Mit dem großen Aussendungsgottesdienst am 6. August ist der 37. Weltjugendtag (WJT) zu Ende gegangen. Er war das größte Event, das das Gastgeberland Portugal jemals organisiert hatte. Unter den 500.000 Pilgerinnen und Pilgern, die vom 1. bis zum 6. August in Lissabon erwartet wurden, befanden sich auch 300 junge Menschen aus dem Erzbistum Köln. Unser Autor Jonas Grüßem berichtet für uns von seinen Eindrücken vor Ort.
Gedanken zum Abschluss eines großen Festes
Heute wurde mir während der Vigil eines bewusst: Jeder Mensch ist berufen, Mitarbeiter im Weinberg des Herrn zu sein. Jeder Mensch ist von Gott gerufen, die Welt zu verändern. Jeder kann mit seinen Talenten Gott unendlich stolz machen.
Dennoch müssen wir auch erkennen, wozu der Herr uns ruft. Wir müssen hören und den Willen Gottes annehmen. Es liegt in unserer Natur, unseren eigenen Stärken zu wenig Anerkennung beizumessen. Viel größer ist die Furcht, zu versagen. Doch wir müssen, wie es der Papst gesagt hat, lernen, wieder aufstehen zu können. Wir müssen lernen, trotz unserer Fähigkeiten nicht überheblich zu werden.
Wir dürfen auf den Nächsten nur herabsehen, um ihm aufzuhelfen. Unsere Talente sind vor Gott groß, aber deswegen sind wir nicht von höherem Wert, wie unser Nächster. Jedes Talent ist wertvoll, egal wie wenig Beachtung es auch finden mag. Unsere Stärken sind uns gegeben, um dem Nächsten zu dienen. So stieg in der Stille der Vigil ein Gebet in mir auf, ein Gebet, welches einst der Heilige Nikolaus von Flue aus der Schweiz sprach:
“Nimm alles von mir, was mich fernhält von dir, gib alles mir, was mich hinführt zu dir.” So bete ich für alle Menschen, die mit mir in der Vigil waren. Gott segne euch. Gott segne den Papst. Gott segne Portugal. Amen.
Wir sehen uns in … Korea! 🇰🇷
Der Weltjugendtag in Lissabon ist vorbei. Ich habe für mich gelernt, dass auch ich getragen bin. Ich bin getragen von der Gewissheit, als Katholik nicht allein zu sein. Ich bin getragen von der Freiheit, die jeder empfindet, der Gott im Herzen trägt. Ich bin aber auch sehr dankbar für die Gastfreundschaft im Übermaß.
Ich gehe erfüllt aus einem Land, welches Gastfreundschaft wie kein zweites Land in Europa gewähren konnte. Gott, Unser Vater, ich bitte dich, mich eines Tages revanchieren zu dürfen. Ich bin auch dankbar jenen, die mir geholfen haben, meine Wahrnehmung in die richtigen Worte fassen zu dürfen.
Doch ich gehe auch mit dem Wissen, dass der nächste Weltjugendtag in Korea stattfinden wird. Korea ist durch die seit mittlerweile mehr als 70 Jahre andauernde Teilung geprägt. Insgesamt 78 Jahre, die Zeit ist fast doppelt so lang, wie Mose durch die Wüste zog. Als Deutscher bin ich dankbar, dass mein Land wiedervereint ist. Die Erfahrung auf dem Feld, dass so viele dasselbe empfinden, war groß, es war ein Gefühl der Freiheit.
Ich rufe der Kirche in beiden Teilen Koreas zu: “Mit unserem Gott überspringt ihr Mauern.” Denn wie schrieb schon der Apostel Paulus an die Römer: “Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns?” Unser Priester Juan berichtete mir, er nehme Hoffnung mit aus Lissabon. Liebe Koreaner, die Hoffnung sei euch gewiss, dass Korea sich bald vereinigen möge.
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