Am 7. Oktober hatte die radikalislamische Hamas Israel angegriffen, Menschen getötet und viele Geiseln genommen. Kurz darauf reagiert Israel seinerseits mit einem Militärschlag. Während der Gefechte hat Schwester Nabila vom Orden der Rosenkranzschwestern zusammen mit 700 weiteren Christen Zuflucht in der Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt gesucht.
Sie hat mit dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ telefoniert und mitgeteilt, dass unter den Flüchtlingen auch rund 100 Kinder seien. Sie hätten Erfahrungen gemacht, die Traumata zurückließen: „Diese Kinder kennen nur Krieg. Wir wollen nur Frieden, Frieden.“
„Kirche in Not“ hilft vor Ort und versorgt die Menschen
„Kirche in Not“ unterstützt über das Lateinische Patriarchat in Jerusalem die Christen in den Kriegsgebieten. Zurzeit kümmern sich sechs Ordensfrauen und der Vikar der katholischen Pfarrei um Notleidende und Verletzte. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten funktioniere, doch die humanitäre Situation vor Ort werde täglich schlimmer. „Der beste Weg, um mit der verheerenden Situation fertig zu werden, besteht darin, sich zu beschäftigen und anderen zu helfen.“
Grenzöffnung zu Ägypten ist ein kleiner Hoffnungsschimmer
Die vorläufige Öffnung der Grenze zu Ägypten für Hilfslieferungen sei laut Schwester Nabila ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Zivilbevölkerung. Hoffnung ist in dieser Zeit ein knappes Gut, denn zuvor hatte es eine Detonation an der griechisch-orthodoxen Kirche St. Porphyrios gegeben. Nach Angaben der lokalen Gemeinde seien dabei 18 Personen im dortigen Gemeindezentrum ums Leben gekommen, darunter eine Lehrerin.
Auch zwei Kinder, die in der katholischen Pfarrei am Religionsunterricht teilnahmen, seien Schwester Nabila zufolge unter den Toten. Trotz dieser Situation sei für viele eine Flucht undenkbar, denn unter den Schutzsuchenden und Überlebenden befänden sich zahlreiche Menschen mit Behinderung, andere seien alt oder geschwächt.
„Im Moment bleibt uns nur Gott“, sagt Schwester Nabila
In der Pfarrkirche „Heilige Familie“ feiert die kleine Gemeinde zweimal täglich die heilige Messe. Ununterbrochen werde der Rosenkranz gebetet, erzählt die Ordensfrau: „Im Moment haben wir nur Gott. Es gibt so viel Böses, so viel Leid.“
„Humanitäre Waffenruhe“ gefordert
In einer gemeinsamen Erklärung Mitte Oktober betonten die Patriarchen und Oberhäupter der christlichen Kirchen in Jerusalem die „heilige und moralische Pflicht, den Zivilisten, die in verzweifelter Not zu uns kommen, Hilfe, Unterstützung und Zuflucht zu gewähren.“
Trotz der Evakuierungsaufforderungen könnten die Kirchen diesen Auftrag nicht aufgeben, „denn es gibt buchstäblich keinen anderen sicheren Ort, an den sich diese unschuldigen Menschen wenden können“. Die Kirchenführer appellierten an die internationale Gemeinschaft „den Schutz von Zufluchtsorten wie Krankenhäusern, Schulen und Gotteshäusern“ durchzusetzen. Um die Versorgung der Zivilbevölkerung zu gewährleisten, forderten sie eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“.
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