Ein gesundes Selbstwertgefühl und auch ein wenig Egoismus bringen uns oft gut durch Leben. Sie sind Anker, die uns Halt geben können. Doch wie sieht es aus, wenn die Selbstverliebtheit übermäßige Züge annimmt und was macht einen Narzissten überhaupt aus? Ein kleiner Ratgeber.
Narzissten zeichnen sich dadurch aus, dass sie ständig nach der Anerkennung anderer lechzen, aber nicht etwa dadurch, dass sie etwas Gutes für andere tun, sondern vielmehr dadurch, dass sie der Grund dafür sind. Oft rührt eine Persönlichkeitsstörung aus prägenden Erfahrungen in der Kindheit und einem geringen Selbstwertgefühl, das permanent überspielt werden muss. Kritisch wird es jedoch, wenn Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung auf ihre Mitmenschen treffen.
Wer ist überhaupt ein Narzisst?
Ein Narzisst ist von sich selbst fasziniert. Er oder sie ist jemand, der ein hohes Maß an Selbstverliebtheit und ein enormes Geltungsbedürfnis hat und stets um die Aufmerksamkeit und das Lob anderer kämpft. Diese Menschen gehen sogar so weit, dass sie andere abwerten und kleinreden, um ihren eigenen Erfolg und ihre Persönlichkeit aufzuwerten. Auch ist ein besonderes Merkmal von Narzissten, dass sie andere ausbeuten oder ausnutzen, um an ihre eigenen Ziele zu kommen. Hinzu kommt auch, dass sie oftmals über wenig Empathie verfügen und die Bedürfnisse anderer Menschen nicht als gleichwertig zu ihren eigenen anerkennen. Sie können dominant sein.
Wie bereits erwähnt, streben sie stets nach der Anerkennung anderer, um die Wirklichkeit zu verbergen: Ihr Selbstwert ist von dieser Anerkennung abhängig und muss immer wieder bestätigt werden. Das macht sie nicht nur berechenbar, sondern auch verletzlich und leicht kränkbar durch Kritik.
Männlich oder weiblich?
Wir alle haben Persönlichkeitsmerkmale in uns, die narzisstisch sein können, so sind zum Beispiel unser Selbstbewusstsein, Egoismus usw. durchaus vorteilhaft, um unsere Ziele zu erreichen und nicht zu kurz zu kommen. Die Übergänge zu einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind fließend und werden nach ihrem Ausmaß beurteilt. Übrigens sind zwar die männlichen Narzissten zwar prozentuell höher vertreten, jedoch könnte es auch daran liegen, dass Frauen seltener als solche erkannt werden. Hinzu kommt auch, dass sich Narzissmus bei Frauen häufig auf andere Weise äußert. Aber dazu später mehr.
Extrovertiertheit auf einem neuen Niveau
Meistens sind Narzissten nicht introvertiert, sondern das genaue Gegenteil: Denn nur die stark ausgeprägte Extrovertiertheit verleiht ihnen die Möglichkeit, immer wieder die benötigte Anerkennung von anderen zu erhaschen. Bei Kritik oder Gefühlskränkungen sind sie also weit davon entfernt, sich zurückzuziehen und die Kränkung zu verarbeiten und neigen zu Wutausbrüchen und Gefühlsexplosionen. Genauso verhält es sich, wenn diese Person nicht die gewohnte oder ihr zustehende Anerkennung und Bewunderung erhält.
Zwar ist die Extrovertiertheit an dieser Stelle gut begründbar und offensichtlich, wenn man den prototypischen Narzissten vor dem inneren Auge sieht, dennoch gibt es mittlerweile Erkenntnisse, die auch auf das Gegenteil hinweisen könnten. Auch hier könnte ein geschlechtsspezifischen Unterschied bestehen, den es zu beachten gibt: bei weiblichen Narzissten äußert sich das Verhalten oftmals anders und wird deshalb weniger häufig erkannt. Sogenannte vulnerable Narzissten sind oft introvertiert, haben aber dennoch ähnliche Gefühle und Ansprüche wie männliche Narzissten, nur, dass sie sich weniger offensichtlich geltungsbedürftig verhalten.
Warum sind Narzissten narzisstisch?
