Die Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur in den USA sind in vollem Gange und zeigen, in welche Richtung sich das Land in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Allerdings gibt es davon zwei. Und diese sind genau entgegengesetzt.
Das Leben kann manchmal wirklich einfach sein. Oft lässt es sich in zwei Gegensätze einteilen: Schwarz und weiß, plus und minus, heiß und kalt, trocken und nass, und so weiter. Dass es durchaus auch Abstufungen dazwischen gibt, das interessiert einen erstmal nicht, solange man nur zwei Dinge miteinander vergleicht. Und genau so wenig interessiert es scheinbar auch die amerikanische Bevölkerung. In den aktuellen Vorwahlen, in denen es darum geht, wer Ende 2016 für seine Partei ins Rennen um das Amt des Präsidenten gehen darf, kristallisieren sich langsam aber sicher zwei Favoriten heraus: Bernard „Bernie“ Sanders in den Reihen der Demokraten, und Donald Trump bei den Republikanern.
Wie Pacquiao vs. Mayweather
Die aktuellsten Vorwahlen in New Hampshire haben gezeigt, dass die beiden auf einem sehr guten Weg sind, um sich am Ende des Jahres gegenüber zu stehen. Bernie Sanders verwies mit 60 Prozent der Stimmen Hillary Clinton (38,4 Prozent) in ihre Schranken. Zudem siegte Donald Trump mit einem Paukenschlag, dank 35,1 Prozent der Stimmen. Überbewerten darf man so etwas natürlich nicht, schließlich gibt es noch einige politische Schlachten zu schlagen auf dem Weg zur Kandidatur, doch dieses Ergebnis zeigt, dass eine Bewegung im Gange ist, die nur sehr schwer wieder aufzuhalten wird.
Unterschiedlicher als Sanders und Trump geht es nämlich nicht. Es ist wie das Duell Pacquiao gegen Mayweather im Boxen. Der eine gibt sich als bescheidener Filipino, der immer zuerst an andere denkt, und der andere als Angeber, der gerne damit prahlt, wovon er am meisten hat – nämlich Geld. Nur geht es hier eben um die Zukunft einer der größten Mächte der Erde und nicht um zwei Typen, die sich auf die Nase hauen.
Der linke Bernie
Man kann mit Sicherheit sagen, dass Bernie Sanders einer der am weitesten links auf der Politik-Skala angesiedelte Präsidentschaftskandidat der letzten Jahrzehnte ist. Sich selbst bezeichnet er als „demokratischen Sozialisten“, und bereits in jungen Jahren trat er der Liberty Union Party (LU) bei. Als Sohn jüdischer Eltern machte er sich nach seinem Studium der Politikwissenschaften als Politiker einen Namen und arbeitete sich durch diverse öffentliche Ämter. 1981 wurde er als unabhängiger Kandidat, also keiner Partei angehörend, Bürgermeister von Burlington, der größten Stadt Vermonts. Sieben Jahre später bewarb er sich als Mitglied des Repräsentantenhauses, wurde allerdings erst im zweiten Anlauf 1990 gewählt. 2006 kandidierte er für den Senat und schaffte es auf Anhieb, übrigens immer noch ohne einer Partei anzugehören. Und jetzt ist der mittlerweile 74-jährige Sanders auf dem Weg, der Spitzenkandidat der Demokraten zu werden.
Bernie Sanders gilt als Sozialist und wagt sich so weit links heraus, dass er selbst innerhalb der Demokraten aneckt. Er war schon 2003 ein scharfer Kritiker der Invasion des Iraks durch US-Truppen, außerdem unterstützte er lautstark die Pläne zur Gesundheitsreform Barack Obamas, kritisierte aber gleichzeitig, dass zu wenig in die Tat umgesetzt würde. Darüber hinaus will er das Freihandelsabkommen der USA mit anderen Ländern bekämpfen, und sogar der Legalisierung von Cannabis steht er positiv gegenüber. Eine Besonderheit gibt es allerdings: Untypisch für einen Demokraten spricht sich Sanders nicht für eine Verschärfung der Waffengesetze aus, sondern erkennt das Recht auf Waffenbesitz kompromisslos an.
Der rechte Donald
Donald Trump hat es schon immer geschafft zu polarisieren. Er verdiente sein Geld mit Immobilien- und Entertainmentgeschäften und ließ seinen Ruhm und Reichtum auch gerne zum Fenster hinaus hängen. Auch mit seinen Frauen, die in der Regel weitaus jünger sind als er selbst, trat er gerne auf dem roten Teppich und im glühenden Rampenlicht auf. Im November 2015 veröffentlichte er sein Buch „Verkrüppeltes Amerika“, in dem er klar und deutlich machte, was er in den USA ändern würde. Nachdem er im Jahr 2011 noch seine Kandidatur zurückgezogen hatte, ließ er 2015 Taten folgen und wurde von den Republikanern als Kandidat aufgestellt.
Dass Donald Trump nicht nur eine Witznummer im großen Pool der Witznummern im amerikanischen Wahlkampf sein würde, das bewies der „Summer of Trump“, in dem er das ganze Land bereiste, kontroverse Reden hielt und immer mehr Zuspruch bekam. Dabei ist er besonders stolz darauf, nicht politisch korrekt zu sein. „Ein großes Problem dieses Landes ist, dass es politisch korrekt ist. Und ich habe keine Zeit, um politisch korrekt zu sein“, sagte er auf der ersten Debatte der republikanischen Kandidaten Anfang August 2015.
Während Trump in den frühen 2000er-Jahren noch beidseitig Demokraten und Republikaner unterstützte und kurzzeitig sogar mit den Demokraten liebäugelte, hat sich der Tycoon in seiner Kampagne zum waschechten Republikaner gewandelt. Besondere Aufmerksamkeit und auch Abscheu erhielt er durch die Aussage, Muslime temporär die Einreise in die USA zu verbieten, und rechtfertigte dies unter anderem mit den Geschehnissen in der Kölner Silvesternacht. Die Gesundheitsreform, die Barack Obama seit seiner Wahl 2009 auf den Weg gebracht hatte, will er, genau wie seine Republikaner-Kollegen wieder abschaffen. Gleichgeschlechtlicher Ehe steht er kritisch gegenüber, will diese Sache allerdings den Bundesstaaten überlassen. Auch Abtreibungen will er, mit Ausnahmen, verhindern.
Gespalten wie die Bevölkerung Amerikas
Man sieht, dass diese zwei Kandidaten unterschiedlicher nicht sein könnten. Allerdings ist das ein Indiz dafür, wie gespalten das amerikanische Volk tatsächlich ist. Während es schon immer in der Geschichte der USA war, dass sich die Bevölkerung zwischen Republikanern und Demokraten aufteilte, scheinen die beiden Lager derzeit immer weiter auseinander zu rücken. Eine Einigung in der Mitte scheint nicht mehr in Sicht, schließlich hat die einzige, die dies hätte herbeiführen können, Hillary Clinton, bei der Vorwahl überraschend eine herbe Pleite erlitten. Es wird weiter spannend bleiben. Ob ein anderer Kandidat Donald Trump noch gefährlich werden kann, oder ob Hillary Clinton ihr Comeback schafft: All das wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Eines ist jedoch sicher: So schwarz und weiß, plus und minus, heiß und kalt, trocken und nass, war es schon lange nicht mehr.
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