Die deutsche Wirtschaft boomt. Noch nie hatten so viele Menschen Arbeit. Doch es suchen auch immer mehr Arbeitgeber dringend nach gut ausgebildeten Fachkräften. Vermehrt werden die Unternehmen und Behörden es sein, die sich bei ihren potenziellen Angestellten „bewerben“ müssen. Das ist für die sogenannte „Generation Y“ ein großer Vorteil.
Die Schreckensmeldung vom drohenden und in manchen Branchen schon bestehenden Fachkräftemangel geistert in regelmäßigen Abständen durch die Medien. Im November 2017 meldete die Bundesagentur für Arbeit 772.000 noch nicht besetzte Stellen. Bedingt durch den demografischen Wandel werden sich in den kommenden Jahren vor allem die geburtenstarken Jahrgänge vom Arbeitsleben verabschieden.
Die jungen Generationen sind daher bei Arbeitgebern gefragt. Und damit haben sie Verhandlungsmacht. Was können und müssen Arbeitgeber gerade den heute 20- bis 30-Jährigen bieten, um als attraktiv wahrgenommen zu werden? Was sollte in ihrer „Bewerbung“ stehen, welche „Qualifikationen“ und „Softskills“ kommen bei den potenziellen Mitarbeitern an?
Gewandelte Werte in der Arbeitswelt
Die Randstad Employer Brand Research ist die umfassendste Studie zum Thema Arbeitgeberattraktivität aus der Sicht von Berufstätigen. Sie ergab für das Jahr 2016, dass auch jungen Berufstätigen zunächst der klassische Wert „langfristige Arbeitsplatzsicherheit” am wichtigsten ist. Dicht darauf folgt eine „angenehme Arbeitsatmosphäre” und erst an dritter Stelle „Gehalt und Benefits”.
Auch der Aspekt der Work-Life-Balance, auf die nach gängiger Meinung insbesondere die „Generation Y”, also die Geburtsjahrgänge von 1980 bis 1995, so großen Wert legt, ist ganz oben mit dabei. Die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, sowie verschiedene Teilzeitmodelle sind daher immer mehr gefragt.
Letzteres hat einen Grund darin, dass die heute Jungen vermeintlich nicht mehr so sehr nach dem Prinzip des „immer weiter, immer schneller, immer mehr” in Sachen Karriere denken wie noch die Generation vor ihnen. Vielmehr ist Zeit ihnen nicht selten kostbarer als Geld, sodass das Modell „nine to five von Montag bis Freitag” nicht mehr allseits akzeptiertes Normalarbeitsverhältnis ist – erst recht nicht für jene, denen etwas an wirklicher Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt.
Die Generation-Y-Studie des Zukunftsinstituts fasst diese neue Haltung treffend zusammen: „Für die Generation Y funktioniert folglich der ,alte Deal‘, der simple Tausch von Arbeitszeit gegen Lohn, nicht mehr bedingungslos. Auch die Zeit, die mit der Arbeit verbracht wird, will als sinnvoll, erfüllend und anregend empfunden werden. Der Beruf soll nicht in Konkurrenz zum Privatleben treten, sondern nach Möglichkeit mit ihm harmonieren.“
„Why?” ist auch immer mehr die Erwiderung auf Anweisungen von Führungskräften, deren Autorität von den Jüngeren nicht unhinterfragt bleibt, die vielmehr um den Sinn und Zweck von Anordnungen wissen wollen. Dass außerdem materielle und repräsentative Benefits wie Firmenwagen, Diensthandy und Boni nicht mehr so gut ziehen wie früher, ist eine Prioritätenverschiebung, auf die sich Arbeitgeber einstellen müssen, wollen sie die Qualifizierten und Motivierten für sich gewinnen.
Ypsiloner, nutzt eure Chancen!
Wie weit man diese Einstellungen einer Generation pauschal zuschreiben und sie dann mit einem Buchstaben-Label versehen kann, ist natürlich umstritten und bereits vielfach diskutiert worden. Oft bleibt beispielsweise unbeachtet, dass Wertvorstellungen zum Thema Arbeit meist eher milieu- als altersabhängig sind. Es kommt wohl auch nicht von ungefähr, dass Arbeitsplatzsicherheit auch bei den als wechselfreudig geltenden Ypsilonern, die vermehrt Erfahrungen mit prekärer Beschäftigung machen mussten, weiterhin ganz oben steht.
Die Studien und Umfragen bezeugen allerdings aller Widersprüche und Heterogenitäten zum Trotz die genannte Grundtendenz einer Verschiebung von klassisch-materiellen hin zu mehr ideellen Vorstellungen und Werten der Jungen (und teilweise auch der Alten) im Hinblick auf die Arbeitswelt. Diese sollte daher in den Personalabteilungen von Unternehmen und Behörden nicht unbeachtet bleiben.
Als Fazit bleibt: Was auch immer junge Menschen nun tatsächlich je individuell für Anforderungen an ihre potenziellen Arbeitgeber stellen, sie haben immer bessere Chancen, diese durchzusetzen. Und dies allein dadurch, dass sie in den nächsten Jahren händeringend gebraucht werden, wie es jüngst Prof. Dr. Ingo Markgraf von der Hochschule Macromedia in einem persönlichen Brief an die Generation Y formuliert hat: „Das bedeutet, die Guten und auch die Mittelmäßigen von euch werden sich niemals Sorgen um den Job machen müssen. Ihr werdet so unglaublich dringend gebraucht da draußen. Die Welt dreht sich um euch. Unternehmen werden sich bei euch bewerben. Macht was draus!“
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