Zimmerpflanzen sind beliebt. Laut einer Umfrage haben 74 Prozent der Deutschen mindestens eine Pflanze in ihren vier Wänden. Wenn du zu den anderen 26 Prozent gehörst, solltest du nun aufmerksam weiterlesen. Für alle anderen hält dieser Artikel aber dennoch den ein oder anderen Tipp bereit und liefert euch Argumente, mit denen ihr die nächste Diskussion mit Zimmerpflanzen-Gegner:innen nur gewinnen könnt.
Neue Stadt, neue WG und viel ungenutzter Platz im neuen Zimmer. „Ein bisschen Grün würde dem Gesamtbild sicherlich nicht schaden“, dachte ich mir. Schnell wurden aus den zwei anfänglichen Pflanzen eine Handvoll und später dann ein Dutzend. Räumliche Veränderung ist sicherlich ein guter Grund, sich Zimmerpflanzen anzuschaffen, aber bei weitem nicht der Einzige. Es folgt eine Auswahl.
Zimmerpflanzen sind förderlich für die Psyche
Studien belegen, dass Pflanzen in der Lage sind, die Stimmung zu verbessern. Dieser positive Effekt auf die menschliche Psyche entsteht auf mehreren Wegen. Der direkte Weg ist das Betrachten einer Pflanze, denn der menschliche Verstand assoziiert positive Attribute mit Zimmerpflanzen. Indem Topfpflanzen die Atmosphäre in einem Zimmer verbessern, heben sie die Stimmung zudem auch auf indirektem Wege an. Schön und gut, aber ist dieser Effekt wirklich notwendig?
Wer sich diese Frage ernsthaft stellt, hat während der letzten 21 Monate entweder keinen längeren Zeitraum im Homeoffice verbracht oder ist schlichtweg ein Roboter. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. In diesem Zuge sollte jedoch auch erwähnt werden, dass dieser Effekt vor allem lebenden und einigermaßen intakten Gewächsen attestiert wird. Wer sich nun also voller Euphorie die vertrocknete Orchidee der Oma neben den Monitor stellt, sollte nicht den krassesten Produktivitätsboost erwarten, sondern beispielsweise lieber zum südamerikanischen Exportschlager mit der muntermachenden Wirkung greifen — die Rede ist natürlich von Mate.
Zimmerpflanzen verbessern die Raumluft
Zumindest dachte man das seit einer NASA-Studie, die 1989 durchgeführt wurde. Neuere Studien haben hingegen gezeigt, dass der Effekt, den Pflanzen auf die Raumluft haben, deutlich geringer ist, als angenommen. Das Problem mit der NASA-Studie ist, dass diese auf einem Experiment basiert, das unter Laborbedingungen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Studie lassen sich also nicht auf alltägliche Wohnbedingungen übertragen (Teenager:innen mit einer Affinität für Videospiele mal außen vor gelassen).
Dies bedeutet allerdings keinesfalls, dass Pflanzen nicht in der Lage wären, durch Photosynthese Sauerstoff zu erzeugen oder schädliche Stoffe aus der Luft zu filtern, sondern, dass fachgerecht ausgeführtes Lüften dies deutlich effektiver kann. Für alle, die kategorisch was gegen Lüften haben, hier eine Zahl: Ihr bräuchtet pro Quadratmeter Wohnraum mindestens zehn Zimmerpflanzen, um die luftreinigende Wirkung von ein paar offenen Fenstern zu erzielen. Vitalität vorausgesetzt. Ich möchte an dieser Stelle niemanden dazu ermutigen, dies auszuprobieren, fände die Ergebnisse aber höchstinteressant.
Zimmerpflanzen machen Spaß
Also nicht direkt das Besitzen, sondern vielmehr das Kultivieren der Pflanzen. Klar, Sex ist cool und so, aber hat eure Monstera, die ihr als Ableger erhalten habt, schon mal ein neues Blatt bekommen? Topfpflanzen zu besitzen heißt eben auch, den Prozess des Wachsens zu begleiten. Zu sehen, dass Pflanzen in der eigenen Obhut gedeihen und mit viel Glück auch aufblühen, gibt einem Hoffnung, irgendwann vielleicht doch in der Lage sein zu können, Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen. So oder so ähnlich stelle ich mir das Gefühl vor, Elternteil zu sein.
