Instagram, Twitter und Co. haben nicht unbedingt den besten Einfluss auf den Fußball. Das mediale Verhalten der sportlichen Vorbilder lässt teilweise zu wünschen übrig. Da kann man aggressive Aussagen altgedienter Fußballer schon nachvollziehen.
“Wenn ich sehe, wie Instagram-Videos vor dem Spiel gemacht werden, möchte ich ihnen mit einem Baseballschläger die Zähne ausschlagen.” Daniele de Rossi hat wohl eine sehr klare Meinung zum Umgang mit sozialen Medien von seinen Mitspielern in der Kabine. Der 36-jährige Mittelfeldmann, der im Sommer 2019 nach langjährigem Engagement beim AS Rom zu den Boca Juniors nach Argentinien wechselte, spricht ein großes Problem im Fußball des 21. Jahrhunderts an. Sobald die Kabine betreten wurde, zücken die Fußballspieler ihre Smartphones und das fröhliche Posten beginnt. Warum soziale Medien im Fußball Fluch und Segen zugleich sind, ist indes nicht so einfach zu beantworten.
Fehltritte sind keine Seltenheit
Ein goldenes Steak, ein Luxusrestaurant in Dubai, eine Prise Salz von Starkoch und Internetstar Nusret Gökçe und et voila: ein Shitstorm par excellence. Die Steak-Affäre des Franzosen Franck Ribéry im Januar 2019 ist wohl ein Paradebeispiel für einen Fehltritt im Internet. Der an Dekadenz nicht zu übertreffende Instagrampost des Bayernprofis, in welchem er ein mit Plattgold überzogenes Steak präsentiert bekommt, ist aber lediglich der Anfang einer ganzen Problemkette. Aufgrund des nachfolgenden Shitstorms beleidigte Ribéry prompt den Stammbaum seiner Kritiker und bekam postwendend eine Geldstrafe der Führungsetage seines Vereins aufgebrummt.
Skandale, die in sozialen Netzen florieren, sind keine Ausnahme mehr. Der Ex-Nürnberger Robert Mak sorgte ebenfalls für Verständnislosigkeit und Ärger. Gegen den SC Freiburg wurde der Slowake ausgewechselt und skandierte deswegen auf Twitter: “Fußball ist so eine verschissene Politik! Ich hasse es! Verdammter Trainer!” Auch er wurde mit einer Geldstrafe zur Vernunft gebracht.
Nicht jeder Profifußballer leistet sich solche Aussetzer im Internet aber gerade junge Spieler veröffentlichen permanent Videos und Fotos aus dem Mannschaftsbus, dem Flugzeug oder der Kabine. Diese Räumlichkeiten zählen dabei zu den Orten, an denen das Team unter sich sein sollte, um sich ausschließlich auf das bevorstehende Spiel zu konzentrieren. Gerade vor einer Begegnung sind solche Orte essenziell. Aber auch nach Abpfiff benötigen die Spieler genügend Freiraum um die Ruhephase bis zum nächsten öffentlichen Auftritt, Training oder Spiel zu nutzen. Das ist leider nur bedingt möglich, wenn sich die Kabine in eine Szene für ein neues Instagramvideo verwandelt.
Dieser Entwicklung wollen einige Bundesligisten Grenzen aufzeigen. Die Spieler der TSG Hoffenheim müssen sich bei einem Upload an eine Richtlinie halten. Bei einem Club wie der Hertha BSC aus Berlin ist die Benutzung von Smartphones auf dem Trainingsgelände angeblich sogar verboten. Doch kann eine solche Einschränkung die Lösung sein?
Soziale Medien als Werbeflächen
Dass Fußballprofis enorme Reichweite über Instagram, Facebook und Twitter haben, ist mittlerweile keine Frage mehr. Die Followerzahlen schießen in schwindelerregende Höhen. Auf Platz eins liegt mit circa 364 Millionen Followern (Instagram, Twitter und Facebook) Cristiano Ronaldo, gefolgt von Neymar und Messi. Die Accounts von Ronaldo und Co. sind prädestinierte Werbeflächen. Der portugisiesche Superstar verdient pro Post für ein Unternehmen knapp 360.000 EUR. Das sind 80.000 EUR mehr als das durchschnittliche Jahreseinkommen eines deutschen Chefarztes. Mit nur einem Beitrag!
Das mediale Verhalten der Fußballer beschränkt sich jedoch nicht nur auf provokante Goldsteaks, Beschimpfungen und nervige Werbebeiträge. Ex-Nationalspieler Thomas Müller zum Beispiel benutzte Instagram, um sich zu rechtfertigen. Nach einer strittigen Elfmeterentscheidung im DFB-Pokal Halbfinale gegen Bremen bezog er über Instagram Stellung zur aufkeimenden Debatte über den Strafstoß. Auch nach der Ausbootung aus der Nationalelf äußerte sich Müller im Nachhinein über Instagram und milderte so die wilden Äußerungen und Anschuldigungen in den Medien gegenüber Nationaltrainer Joachim Löw und dem DFB. Hier zeigt ein Fußballstar, wie ein richtiger Umgang mit medialer Macht funktioniert. Oder?
Letztendlich sollten doch die Vorbilder neuer Fußballgenerationen in der Lage sein, selbstständig zu erkennen wie sie die mediale Macht nutzen, um sämtlichen Eklats auszuweichen und ihre Vorbildfunktion zu erfüllen. Vielleicht sind dann auch keine Baseballschläger in den Gesichtern der eigenen Mitspieler nötig, um einen verantwortungsbewussteren Umgang mit sozialen Netzwerken zu schaffen.
Quellen:
https://www.tz.de/sport/fussball/fussballer-und-ihr-umgang-mit-social-media-zr-11440291.html
https://www.fussballdaten.de/social/spieler/bundesliga/?page=2&per-page=10
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