Krippen gehören fest zu Weihnachten. Egal, wie das Weihnachtsgeschehen ausgestaltet ist, alle Krippen verfolgen das gleiche Ziel: Sie wollen die Geburt Jesu Christi in die Jetztzeit übersetzen, erklärt unser Autor Benedikt Bögle.
Wie selbstverständlich gehört heute die Krippe zum Weihnachtsfest. In vielen Familien haben die kleinen oder größeren Figuren eine lange Geschichte, über Generationen werden sie vererbt, mit jedem Jahr wachsen die Weihnachtsdarstellungen um die eine oder andere Figur an. Mittlerweile gibt es ganz verschiedene Konstellationen. Da sind die kleinen Krippen, die nur aus Maria, Josef und dem Jesuskind bestehen. Da gibt es aber auch riesige Szenarien, in denen ganze Heerscharen die biblische Landschaft besiedeln: Hirten, Ochse, Esel, Schafe, Engel, Herodes, die heiligen drei Könige aus dem Morgenland mitsamt ausufernder Dienerschaft.
Wurzeln unbekannt
Wo die Wurzeln der Krippen liegen, ist nicht ganz klar. Wohl lassen sich die ersten Darstellungen in Italien finden und stammen aus dem 13. Jahrhundert. Im deutschen Sprachraum kamen sie 1562 nach Prag und 1601 in den bayerischen Wallfahrtsort Altötting. Gerade der Franziskanerorden, aber auch die Jesuiten förderten die Krippen und brachten sie nicht nur in die Kirchen, sondern auch in die Häuser der Christen. Oft wird der heilige Franz von Assisi in Verbindung mit der „Erfindung“ der Krippe gebracht. Er stellte im kleinen italienischen Ort Greccio 1223 die Weihnachtsgeschichte mit „lebendigen Figuren“, also mit Menschen nach. Damit aber ist er weniger der Erfinder der Krippendarstellung, sondern eher des Krippenspiels: Bis heute stellen vielerorts Kinder in einem Theaterspiel die Geschichte von der Geburt Jesu nach.
Im Kern: Maria, Josef, Jesus
Egal, wie Krippen gestaltet sind: Es gibt ein paar Kernfiguren, die in kaum einer Krippe fehlen. Da sind zunächst Maria und Josef, die Eltern Jesu. Der biblischen Erzählung nach fanden sie in Bethlehem in keiner Herberge Platz. Sie mussten das Kind daher an einem anderen Ort zur Welt bringen. In Bethlehem wird heute eine Grotte als Geburtsort verehrt, in vielen bekannten Krippendarstellungen findet die heilige Familie jedoch Platz in einem Stall. Josef wird oft als schon älterer Mann dargestellt, während Maria als junge Frau gezeichnet wird. Dadurch soll wohl unterstrichen werden, dass Maria, wie die katholische Kirche lehrt, nicht durch Verkehr mit einem Mann, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes schwanger wurde: Josef als älterer Herr scheint nicht mehr ganz in der Lage, ein Kind zu zeugen.
Dazu: Ochse, Esel, Schafe und Hirten
An der Futterkrippe, in der das Jesuskind liegt, stehen ein Ochse und ein Esel. In der biblischen Erzählung ist davon keine Rede, die Quellen dieser Darstellung liegen tiefer. Im Buch Jesaja heißt es: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“ (Jesaja 1,3). Dazu kommen noch Hirten. Sie sind die ersten, an die sich die Botschaft der Engel richtet: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist auch in der Stadt Davids der Retter geboren“ (Lukas 2,10-11). Hirten gelten als Symbol für den wachsamen Menschen: Sie müssen auf ihre Herde achten, auch in der Nacht. Sie dürfen kein Schaf verlieren. Zugleich gehörten Hirten in der Antike eher zur gesellschaftlichen Unterschicht: Gerade deswegen sind sie die ersten, an die sich die Botschaft Jesu richtet.
Viele Krippen haben zusätzlich noch eine Darstellung der heiligen drei Könige, begleitet von einem riesigen Hofstaat und exotischen Tieren – besonders Kamele und Elefanten sind oft zu finden. Die Bibel selbst spricht überhaupt nicht von „Königen“, vielmehr von „Sterndeutern aus dem Osten“ (Matthäus 2,1). Sie symbolisieren die Heiden, die dem neugeborenen Jesus huldigen wollen. Das Matthäusevangelium unterstreicht ganz besonders, dass Jesus der Messias sowohl für Juden als auch für Heiden ist.
Krippe macht Weihnachten aktuell
Egal, wie die eigene Krippe nun aussieht – sie erfreut sich bis heute größter Beliebtheit, nicht wenige Familien stellen zuhause gar mehr als eine Darstellung auf. Klar, besonders Kinder können sich an den Figuren freuen, das gemeinsame Aufstellen der Krippe ist ein besonderes Erlebnis. Aber auch theologisch hat die Krippe eine große Bedeutung. Die Kirche will mit ihren Feiern, sei es Weihnachten, sei es Ostern oder die wöchentliche Feier des Sonntags, nicht einfach an etwas erinnern, das vor 2.000 Jahren geschehen ist. Es soll nicht nur darum gehen, historisch möglichst korrekt die Geschehnisse der Zeit Jesu abzubilden. Im Gegenteil: Das Christentum will immer wieder aktualisieren, was durch Jesus geschehen ist. Es glaubt, dass sein Handeln auch heute noch Bedeutung hat.
Auch wenn Jesus nicht mehr gesehen, gehört oder berührt werden kann, ist er doch mitten unter den Menschen – so die Botschaft der Kirche. Und die Krippe hat das Potenzial, das zu verwirklichen. Viele Krippen im bayerischen Raum etwa zeigen nicht Figuren aus dem alten Orient. Sie zeigen Hirten in bayerischer Tracht, die so vielleicht nicht mehr heute, aber doch vor einigen Jahrhunderten in Deutschland gelebt haben könnten. Das Geschehen von Bethlehem wird so in die heutige Zeit übersetzt. Dadurch spiegelt sich der dahinterstehende Glaube: Die Geburt Jesu ereignet sich immer wieder. Sie ist kein abgeschlossenes Ereignis. Sie hat Bedeutung bis heute.
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