Manchmal denke ich darüber nach, wie mein Leben wohl jetzt aussehen würde, wenn wir noch zusammen wären. All unsere schönen Pläne, all die schönen Erlebnisse, die wir vermutlich durch neue und noch schönere ersetzt hätten. Wir wären glücklich. Oder ist es nur meine Disney-Brille, die uns das Happy-ever-after vorgaukelt? Ein anonymer Brief.
Die (un)ergründlichen Wege
Unberechenbar, wie das Leben ist, hat es uns frühzeitig getrennt. Aber wir wollen die Dinge beim Namen nennen: WIR haben beschlossen, uns zu trennen. Oder genauer, DU hast es beschlossen. Und wenn einer von zweien beschließt, weiterzugehen, ist der zweite nicht imstande, den einen aufzuhalten. Und doch weiß ich: Wir wären glücklich geworden.
Die Macht der Selbstliebe
Je mehr Zeit seitdem vergangen ist, desto mehr fange ich an, zu begreifen, wie verblendet ich selbst war. Je öfter ich unsere Beziehung an meinem inneren Auge vorbeziehen lasse, desto mehr Lücken und Hinweise finde ich darauf, dass wir nie glücklich geworden wären. Zumindest nicht miteinander. Wir hätten uns aus einem einfachen Grund nicht glücklich machen können: Weil wir alleine nicht glücklich waren. Wir kamen mit uns selbst nicht aus, wir waren mit uns selbst nicht im Reinen. Es war notwendig, für uns beide, erstmal uns selbst kennen und lieben zu lernen. Das kann ich heute, aber damals war ich weit davon entfernt. Das Gehirn ist gut darin, die Vergangenheit zu verwischen und ihr warme Sepiatöne zu verliehen. Und so glaube ich manchmal, dass wir es vielleicht doch geschafft hätten. Vielleicht nicht alleine, aber auf jeden Fall gemeinsam. Doch dann klafft da dieses Loch der Lieblosigkeit, wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Der Augenblick, in dem Worte und Berührungen plötzlich nichts mehr retten können: in dem du mir meine Sachen in die Hand drückst, als Zeichen des Abschieds. Dein Gesichtsausdruck, in dem ich nicht mehr außer Gleichgültigkeit erkennen kann. Meine Tränen, der Schmerz, die Mutlosigkeit am Morgen danach. Die plötzliche Angst, dass nichts mehr so ist, wie es war. Die Unsicherheit, die Schuld, die Selbstzweifel und die Furcht, weiterzugehen.
Sich selbst wiederzufinden ist nie einfach. Vor allem nicht, wenn man sich so sehr im geliebten Menschen aufgelöst hat, dass man aufgehört hat, als eigenständige Person zu existieren. In einer persönlichkeitstötenden Symbiose. Es ist so schwer loszulassen, auch wenn es scheinbar nichts mehr loszulassen gibt, außer die Gefühle. Es ist so schwer einzusehen, dass es vielleicht sogar die richtige Entscheidung war, auch wenn du sie nicht selbst getroffen hast. Es ist so schwer, wieder darauf zu vertrauen, dass du stark genug bist, um weiterzugehen und dein Glück zu finden. Den einen Menschen, für den du wirklich bestimmt bist.
Jeder dieser kleinen Momente und Erinnerungen zwischen uns bleibt
Es ist wichtig, den Ex nicht vergessen zu wollen. Abgesehen davon, dass man es erstmal sowieso nicht kann. Auch wenn wir uns vermutlich nie wiedersehen werden, möchte ich ihn nicht vergessen. Die Gründe sind ganz einfach: Auch er ist ein Teil von mir, für immer, ob es mir gefällt oder nicht und er wird es auch bleiben. Er hat mich mir selbst einen Schritt nähergebracht. Er hat mir gezeigt, was mich glücklich macht und was nicht. Was ich mir wünsche und was nicht. Er hat mich geprägt, in dem, wie ich denke und wie ich fühle.
Durch ihn und die Erfahrung kann ich reflektieren und vieles besser machen, aber auch andere besser einschätzen. Und auch wenn es nur ein kleiner Tropfen ist, gibt es mir Sicherheit. Die Sicherheit, dass ich wertvoll bin, dass ich liebenswert bin und dass ich auch darüber hinweg sein werde. Ich werde ihn wahrscheinlich niemals vergessen und obwohl mein Kopf genau weiß, dass es gut ist, bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Doch eines macht mir Mut: Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sehr wohl entstehen durch sie neue Erinnerungen, die die alten verdrängen werden.
Schreibe einen Kommentar