Xavier Naidoo wird für Deutschland beim Eurovision Song Contest 2016 antreten. Er und Savaş Yurderi (Kool Savas), hatten 2012 eine Klage am Hals. Es ging um einen „versteckten Track“ auf ihrem neuen Album. Der Text war zwar krass, aber durch die Meinungsfreiheit gedeckt, meint unsere Autorin.
In Kool Savas´ Album „Aura“ gab es zwei Lieder, in denen Xavier Naidoo mitsang. 2012 hatten sie ein neues produziert: “Gespaltene Persönlichkeit”. Die Lieder auf dem Album haben verschiedene Themen. Auf dem Album gibt es ein Lied, mit dem Titel „Wo sind sie jetzt“, welches nicht wie alle anderen Lieder auf dem Album ist, sondern als so genannter Hidden-Track. Hidden-Track bedeutet, dass ein Lied auf dem Cover des Albums nicht mit aufgelistet ist, sondern versteckt irgendwo zwischen den anderen Liedern zu hören ist.
In dem Lied geht es um „Das Schlimmste was Menschen, Menschen antun können“, so Xavier Naidoo. Es wird mit harten Worten beschrieben, wie Kinder auf schlimmste Art vergewaltigt werden. Hier ein Ausschnitt aus dem Text des Liedes:
„Denn ihr Durst ist unstillbar und schreit nach ‘nem Kind. Okkulte Rituale besiegeln den Pakt der Macht. Mit unfassbarer Perversion werden Kinder und Babies abgeschlachtet.“
Klage gegen „versteckten“ Track
Der Track ist von Xavas geschrieben worden, damit die Menschen über dieses Thema nachdenken, die Augen aufmachen und nicht wegschauen und sich ihre eigene Meinung zu dem Thema bilden können. Deshalb ein „versteckter“ Track, damit die Leute die es hören und darüber nachdenken wollen, dies machen können und die, die es nicht wollen, es einfach lassen. Mit den Argumenten, das Lied stelle einen Angriff auf die Menschenwürde und eine Verherrlichung von Gewalt dar, hatte dann eine Jugendorganisation der Linkspartei Namens „Linksjugend Solid“ eine Klage gegen Xavier Naidoo und Kool Savas eingereicht.
„Die Linksjugend Solid ist ein sozialistischer, antifaschistischer, basisdemokratischer und feministischer Jugendverband“, heißt es auf der offiziellen Website der Linksjugend Solid. Den Verband gibt es seit 2007 und er hat derzeit etwa 10.000 Mitglieder, von denen 4.100 aktiv bei Aktionen des Verbandes mitwirken. Er ist eine anerkannte Jugendorganisation der Linkspartei und setzt sich vor allem für radikale Gesellschaftskritik und selbstbestimmende Politik ein. Die Anklage des Verbands gegen Xavas lautet „Anfangsverdacht des Aufrufs zur schweren Körperverletzung, Totschlags und Volksverhetzung“.
Xavier Naidoo sollte „Voice of Germany“-Jury verlassen
Der Aufruf zur schweren Körperverletzung und des Totschlags besteht, da Xavas in dem Lied beschreiben, wie sauer sie auf solche Vergewaltiger von Kindern sind, und dass sie sich am liebsten mit Gewalt an den Tätern rächen würden. Die Kläger fordern Xavas auch dazu auf, das versteckte Lied ganz von dem Album zu nehmen und der Landessprecher des Verbands „queer.NRW“ (welcher zusammen mit Linksjugendsolid Kläger ist) forderte Xavier Naidoo dazu auf, die Sendung „Voice of Germany“, eine Gesangs-Talentshow im Fernsehen, in der Xavier zum zweiten Mal in der Jury sitzt, zu verlassen. Pro7 und Sat1 könnten es sich nicht leisten, so jemanden in ihrem Programm als Jury-Mitglied zu haben.
Doch was für eine Begründung ist es, jemanden des Aufrufes zu Körperverletzung und Mord anzuklagen, der sich als kreativer Musiker einfach nur der in Deutschland hart erkämpften Meinungsfreiheit bedient? In Artikel 5.1. des deutschen Grundgesetzes heißt es: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“
Meinungsfreiheit, Eigensinn, Libertarismus?
Xavas drücken mit ihrem Lied ihre Meinung und ihre Gefühle gegenüber schrecklichen Ritualen, bei denen Kinder vergewaltigt und umgebracht werden, aus. Sie beschreiben in den versteckten Zeilen ihre Wut gegenüber den Tätern und fragen sich, wo „unsere Kämpfer“ und „unsere Lebensretter“ sind. Die Linkspartei setzt sich für mehr Demokratie ein und auch die „Linksjugend Solid“ beruft sich auf ihrer eigenen Website auf „Basisdemokratie“. Aber wie passt das mit der Klage zusammen? Sollten wir nicht froh sein, in einem Land zu leben, in dem wir die Möglichkeit haben, öffentlich und frei zu sagen, was wir denken und nicht zensiert werden oder gar nicht das Recht haben, unsere Meinung zu äußern?
Und was denkst Du dazu?
Anmerkung: Dieser Artikel wurde am 19. November aktualisiert. Wir empfehlen weiterführend auch folgenden Beitrag: http://www.focus.de/kultur/musik/direkt-nominiert-xavier-naidoo-soll-fuer-deutschland-zum-esc-fahren_id_5094301.html
und diesen hier: https://www.eurovision.de/news/Xavier-Naidoo-singt-beim-ESC-2016-fuer-Deutschland,teilnehmer260.html
Tim Huyeng
Vielen Dank für etwas Vernunft nach all dem irrationalen shitstorm…
Ich glaube Xavier als rechtsradikal zu titulieren ist recht schwer durchzuargumentieren und ich hoffe, dass zum Beispiel die Linken dieses Landes mal vor allem die alten Tracks von Naidoo hören. Diese hatten sehr viel stärkeren politischen Backround und hielten Freiheit, Pluralismus und allgemeine Menschenrechte, der ihm entgegenwehenden Xenophobie entgegen.