Eine wirkliche Antwort auf diese Frage gibt es nicht, vielmehr gibt es Theorien, die sich gewissermaßen widersprechen. Einerseits wird vermutet, dass Narzissten als Kinder verwöhnt worden sind und auf der anderen Seite könnte auch genau das Gegenteil der Fall sein. Problematisch ist auch die Erforschung solcher Theorien, da man sich hier auf Erinnerungen aus der Kindheit der Betroffenen verlassen muss, die oft sehr subjektiv und selten valide sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass narzisstische Züge auch genetisch vererbt werden können, somit reicht bei einem Verdacht auch ein kleiner Rückblick auf die nahe Verwandtschaft.
Beziehungsgestört – Narzissten und Beziehungen
Narzissten haben es nicht einfach in Beziehungen, weil ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen nur schwer mit aufrichtigen Beziehungen zu vereinen ist. Grund dafür ist ihre Dominanz und die ständige Suche nach Bewunderung. Hinzu kommt auch Missbrauch anderer für ihre egoistischen Zwecke. Meistens wollen sie immer im Mittelpunkt stehen, immer das Sagen haben und auch keine Kritik an sich zulassen (denn sie hat das Potential sie/ihn zu zerstören). Ihr Durst nach Anerkennung und Bewunderung ist enorm und da ist es nachvollziehbar, dass irgendwann der Partner nicht genug geben kann, weil es für einen Narzissten eben niemals genug sein kann.
Narzissmus in der Chefetage
Das drängende Streben und der Durst nach Anerkennung führen dazu, dass Narzissten oft in den oberen Chefetagen zu finden sind. Ihre Eigenschaften wie Extraversion, Ehrgeiz und Selbstbewusstsein ebnen ihnen den Weg, um Führungskräfte zu werden. Das Fatale daran ist, dass die meisten Narzissten nicht kritikfähig sind und es als Angriff gegen sich verstehen. So kann es schnell zu Problemen mit dem Chef führen, wenn dieser konstruktive Kritik als Angriff auffasst. Damit umzugehen ist nicht einfach und es ist ratsam, sich das ganze Arbeitsumfeld anzusehen, bevor man den Kampf mit dem narzisstischen Chef aufnimmt.
Die Erweiterung ihrer Selbst – Narzisstische Eltern
Ist ein Elternteil oder sogar beide Elternteile Narzissten, besteht eine Wahrscheinlichkeit, selbst einer zu werden. Problematisch ist jedoch zunächst, dass Narzissten oder vielmehr narzisstische Eltern Schwierigkeiten damit haben, auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen. Grund dafür ist ihre Selbstbezogenheit und die fehlende Empathie. Damit fällt es ihnen schwer, die Bedürfnisse der Kinder als gleichwertig zu betrachten und sie anzuerkennen.
Oft geht es den Narzissten nicht um die Kinder, sondern um sich selbst. Die eigene Anerkennung und Bestätigung, die die Kinder bringen. Somit ist die Liebe nicht selbstlos, sondern immer an Bedingungen geknüpft, was für die betroffenen Kinder im Erwachsenenalter schwerwiegende Folgen haben kann: Sie leiden an Depressionen, Selbstwertproblemen und haben Schwierigkeiten, sich von den Gefühlen anderer abzugrenzen. Einige entwickeln selbst narzisstische Züge, um sich zu schützen, andere wiederum resignieren.
Wie kann man diesen Teufelskreis durchbrechen? Grenzen setzen im Umgang mit Narzissten kann schwierig sein, wenn sich diese in der eigenen Familie befinden. Dennoch ist es manchmal ratsam, darüber zu sprechen und manchmal kann sogar ein Kontaktabbruch eine sinnvolle Grenze sein. Als Betroffene/r muss man abwägen und diese Entscheidung treffen.
Manchmal kann das befreiend sein, da die Möglichkeit besteht, dass man einen Prozess der Reflektion bewirkt. Handelt es sich um ein narzisstisches Arbeitsumfeld, ist es ratsam, abzuwägen oder den Arbeitgeber zu wechseln. Wenn man selbst von narzisstischen Persönlichkeitszügen betroffen ist, werden diese oft nicht als problematisch erkannt, dennoch ergeben sich Therapiemöglichkeiten. Hierbei werden die Empathiefähigkeit gestärkt und das Selbstwertgefühl untersucht.
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