Die Schule ist vorbei, endlich kann ich in die weite Welt hinausziehen. Nie wieder die Fächer, die ich in der Schule nicht leiden konnte. Nie wieder Lehrer, die mir sagen, was ich tun soll – ab jetzt bin ich frei. Aber was mache ich mit dieser Freiheit?
Was will ich überhaupt mit meinem Leben anfangen? Viele junge Menschen fühlen sich mit diesem Frage alleingelassen. Sie denken: Alle meine Freunde wissen schon, was sie machen wollen. Wieso weiß ich es noch nicht? Und schon stellt man sich Fragen, auf die es keine einheitliche Antwort gibt. Jeder von uns ist schließlich unterschiedlich.
Was zu den Menschen in unserem Umfeld passt, muss noch lange nicht zu mir passen. Bei den alten Schulkameraden nachzufragen, bringt daher nicht immer die Antwort. Wenn der alte Schulfreund Wirtschaft studiert, muss ich das noch lange nicht. Genauso verhält es sich mit den Eltern. Auch wenn wir noch so sehr von ihnen erzogen und beeinflusst wurden, wir müssen unseren ganz eigenen Weg gehen.
Wie also findet man das richtige Studium?
Eine Patentlösung gibt es nicht. Würde ich sie kennen, wäre ich bestimmt steinreich. Aber aus eigener Erfahrung kann ich eins sagen: Wenn man ehrlich genug ist und sich ohne Scheu fragt, was man vom Leben will, dann bekommt man es meist auch. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber bedeutet, sich nichts einzureden und sich nichts von anderen einreden zu lassen.
Also was für Menschen seid Ihr? Wollt Ihr etwas mit den Händen machen oder seid Ihr eher die Denker? Mögt Ihr Naturwissenschaften oder vielleicht doch eher Technik? Diese Fragen kann Euch niemand beantworten. Ich für meinen Teil hatte mittlerweile bestimmt sechs Termine bei der Agentur für Arbeit. Die Sachbearbeiter sagen Euch dort erst einmal, was es für Studiengänge gibt. Sie legen Euch auch detailliert dar, was Ihr damit machen könnt. Aber das einzige was zählt, ist das, was sie Euch nicht sagen können: was speziell für Euch das Richtige ist. Deswegen hier jetzt drei Denkanstöße, die vielleicht nicht direkt alle Probleme lösen, aber vielleicht in die richtige Richtung weisen können.
Die wahre Leidenschaft
1) Welche Tätigkeit fesselt Euch so sehr, dass Ihr damit Stunden verbringen könnt, ohne dass es langweilig wird? Vielleicht gibt es bei Euch ja diese eine Sache, die euch so sehr packt, dass Ihr erst nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkt, wie lange Ihr eigentlich schon dabei seid. Natürlich kann jeder von uns stundenlang Serien auf Netflix schauen, aber um so etwas geht es hier weniger. Vielleicht macht Euch ja das Basteln an Vaters Auto Spaß oder Ihr engagiert euch in Eurer Freizeit ehrenamtlich.
2) Bedenkt, dass ein Studium nicht direkt Euer ganzes restliches Leben vorherbestimmt. Viele denken: Ich studiere jetzt dies und das, dann steige ich in diesen oder jenen Beruf ein und dann gibt es kein Zurück mehr. Das führt zu einer Art Torschlusspanik, man bekommt Angst davor, dass man das, was man gerade tut, ein Leben lang ohne Chance auf Veränderung tun muss. Schaut Euch mal die Biographien mancher Prominenter an: Stephen King, der berühmte Autor, war früher zum Beispiel Englischlehrer. Und Visionäre wie Steve Jobs oder Mark Zuckerberg haben ihr Studium nicht einmal abgeschlossen. Die ungefähre Richtung Eures Studiums sollte schon stimmen, aber es gibt immer Möglichkeiten, etwas Neues auszuprobieren, wenn einem das Alte nicht mehr gefällt.
3) Versucht Euch daran zu erinnern, was Ihr als Kinder werden wolltet. Manche Kinder wollen zum Beispiel Astronauten werden, bis die Eltern ihnen sagten: Kind, das schaffst du eh nicht, suche dir doch etwas Realistischeres. Ich weiß nicht, ob Ihr den Film Das Streben nach Glück kennt, aber dort wird gesagt: Wenn andere etwas nicht können wollen sie Dir immer einreden, dass Du es auch nicht kannst. Wenn Du etwas willst, dann mach es. Die Moral von der Geschicht‘: Denkt an die Zeit zurück, als Euch andere noch nicht beeinflusst haben. Vielleicht ist ein kleiner Abstecher in Eure Kindheitserinnerungen ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Das Leben ist zu kurz, um Träume nicht zu verwirklichen
In meinem Fall habe ich auf diese Weise das Schreiben wiederentdeckt. Als Kind habe ich andauernd meine Gedanken zu Papier gebracht, bis mir gesagt wurde, das sei nicht normal. Dieses ganze Geschreibe mache mich zu einem Sonderling, hat man mir zu verstehen gegeben. Und wer will als Junge von 12 Jahren schon freiwillig ein Sonderling sein? Also habe ich das Schreiben aufgegeben und mir lange Zeit eingeredet, es nicht zu wollen. Mein Tipp: Redet Euch nichts ein, was ihr eigentlich nicht wollt.
Wenn Ihr alles ausblendet, was Eure Freunde denken, was Eure Eltern denken, was angeblich unmöglich oder zu schwierig ist, dann seid Ihr eurer wahren Leidenschaft schon ein Stück näher gekommen. Ich habe zu meiner Mutter einmal gesagt: Mama, wenn es dich schon lange nicht mehr gibt, werde ich diesen Job immer noch ausüben. Wenn Du wirklich das Beste für mich willst, dann lass es meine Entscheidung sein und vertrau mir, dass ich die richtige treffe.
Es klingt hart, aber es ist so. Ich sage das deshalb, weil ich in meinem eigenen Freundeskreis Leute kenne, die ihre Studienentscheidung sehr von dem abhängig machen, was ihre Eltern denken. Versucht nicht anderen damit zu gefallen, was ihr tut. Was bringt es Euch, wenn Euch alle eure Freunde sagen, wie toll es ist, dass Ihr Medizin studiert, wenn Ihr selber keine Freude daran habt?
Wir haben nur ein Leben und es lohnt sich auch manchmal etwas Neues auszuprobieren oder ein Risiko einzugehen. Zum Abschluss ein Bild, dass ihr Euch vor Augen halten solltet: Irgendwann sitzen wir nämlich alle alt und faltig in unseren Schaukelstühlen mit einem Kopf voll von Erinnerungen an unser Leben. Ihr werdet im Leben vor allem das bereuen, was Ihr nicht versucht habt, also sorgt dafür, dass Ihr im Alter etwas Tolles zu erzählen habt.
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