Corona zwingt uns in verschiedenen Situationen zum Umdenken. Gerade die Reisebranche war sehr stark von den Einschränkungen betroffen. Virtuelle Realitäten können hier neue Wege – und vielleicht auch eine Zukunft nach der Pandemie – bieten.
Was ist VR?
Bereits 1956 wurde ein Konzept erfunden, das als Basis der heutigen VR-Technik zugrunde liegt. Inzwischen bietet der Markt verschiedene Produkte, die virtuelle oder teils virtuelle Realitäten verwenden. Man unterscheidet in diesem Bereich unter anderem zwischen den beiden Typen „virtual reality” und „augmented reality”. Eine „virtual reality” ist eine komplett virtuelle Realität, die neu entwickelt und konstruiert wurde. Bei einer „augmented reality” wird eine reale Welt verwendet und diese durch virtuelle Elemente verändert oder ergänzt. Diese und andere Virtualitätstypen, zusammengefasst unter dem Begriff “XR”, werden bereits in anderen Branchen genutzt. Als Beispiele kann hier der Automobil-, Luftfahrt- und Schiffsbau, die Architektur und Raumplanung, der Handel, der Bergbau oder aber auch die Medizin genannt werden. Diese Bereiche nutzen diese Techniken vor allem in der Simulation von beispielweise Fahrkonstruktionen, der Einrichtung eines Hauses oder Supermarktes oder aber bei der virtuellen Darstellung einer Operation zur Übung.
VR in der Tourismus- und Reisebranche
Auch im Tourismus kommt dies bereits an einigen Stellen zum Einsatz. In der Reisebranche gibt es sogar Möglichkeiten, VR im Buchungsprozess zu nutzen. Über die VR-Brille befindet man sich dabei in einem virtuellen Raum, entscheidet sich für Aufenthaltsort und -zeit und geht anschließend ins Flugzeug, um sich dort seinen Platz selbst auszusuchen. Danach sieht man sich verschiedene Mietwägen an und sitzt Probe, wählt im Anschluss eine Unterkunft, bucht und bezahlt zum Schluss via Web-Pay auch über die VR-Brille.
Auch in anderen Segmenten des Tourismus wird VR genutzt, um dem Kunden einen ersten Eindruck zu ermöglichen. Dies wird beispielsweise bei Kreuzfahrtschiffen angewandt oder auch in Hotels, um deren unterschiedliche Zimmervarianten besichtigen zu können. Das Ganze wird aber auch für komplette Destinationen angeboten. Der Kunde kann sich hier über seine VR-Brille Teile des Ortes oder einige Sehenswürdigkeiten ansehen und dadurch besser entscheiden, ob er dort seinen Urlaub verbringen möchte.
Virtuelle Reise in die Vergangenheit
Des Weiteren wird XR aber nicht nur vor, sondern auch während eines Aufenthalts angewandt. Zum Beispiel zur Navigation oder dem Entertainment vor Ort wird vor allem „augmented reality“ gerne genutzt. Städte wie Köln, Dresden, Luxemburg oder auch manche Orte Chinas bieten Stadtbesichtigungen über XR an. Dies bietet die Möglichkeit, alte Stätten durch XR wieder aufleben zu lassen und in die Vergangenheit einzutauchen. Außerdem kann man dadurch auch Ausblicke von Gipfeln, Sehenswürdigkeiten oder andere Erlebnisse in der Natur bei schlechtem Wetter oder nicht genügender körperlicher Kondition beziehungsweise Fähigkeit erleben.
Neben diesen ergänzenden Möglichkeiten von XR gibt es auch Angebote, die einen kompletten Urlaub ersetzen können. Man fährt also nicht in der realen Welt an einen Ort und nutzt dort XR, sondern befindet sich zu Hause und erlebt das gewählte Ziel rein über die VR- bzw. AR-Brille. Entscheidet man sich zum Beispiel für eine virtuelle Reise in die Südsee, lädt man sich im Store eine entsprechende App herunter, öffnet diese über die VR-Brille und schon kann’s los gehen. Man befindet sich zunächst an einem Startpunkt. Von diesem aus kann man dann an verschiedene Orte, wie beispielsweise dem Strand, der Bar oder dem Hotel gehen und einfach abtauchen.
Corona und die Möglichkeiten durch VR
Nicht nur Reisen konnten aufgrund der Coronapandemie nicht stattfinden, auch alle Messen, Ausstellungen oder Veranstaltungen mussten gezwungenermaßen abgesagt werden. Und auch hier kann man die virtuellen Realitäten natürlich sehr gut, wenn nicht sogar am besten, nutzen. Man kann Messestände ideal virtuell nachbauen und man kann sogar weitere Onlinefähigkeiten, wie die Einbindung von Websitelinks oder Videos, ergänzen.
Natürlich war aber gerade die Reisebranche extrem durch die Ausbreitung von Covid-19 beeinträchtigt. Lange Zeit war der Flugverkehr eingeschränkt, es herrschten Einreise- oder Beherbergungsverbote. Auch wer im weiter entfernten Ausland abschalten wollte, musste spätestens bei der Rückkehr Einschränkungen durch Quarantäne und Isolation hinnehmen. Alles in allem war das Reisen, egal ob in weiter Ferne oder im eigenen Land, stark beeinträchtigt und viele geplante Urlaubsreisen mussten storniert oder verschoben werden. Hier kommt dann ein großer Vorteil einer VR-Reise zum Zug: Du kannst sie von Zuhause aus ohne Gesundheitsgefährdung durch Anreise, Aufenthalt und Kontakte begehen. Du kannst dich in deinen eigenen vier Wänden auf dem Sofa entspannen, über eine VR-Brille in eine andere Welt eintauchen und kurzzeitig aus dem tristen Alltag im Homeoffice, Onlinestudium oder Homeschooling fliehen.
