„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, schallt es am Abend des Faschingsdienstags durch so manche Veranstaltung. Für Faschingsnarren und Kostümverliebte ist das vollkommen richtig: Am Aschermittwoch ist der Fasching vorbei! Christen aber können diesen Zeilen eigentlich nicht wirklich viel abgewinnen. Denn der Aschermittwoch ist ja nicht nur das Ende vom Fasching, sondern auch der Anfang der Fastenzeit.
40: Eine besonders häufige Zahl
Die österliche Bußzeit, die vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag dauert, umfasst vierzig Tage. Jedenfalls wenn man die Sonntage nicht mitzählt, denn sie sind nach einer alten Regel als Tag der Feier der Auferstehung Jesu vom Fasten ausgenommen. Die Zahl vierzig hat eine tiefe theologische Bedeutung: Vierzig Tage und Nächte fastet Jesus den Evangelien gemäß in der Wüste, vierzig Tage dauert die Sintflut, vierzig Jahre wandert das Volk Israel durch die Wüste, bevor es ins Gelobte Land einziehen darf und vierzig Tage darf Mose auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes verbringen.
Die Tage der österlichen Bußzeit lenken den Blick auf diese vergangenen Ereignisse und laden ein, sich heute neu der Nähe Gottes bewusst zu werden. Dies kommt vor allem im Gedanken der Umkehr zum Ausdruck, welcher die Fastenzeit besonders prägt. In den sechs Wochen vor Ostern haben Christen die Möglichkeit, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen, aber auch die eigene Gottesbeziehung zu pflegen und zu vertiefen. Am Aschermittwoch wird daher die Lesung aus dem zweiten Korintherbrief vorgetragen, in der es heißt: „Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung“ (2 Kor 6,2). Die Fastenzeit ist Zeit des Neuanfangs, der Versöhnung und der tätigen Nächstenliebe. Das Aschenkreuz, das die Gläubigen am Aschermittwoch aufgelegt bekommen, ist ein sichtbarer Ausdruck dieser inneren Umkehrhaltung.
Fasten: Aber wie?
Bis heute bereiten sich in der österlichen Bußzeit auch die Taufbewerber intensiv auf das Sakrament der Taufe vor, das sie in der Osternacht empfangen. In der Frühzeit des Christentums war dies der einzige Tauftermin im Kirchenjahr.
In der Fastenzeit sind Christen aufgerufen, sich besonders dem Gebet zu widmen. Das gemeinsame Betrachten des Kreuzwegs Jesu oder das Gebet des schmerzhaften Rosenkranzes sind weitverbreitet und werden vielerorts gepflegt. Neben dem persönlichen Fasten, also dem Verzicht auf bestimmte Speisen oder Getränke, geht es auch um eine geistliche Erneuerung. Diese kommt vor allem in der Sorge um die Mitmenschen zum Ausdruck. Verschiedene Fastenaktionen bitten um Spenden für die Menschen in den Ländern der Dritten Welt. Mancherorts werden sogenannte „Fastenessen“ veranstaltet, deren Erlös ebenfalls den Ärmsten zugutekommt.
Die Liturgie der Fastenzeit ist sehr schlicht. Als Ausdruck der Buße trägt der Priester im Gottesdienst violette Gewänder, freudige Gesänge wie das Gloria und das Halleluja unterbleiben. In vielen Gemeinden ist es auch üblich, während der österlichen Bußzeit auf das Orgelspiel zur Kommunionausteilung und zum Auszug zu verzichten. All dies lädt die Gläubigen ein, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren und das Osterfest umso freudiger zu feiern. Alleine der vierte Fastensonntag fällt aus der Reihe: Nach seinem Eröffnungsvers trägt er den lateinischen Namen „Laetare – Freue dich!“. Die Gewänder an diesem Tag können rosa (also ein aufgehelltes violett) sein. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Fastenzeit bald zu Ende geht und die Osterfreude nicht mehr fern ist. Am fünften Fastensonntag, dem Passionssonntag, werden in den Kirchen die Kreuze verhüllt. Mit dem Palmsonntag beginnt schließlich die Karwoche, die das Ende der österlichen Bußzeit am Karsamstag markiert.
Mehr als nur Verzicht
Der Begriff „Fasten“ hat manchmal einen sehr herben Beigeschmack. Denn Fasten bedeutet ja zunächst einmal, auf etwas zu verzichten, was man eigentlich gerne essen würde. Viele beginnen im Kindesalter damit, zum Beispiel Schokolade zu fasten oder Süßigkeiten. Neben dem klassischen Verzicht auf Speisen und Getränke aller Art, kann man die Fastenzeit auch anders nutzen: Einmal das Smartphone bewusst zur Seite legen, einen Abend in der Woche aufs Fernsehen verzichten, das Fahrrad nehmen und das Auto in der Garage lassen … Möglichkeiten, wie man die Fastenzeit nutzen kann, gibt es viele. Und manchmal muss Fasten gar kein Verzicht sein: Mal öfter den Gottesdienst besuchen, öfter in der Bibel lesen, mal wieder einen lieben Menschen besuchen oder jeden Tag eine nette WhatsApp schreiben. Auch dazu kann man die Fastenzeit nutzen. Vielleicht sind solche Dinge auch ein größeres Fastenopfer, als einfach nur sechs Wochen keine Süßigkeiten zu naschen.
Jedenfalls lohnt es sich, Jahr für Jahr wieder die Fastenzeit ganz bewusst wahrzunehmen und sie auch besonders zu gestalten. Sie führt uns nicht nur zu Ostern hin, dem Fest der Auferstehung Jesu, sie gibt uns auch Gelegenheit, dass wir uns neu mit uns selbst und mit unseren Beziehungen auseinandersetzen.
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