einem Strang ziehen, oder wie es Sepp Herberger zu sagen pflegte: „Elf Freunde müsst ihr sein!“
Man muss immer auch das Positive an der Lage sehen: Da bis zur nächsten Länderspielpause noch so viel Zeit vergehen wird, wage ich einen Ausblick, wie unsere Lage der (Fußball)-Nation im nächsten Jahr aussehen wird: Jogi Löw wird sein Amt zur Verfügung stellen (müssen). Peter Neururer übernimmt das Ruder und holt Erik Durm, Andre Schürrle und Kevin Großkreutz zurück ins Team. Halt, Stopp! Das sind wohl nicht die richtigen drei Weltmeister, die unsere Fußballnation noch retten können. Aber wenn nicht Peter Neururer der neue Bundestrainer wird, wer dann?
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