Allerdings haben Pflanzen einen entscheidenden Vorteil: Sie haben keinen eigenen Willen (auch auf die Gefahr hin, dass Calathea-Besitzer:innen an dieser Stelle widersprechen könnten). Die Pflege der meisten Zimmerpflanzen ist einfacher, als man denkt. Dem Internet sei dank. Es gibt zahlreiche Apps, die in der Lage sind, Pflanzen zu identifizieren und Ratgeber, die eine Menge nützlicher Pflegetipps bereithalten. Es gibt außerdem eine Reihe von Pflanzen, die wirklich robust sind, kaum Licht benötigen und trotzdem Drip haben. Schmeiß einen Bogenhanf in die Mülltonne und nach ein paar Tagen klingelt er an deiner Haustür.
Adieu, peinliche Stille
Vor einem Jahr hatte ich drei Kakteen auf dem Gewissen, heute schicken mir Freund:innen Bilder um zu erfahren, was ihren Pflanzen fehlt oder was für eine Art Pflanze sie sich da gekauft haben. Ob man will oder nicht: Pflanzen haben auch einen sozialen Aspekt. Sie sind immer ein willkommenes Gesprächsthema, weil fast jeder:r schon mal Erfahrungen mit ihnen gesammelt hat. Deswegen dürfte auch jede:r in der Lage sein, ein bisschen Smalltalk über Zimmerpflanzen zu halten.
Selbst, wenn sich die bisherigen Erfahrungen auf das versehentliche Töten von Kakteen beschränkt. In diesem Kontext gilt: Keine Erfahrungen sind auch Erfahrungen. Aber Obacht: Sollten zwei Menschen, die den Hashtag #crazyplantlady auf Instagram abonniert haben, aufeinander treffen, kann es für Außenstehende unangenehm werden. Das Rabbit Hole unter den Gesprächsthemen.
Pflanzen sehen einfach cool aus
Zimmerpflanzen machen optisch was her und sollten in keinem Einrichtungskonzept oder Raum fehlen. Egal, ob Ableger oder etablierte Pflanze, ob Exot oder einheimisch. Natürlich gibt es auch Räume, in denen für Pflanzen extrem lebensfeindliche Bedingungen herrschen. Für diese Fälle halten Pinterest, Instagram und Co eine ganze Palette an Inspiration in Form von Wanddekoration bereit, mit denen sich der Pflanzen-Vibe im Badezimmer ohne Tageslicht trotzdem einfangen lässt. Klar, wem es nur um die Optik geht, kann sich auch einfach eine Kunstpflanze in sein Heim stellen. Auf der einen Seite kann man anführen, dass der Unterschied aus der Ferne nicht immer so leicht zu erkennen ist. Aber auf der anderen Seite beeindruckt man mit Kunstpflanzen eben auch keine Dates. Just saying.
Generelle Tipps
Wer sich nun voller Enthusiasmus eine oder mehrere neue Mitbewohner:innen im Fachhandel anschaffen will, sollte folgendes nicht außer Acht lassen. Tropische Pflanzen aus dem Fachhandel haben auf Grund von langen Transportwegen häufig eine miserable Klimabilanz und werden teilweise mit der Verwendung von Pestiziden gezüchtet, die hierzulande verboten sind. Heißt aber nicht, dass der Traum von der heiß begehrten Geigenfeige unerfüllt bleiben muss. Viele Pflanzenarten können problemlos aus Ablegern vermehrt werden. Es lohnt sich also, sich im Bekanntenkreis umzuhören.
Wer nicht so lange warten möchte, bis aus dem Ableger eine etablierte Pflanzen geworden ist, sollte sich mal auf lokalen Kleinanzeigen-Portalen umschauen. Hier wechseln große Pflanzen regelmäßig viel zu günstig den:die Besitzer:in, zum Beispiel wegen eines Umzugs. Pflanzenhändler:innen hassen diesen Trick. Ein weiterer Tipp: Man sollte sich am Standort orientieren, um sich für eine neue Pflanze zu entscheiden. Heißt, zuerst die Licht-, Luft- und Temperaturbedingungen abchecken, bevor man eine Bananenpflanze direkt neben die Heizung stellt. Steigert die Überlebenschancen signifikant.
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