”Für den Inhalt der Spots sind die Parteien verantwortlich“. Diese und andere Formulierungen flimmern uns derzeit entgegen, wenn wir den Fernseher anschalten und einer der unzähligen Wahlwerbespots der großen oder kleinen Parteien über den Äther läuft. Was dann folgt ist von der Intention immer gleich: Egal welche Partei gerade für sich wirbt, Ziel ist es, Wählerstimmen zu akquirieren. Doch wir sehen auch ganz andere Aspekte. Ob in den Nachrichten oder auch in Unterhaltungssendungen: oftmals werden die Menschen direkt auf der Straße nach der anstehenden Europawahl befragt und ebenso häufig hört man Antworten wie "Interessiert mich nicht" oder "Was hab ich davon?". Diese Einstellungen entladen sich dann meistens am Wahlabend, wenn die Wahlbeteiligung zeigt, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht von der Werbung dazu animiert wurde, ins Wahllokal zu gehen.
Wer wählt eigentlich noch?
Das sind keine wilden Spekulationen, sondern knallharte Fakten. Die erste Europawahl in Deutschland fand 1979 statt und es nahmen daran etwa 65 Prozent der Wahlberechtigten teil. Dies war auch die bislang höchste Beteiligung an den Europawahlen in Deutschland. Seit damals ist die Zahl der Stimmabgaben drastisch gesunken, sodass die letzte Wahl 2009 nur noch eine Beteiligung von 43 Prozent verzeichnen konnte. Nicht mal die Hälfte aller, die das Privilieg hatten, zur Wahl gehen zu können, sind auch wirklich gegangen. Dies ist jedoch kein alleiniger Trend in Deutschland, sondern europaweit.
Den Europäern ist Europa nicht mehr wichtig – Warum?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was die Gründe für diesen Abwärtstrend sind. Liegt es an einer zu geringen Identifikation mit der EU? Liegt es an den europäischen Finanz- und Schuldenkrisen? Oder liegt es doch an einem wachsenden Desinteresse an Politik und an der politischen Partizipation allgemein? Die Gründe für den Rückgang der Wahlbereitschaft sind wohl vielfältig. Vielleicht sollte man die Leute in seiner Umgebung einfach mal darauf ansprechen, ob sie denn wählen gehen und wenn nicht, warum. Warum nehmen sich die Menschen keine Zeit, ihr Privileg ein europäisches Parlament wählen zu dürfen, wahrzunehmen und wertzuschätzen?
Warum gerade Europa doch wichtig für uns ist
Jahrhundertelang bekriegten sich die einzelnen Staaten in Europa und schlossen oft nur dann Allianzen und Bündnisse, wenn es ihnen im Kampf gegen andere Staaten nutzte. Ob nun der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648, das Zeitalter des Imperialismus und natürlich nicht zu vergessen der Erste und Zweite Weltkrieg. Noch vor achtzig Jahren wäre die Idee eines vereinten und friedlichen Europas, so wie wir es heute vorfinden, für die meisten eine absurde und unmögliche Vorstellung gewesen. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich einiges verändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Gedanke an eben jenes friedliche und vereinte Europa auf, in dem ein solcher Krieg nie wieder möglich werden sollte. Ein Europa, das erst kürzlich den Friedensnobelpreis erhielt, ein Europa ohne Krieg und mit Frieden. Ist es nicht Wert, diese Errungenschaft wenigstens mit seiner Stimme am Wahltag zu würdigen und den Eltern- und Großelterngenerationen, die mitgeholfen habe es aufzubauen, so ein Stück weit zu danken?
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