Geschwister kennen dich dein Leben lang. Da liegen Liebe und Streit meist nah beieinander. Warum es einfach wundervoll ist, Geschwister zu haben, obwohl sie uns so oft nerven und wie sie unsere Sicht auf unsere Mitmenschen und unser Leben ändern.
Geschwister – Freunde fürs Leben
Die Bindung zwischen Geschwistern ist meist sehr eng – kein Wunder, denn kein Mensch kennt dich länger und prägt dich in deiner Kindheit so sehr wie ein Geschwisterchen. Im ersten Moment könnte man nicht stolzer sein, kurz darauf bringen Geschwister einen zur Weißglut. Eifersucht, Rivalität, Liebe, Stolz, Beschützerinstinkt: in kaum einer anderen Beziehung liegen Liebe und Hass so nah beieinander. Das Schöne dabei ist aber eben auch, dass der Streit meist gleich wieder beigelegt ist. Anders als bei Freundschaft oder Beziehungen verzeiht man schneller, denn Geschwister sind Freunde fürs Leben.
In Kindheitstagen haben Geschwister meist eine sehr enge Bindung zueinander, die oft in der Pubertät und sobald es um Karriere und Familiengründung geht, an Intensität nachlassen kann. Trotzdem lernt man, wie sehr man sich auf seine Geschwister verlassen kann und wie viel ein guter und ehrlicher Rat wert ist. Das Gefühl von Heimat und absoluter Vertrautheit nimmt mit den Jahren immer mehr zu.
Diese besondere Bindung ist schwer zu beschreiben. Geschwister machen dich zu Schwester oder Bruder, Tante oder Onkel. Sie zeigen dir deine schönste Seite, die in dir steckt, aber sind auch gnadenlos, wenn du dich daneben benimmst. Sie können deine Sicht aufs Leben und auf dich selbst ändern und dir dabei helfen, das Beste aus dir herauszuholen.
Geschwister sind verschieden – obwohl sie aus derselben Familie kommen
Meine drei Geschwister und ich könnten nicht unterschiedlicher sein. Natürlich haben wir Gemeinsamkeiten und gleiche Charakterzüge, aber größtenteils unterscheiden wir uns maßgeblich voneinander. Jeder entwickelt sich anders im Laufe der Kindheit und in der Jugend. Talente, Interessen, Stärken, Schwächen: All das macht den Einzelnen aus. Je älter wir werden, desto mehr merkt man die unterschiedlichen Charaktereigenschaften und in welche Richtung es den Einzelnen zieht. Eine große Rolle spielt dabei die Reihenfolge der Geburt, wie ein Kind sich entwickelt und wie es in Beziehung zu Job und Mitmenschen steht.
Die Erstgeborenen
Den Erstgeborenen wird meistens nachgesagt, sie seien Perfektionisten. Sie wachsen erstmals nur mit Erwachsenen auf und eifern diesen nach. Verallgemeinerungen sind oft schwierig. Studien belegen aber, dass Erstgeborene tendenziell einen höheren IQ haben und auf der Karriereleiter öfter oben stehen. Sie lernen schnell mit Verantwortung umzugehen, vor allem sobald das kleine Geschwisterchen geboren wird. Die Freude ist groß, aber oft spielt auch Eifersucht und mangelnde Aufmerksamkeit eine große Rolle in der Entwicklung. Das Erstgeborene wird gerade, wenn es etwas älter ist, oft als Babysitter eingespannt und lernt deshalb früh, mit Verantwortung umzugehen. Erstgeborene sind meistens sehr selbstbewusst und stehen schnell auf eigenen Beinen. Lange draußen bleiben, in die Disco gehen, das erste Piercing? Das mussten sie sich alles hart erarbeiten. Bei dem ersten Kind sind Eltern noch sehr vorsichtig und unsicher.
Das Sandwichkind
Sandwichkinder haben es nicht immer leicht, ihren Platz zu finden. Das ältere Geschwisterkind gibt meistens den Ton an und das Nesthäkchen bekommt die ganze Aufmerksamkeit. Zweitgeborene haben nie die ganze Aufmerksamkeit, denn sie sind irgendwie das „Mittel-Ding“. Der Ansporn ist nicht so groß wie bei den Erstgeborenen, da von den Eltern vieles bereits als selbstverständlich angesehen wird. Das Gute daran ist, dass sich die Mittleren ganz entspannt entwickeln können, da die Aufmerksamkeit bei anderen Geschwistern liegt. Das ältere Geschwisterkind ist das Vorbild und steht mit Rat und Tat zur Seite, sodass man immer eine Schulter zum Anlehnen hat.
Oft sind Sandwichkinder provokanter und versuchen damit die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu lenken. Sie haben öfter einen großen Freundeskreis und pflegen diesen. Bei ihren Freunden suchen sie nach Anerkennung und Aufmerksamkeit, die sie in der Familie so vielleicht nicht bekommen.
Das Nesthäkchen
Die Vorurteile sagen: Die Jüngsten sind die verwöhnten. Ich muss ehrlich gestehen, das kann ich nur bestätigen. Mein Bruder, der jüngste von uns vier Geschwistern, wird von meinen Eltern wirklich verwöhnt. Ihm wird oft einiges durchgelassen. Länger mit Freunden ausgehen, Nebenjobs, Taschengeld: Bei den Jüngsten sind die Eltern oft lockerer. Das, was sich die Älteren hart erkämpfen mussten, bekommen die Jüngsten in die Wiege gelegt. Die restlichen Geschwister empfinden dies oft als ungerecht.
Die Jüngsten fühlen sich manchmal auch ungerecht behandelt, es gibt weniger Babyfotos (kann ich bestätigen), sie werden immer die kleinen süßen bleiben und oft fällt es den Eltern schwer, loszulassen. Dadurch, dass die älteren Geschwister meist viele Jahre voraushaben, fühlen sie sich oft belächelt.
Geschwister profitieren ungemein voneinander. Es ist ein lebenslanger Lernprozess, gerade in den jungen Jahren. Egal, an welcher Stelle das Kind steht. Geschwister lernen von- und miteinander: Sie lernen zu teilen; sie lernen zurückzustecken; sie lernen Konflikte zu lösen; sie lernen Kompromisse einzugehen.
Ein Leben mit Geschwistern prägt ein Leben lang. Ich denke, das Schönste dabei ist, dass man nie allein ist. Teilen zu lernen, Konflikte schnell und fair zu lösen auch mal zurückzustecken, all dies lernt man von Geschwistern. Sie ändern die Sicht aufs Leben und sind lebenslange Begleiter.
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