In vielen deutschen Bistümern finden in nächster Zeit weniger oder gar keine Messfeiern mehr statt. Was können Katholiken weiter tun, um ihren Glauben zu leben? Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Nachdem in Italien bereits alle öffentlichen Gottesdienste abgesagt wurden, gehen auch einige deutsche Diözesen diesen Schritt: So werden etwa im Bistum Mainz bis auf weiteres alle Gottesdienste ausfallen. Eine ähnliche Entscheidung haben das Bistum Trier und das Erzbistum München und Freising getroffen. Andere Bistümer haben diese Anordnung bisher noch nicht getroffen, allerdings große Veranstaltungen und die Spendung des Firmsakraments bis Ostern ausgesetzt. Grundsätzlich sind Katholiken durch das Kirchenrecht dazu verpflichtet, am Sonntag eine Heilige Messe mitzufeiern. Canon 1247 des „Codex iuris canonici“, des kirchlichen Gesetzbuches, normiert: „Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sind die Gläubigen zur Teilnahme an der Meßfeier verpflichtet“. Reinhard Kardinal Marx etwa, Erzbischof in München, hat seine Gläubigen von dieser Pflicht nun befreit.
Schutz der Gefährdeten
Diese Entscheidungen stoßen etwa in den sozialen Medien auf Kritik. Gerade in Krisenzeiten solle die Kirche sich im Gebet versammeln, wird vorgebracht. Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, richtete indes einen Brief an die Gläubigen seines Bistums. Dort betont er: „Wir müssen alles tun, um eine weitere und schnelle Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 zu verhindern. Der Verzicht auf Gottesdienste und Veranstaltungen des gemeindlichen Lebens ist damit auch ein Dienst, den wir insbesondere denen erwiesen, die durch eine Infektion besonders gefährdet wären.“
Gottesdienste in Fernsehen und Internet
Besonders empfehlen die betroffenen Bistümer nun, die Sonntagsgottesdienste durch eine Übertragung im Fernsehen oder Internet zu verfolgen. Das Kölner Domradio überträgt am kommenden Sonntag um 10 Uhr im Internet eine Messfeier aus dem Kölner Dom. Ebenfalls um 10 Uhr überträgt das Bistum Regensburg die Messe aus dem Regensburger Dom. Das ZDF überträgt um 09:30 Uhr einen evangelischen Gottesdienst. Auch der Vatikan überträgt täglich die Messe des Papstes im Internet.
Möglichkeiten zum Gebet
Daneben haben Katholikinnen und Katholiken aber natürlich auch die Möglichkeit, gemeinsam im Familienkreis zu beten. Dazu bietet sich das Stundengebet der Kirche an. Nach jahrhundertealter Tradition finden sich im Stundengebet für die unterschiedlichen Tageszeiten – etwa am Morgen, am Abend oder vor der Nachtruhe – Gebetstexte aus Psalmen, Gesängen und Schriftlesungen. Die Texte lassen sich online auf der Homepage von katholisch.de abrufen. Auch die zum Tag gehörenden Lesetexte aus der Heiligen Schrift finden sich online auf dem Kalenderblatt von katholisch.de. Im Gotteslob der katholischen Kirche finden sich darüber hinaus auch Andachten und Litaneien zum Gebet.
Glauben im Internet
Neben dem Livestream von Gottesdiensten finden sich aber auch weitere Angebote der Seelsorge im Netz. Ludwig Jetschke etwa betreibt seit mehreren Jahren eine Online-Community, in der gemeinsam gebetet und über den Glauben gesprochen wird. Der begeisterte Orgelspieler hatte begonnen, Videos von seinem Orgelspiel online zu stellen – gewachsen ist eine ganze Community: „Lingualpfeife“. Er setzt sich dafür ein, auch das Internet als pastoralen Raum zu begreifen. „Es muss ein theologischer Paradigmenwechsel stattfinden und das Internet muss als erstes als vollwertiger pastoraler Raum begriffen werden“, sagt Jetschke gegenüber firstlife. So könne man etwa die Übertragung von Messfeiern durch interaktive Tools ergänzen; so könnten etwa Fürbitten der Zuschauer geteilt werden oder pastorale Mitarbeiter zu einem Gespräch via Telefon oder Chat zur Verfügung stehen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es genug Situationen gibt, in denen die Möglichkeit zur persönlichen Begegnung schlicht nicht besteht. Sei es durch Seuchen und schwere Krankheiten, aber auch durch die Globalisierung und wachsende räumliche Distanzen und Flexibilität“, so Jetschke weiter.
Geistliche Kommunion
Das zeigt: Kirchliches Glauben muss auch durch den Corona-Virus nicht zum Erliegen kommen. Auch wenn der Verzicht auf die heilige Messe einen starken Einschnitt darstellt, können Christen alleine oder in der Familie weiter beten. Reinhard Kardinal Marx hat in seiner Mitteilung auch ausdrücklich auf den „geistlichen Kommunionempfang“ hingewiesen. „Diese bedeutet den Empfang des Leibes Christi durch das innere Verlangen nach Jesus Christus im Gebet und die dadurch entstehende geistliche Gemeinschaft der Kirche“, heißt es in einer Pressemitteilung des Erzbistums.
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