Der 37. Weltjugendtag (WJT) in Lissabon wird das größte Event sein, das das Gastgeberland Portugal jemals organisiert hat. Unter den 500.000 Pilgerinnen und Pilgern, die vom 1. bis zum 6. August in Lissabon erwartet werden, befinden sich auch 300 junge Menschen aus dem Erzbistum Köln. Schon vor dem Beginn des Weltjugendtages sind einige Pilger auf dem Weg in den Süden. Unser Autor Jonas Grüßem berichtet für uns von seinen Eindrücken vor Ort.
Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg (Lukas 1,39)
Nachdem sie die Botschaft des Engels erhalten hat, macht sie sich direkt auf den Weg und bricht auf zu ihrer Verwandten Elisabeth. Beeindruckend, oder? Dieses Ereignis hat auch Jahrhunderte später immer noch einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen. Die ältere Elisabeth wird zur Wegbereiterin für das Neue.
Aufbrechen mit gemischten Gefühlen
Auch wir jungen Menschen heute haben, ähnlich wie Maria, viel von älteren Menschen empfangen. Hier in Europa haben wir die Mahnung empfangen, uns nie wieder zu bekriegen. Und trotzdem blicken wir in diesen Tagen in die Ukraine und müssen feststellen, dass es Krieg gibt.
Die Zeit rast mit enormer Geschwindigkeit. Und doch brechen wir auf. Brechen auf über Lourdes nach Aveiro und anschließend nach Lissabon. Noch warte ich, wie viele andere, auf den Abend. Noch immer begleiten mich die Fragen der vergangenen Zeit. Lohnt es sich, in dieser Zeit eilig zu sein? Eine Zeit, in der Arbeit einen so hohen Stellenwert eingenommen hat?
Meine Tasche ist gefüllt …
Ich nehme den Wunsch mit nach Besinnung. Den Wunsch mit, nach einem lauten Herzen und den Wunsch nach wertvollen Begegnungen in denn nächsten Tagen. Meine Tasche ist gefüllt mit Sorgen aber auch mit wertvollen Erinnerungen. Insbesondere erinnere ich mich an meinen treuen Freund und Bruder, unseren Hund, der im vergangenen Jahr von uns gegangen ist.
Meine Tasche ist gefüllt mit guten Freunden, die meinen Weg aufmerksam begleiten. Sie ist aber auch gefüllt mit den Gebetsanliegen, die an mich herangetragen wurden. Ich bete für alle, die mit uns reisen. Ich bete für alle, die ebenso eilig sind wie ich. Nehmen wir uns an Maria ein Beispiel. Seien wir offen für das, was es zu empfangen gibt und frei für jenes, was es zu verkünden gilt.
Auf dem Weg: von Köln nach Lourdes
Wir befinden uns auf dem Weg. Im Bus erinnere ich mich an ein Buch, welches ich vor einigen Jahren gelesen habe. Das Lied von Bernadette von Franz Werfel. Es wurde unter dem Eindruck einer vorangegangen Flucht des Autors aus dem von den Nazis besetzten Europa geschrieben. Franz Werfel war einst Jude und ist über Lourdes nach Portugal geflohen. Er schwor in Lourdes, sollte er diese Flucht überleben, würde er das Lied der Bernadette in den höchsten Tönen singen.
Unsere Liebe Frau von Lourdes war für Franz Werfel einst die letzte Hoffnung. Heute versammeln wir uns im Frieden dort. Heute beten wir an diesem Ort für den Frieden in der Welt. Wir beten für den Frieden in Armenien, in der Ukraine, im Heiligen Land. Heute wird mir im Bus bewusst, welches Glück wir doch haben, dass wir nicht wie Franz Werfel auf der Flucht sind. Dennoch darf uns dieser Gedanke nicht zu sehr berauschen. Noch heute sind auf dieser Erde Menschen auf der Flucht. Wie von Elisabeth empfangen wir durch die Jahrhunderte hinweg die Mahnung der Alten. Heilige Bernadette Soubirous, Heilige Jungfrau von Lourdes schenke dieser Welt den Frieden. Amen
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