Gerade im asiatischen Raum wurde dieses Angebot bereits im letzten Jahr sehr gut angenommen. China war Ausbruchsort des Virus und hatte sich ziemlich schnell komplett abgeriegelt. Die Bevölkerung, häufig zusammengepfercht in kleinen Wohnungen, durfte diese zum Teil nur zum Einkaufen oder für Arztbesuche verlassen. Gerade in dieser Zeit, in der man sich so danach gesehnt hat, aus dieser Situation zu entkommen, war eine VR-Reise eine willkommene Gelegenheit.
Vor- & Nachteile von virtuellen Reisen
Neben dem Gesundheitsaspekt hat VR-Tourismus allerdings auch noch weitere Vorteile. „Virtual reality“ bietet Zugang zu unerreichbaren Orten, wie anderen Planeten oder Naturspektakeln (beispielweise Vulkane oder Höhlen). Außerdem ist es billiger, schneller und umweltfreundlicher als ein Flug oder eine Fahrt an das Reisedomizil. Zudem bietet es noch einen entscheidenden Pluspunkt: Eine größere Barrierefreiheit. Über eine VR-Brille ist jedem die Möglichkeit gegeben, überall hinzukommen und alles über diese virtuelle Welt zu sehen, größtenteils unabhängig davon, welche physischen Einschränkungen man in der realen Welt hat. Sie bietet also auch eine gewisse Möglichkeit zur Flucht aus der Realität, alle Probleme zu vergessen und in eine Art Traumwelt einzutauchen.
Neben all diesen positiven Aspekten gibt es aber auch ein paar Nachteile. Ein VR-Erlebnis ist nicht real und somit nur ein vorübergehender Moment, der ein gesamtes Urlaubserlebnis mit Anreise und längerem Aufenthalt nicht ersetzen kann. Somit kann auch die Gastronomie oder Hotellerie am potenziellen „Urlaubsort“ von einem virtuellen Besuch nicht profitieren. Wenn man sich für ein reines VR-Erlebnis entscheidet, muss man aber auch weitere Abstriche eingehen, wie beispielsweise (in der heutigen Zeit immer wichtiger 😉), dass man keine Selfies machen und posten kann. Wie wichtig das ist, muss jeder selbst entscheiden. Nichtsdestotrotz bedient VR zwar die visuellen und vielleicht auch auditiven Sinne, nicht aber das Schmecken oder Riechen. Gerüche und Gefühle bei einem Spaziergang durch kleinere Gassen oder in hintere Nischen bleiben leider genauso aus wie der Kontakt zu Einheimischen und der lokalen Kultur.
Welche Chancen bietet XR im Tourismus und welche Unternehmen können davon profitieren?
Trotz dem, dass eine reine „XR-Reise“ nichts für jeden ist, kann es auch einige Chancen in der Tourismusbranche bieten. Es kann zum Beispiel für weniger Unzufriedenheit sorgen, wenn sich die Gäste schon vor der Buchung die verschiedenen Zimmertypen eines Hotels anschauen können, sich entsprechend ihren Vorlieben entscheiden und genau wissen, was sie erwartet. Somit können vor Ort keine bösen Überraschungen passieren. Des Weiteren bietet sich auch ein Vorteil für Orte und Sehenswürdigkeiten, die eine Art „must-see“-Attraktion darstellen und deshalb häufig überlaufen sind. Für den reinen Zweck, diese Attraktion einmal gesehen zu haben, könnte auch eine Besichtigung über XR reichen. Dies erspart dem einzelnen Besucher Kosten und Zeit für Anreise sowie Aufenthalt und schont zeitgleich die Umwelt und lokale Bevölkerung. Auch für Werbezwecke eignet sich die moderne Technik. Potenzielle Kunden, die vielleicht ein bestimmtes Ziel noch nie für einen Urlaub in Betracht gezogen haben, bekommen dadurch einen realen Eindruck dieses Ortes und entdecken ein neues Reiseziel für sich.
Kann es das Reisen ersetzen?
Meiner Meinung nach ist ein Urlaub mehr als nur der reine Besuch eines anderen Ortes und die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten. Natürlich gehört auch das dazu, aber ich verbinde doch mehr mit einem richtigen Urlaub. Für mich ist das Besondere an einer Reise, die kleinen Orte oder Plätze, die nicht jeder kennt, zu entdecken. Diese sind meist umso schöner sein und bleiben oft länger in Erinnerung als die typischen Sehenswürdigkeiten. Außerdem ist auch der Kontakt zu Einheimischen, lokale Speisen und die Kultur für mich ein wichtiger Teil eines Urlaubs. Ich denke, dass XR auf jeden Fall ein gutes Zusatzangebot in Zeiten von Corona ist, denn gerade dann verbringt man viel Zeit zu Hause und freut sich über jede Abwechslung. Auf Dauer möchte ich aber schon selbst wieder in den Urlaub fahren und den Ort mit all seinen Facetten in der Realität erleben.
[…] nicht nur auf persönlichen Überlegungen, sondern auch auf aktuellen Entwicklungen, die einer Zukunft für die Reisebranche vorausblicken. Hinzu kommt das steigende Interesse an VR-Tourismus-Angeboten, welche die Geschichte […]