Nichts im Leben ist so sicher wie er. Doch häufig verdrängen wir ihn oder tun so, als würde es ihn gar nicht geben. Bis er sich plötzlich und unerwartet in unser Leben drängt: der Tod. Ob man will oder nicht: Früher oder später muss man sich mit dem Sterben auseinandersetzen. Eine neue App kann bei diesen Gedanken behilflich sein.
Ob Sensenmann oder Knochengerippe mit Sanduhr: Die Allegorien für den Tod haben selten ein sonderliches gutes Image. Kein Wunder, ist doch der Verlust eines lieben Menschen immer eine schmerzhafte und traurige Angelegenheit. Noch dazu wird man bei jeder Begegnung mit dem Tod an die eigene Sterblichkeit, an das eigene Ende erinnert. Doch die Beschäftigung mit dem Sterben selbst muss nicht immer nur negativ sein.
Wenn dieser Tag der letzte meines Lebens wäre …
Der mehrfache Unternehmensgründer und innovative Apple-Chef Steve Jobs erzählte in einer millionenfach geklickten Rede vor dem Stanford College im Jahre 2005, dass er es sich zur Einstellung gemacht habe, jeden Morgen in den Spiegel zu schauen und sich zu fragen, was würde ich heute machen, wenn dieser Tag der letzte meines Lebens wäre. „Fast alles, Erwartungen, die von außen an einen herangetragen werden, Stolz oder Angst vor beschämendem Scheitern sind Dinge, die im Angesichts des Todes keine Rolle mehr spielen.“
Da der Tod die Bestimmung sei, die wir alle gemeinsam haben, solle man getrost seinem Herzen folgen und nicht seine begrenzte Zeit damit verschwenden das Leben eines anderen zu führen. Für ihn selbst sei aus dieser nützlichen aber rein intellektuellen Übung schon sehr bald bitterer Ernst geworden, nämlich als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde. 2011 verstarb Jobs im Alter von 56 Jahren im Kreise seiner Familie.
Überraschender Perspektivenwechsel
Das Leben von seinem Lebensende aus betrachten, gewissermaßen von hinten, kann einem eine ganz andere Perspektive geben. Hier setzt die neue App LifeCompanion des Müncher Start-ups TomorrowBits an.
Zunächst einmal lassen sich mit der kostenlosen App rein organisatorische Dinge erledigen. Eine Checkliste hilft bei der Planung von Versicherungen und Vollmachten, wie Patientenverfügung oder Testament mit entsprechenden Tipps zu rechtsgültigen Formulierung. Darüber hinaus kann man seinen letzten Song festlegen und die Art und Weise, wie man bestattet werden möchte. Über einen „postmortalen Messaging-Dienst“ besteht die Möglichkeit, Nachrichten abzuspeichern, die nach dem eigenen Tod an Freunde und Verwandte versendet werden.
Wissenswertes und Persönliches
Neben diesen organisatorischen Aspekten, die eher für die Angehörigen gedacht sind, hat die App auch für den Anwender selbst etwas zu bieten: Der User findet dort Wissenswertes rund um die Themen Nahtod- bzw. Sterbeforschung und zum Umgang der Religionen mit dem Tod. Das Festlegen eigener Lebensziele ist genauso möglich wie das Führen eines digitalen Tagebuchs. Letzteres kann im Todesfall – sozusagen als emotionales Vermächtnis – an einen oder mehrere Hinterbliebene übermittelt werden.
Sicherheit und Funktionsweise
Damit die Daten auch zur Verfügung stehen, wenn das eigene Smartphone oder Tablet kaputt oder verloren geht, liegen sie nicht auf dem Gerät selbst, sondern auf einem Sicherheitsserver. Versendet werden sie an die Hinterbliebenen erst, wenn mindestens drei vorab bestimmte Personen den Tod bestätigen. Dazu meldet eine der Personen den Tod, den zwei weitere dann bestätigen müssen. In einer zukünftigen Version der App soll es auf diesem Wege auch möglich sein, im Falle eines schweren, nicht tödlichen Unfalls Daten zur Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und dem Organspendeausweis freizuschalten.
Todsicher
„Nichts in dieser Welt ist sicher“, schreibt Benjamin Franklin 1789 in einem Brief, „außer dem Tod und den Steuern.“ Mit dem Faktum des sicheren Todes, der uns alle früher oder später erwartet, lohnt es sich, sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen, denn der Tod gehört irgendwie zum Leben dazu. Die App LifeCompanion kann dabei eine Hilfe sein.
Denn wenn man einerseits das Thema Tod als Tabu verdrängt, wird man schneller davon eingeholt, als es einem vielleicht lieb ist. Wenn man andererseits übermäßige Angst vor ihm hat, weiß man nicht mehr recht zu leben. So formuliert Johann Gottfried Seume: „Wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren.“ Sich dem Tod in der richtigen Weise zu stellen, ist eine Kunst. Doch wenn man in dieser Kunst geübt ist, dann wird aus der Kunst des richtigen Sterbens, eine Kunst des richtigen Lebens.
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