Schon im Kindergarten wird uns gesagt: „Sei freundlich, hör gut zu und schau mich an, wenn ich mir dir rede!“ Wir denken, wir wissen, wie wir uns zu verhalten haben. Mit den Jahren vergessen wir viele dieser Regeln allerdings oder wir schenken ihnen immer wenig Beachtung. Im Folgenden einige grundsätzliche Verhaltensweisen, die euch helfen, besser mit anderen Menschen zu kommunizieren und dadurch eher von ihnen wertgeschätzt zu werden.
1. Richtig zuhören
„Hörst du mir eigentlich zu?“, frage ich und mein Blick gleitet hinüber zu meiner Freundin, die gerade ihr Handy gezückt hat. „Ja, klar“, sagt sie, doch ihre Körpersprache deutet an, dass ihre Aufmerksamkeit nur zu einem Drittel mir zugewendet ist. Die anderen zwei Drittel schauen dabei zu, wie sie mit ihrem Finger über den Bildschirm wischt und dabei überlegt, ob die oberkörperfreien Männer in der Tinder-App für ein Date geeignet sind.
So wie mir mit meiner Freundin geht es tagtäglich tausenden von Menschen. Wir möchten etwas Interessantes erzählen und merken, dass unser Gegenüber nur mit einem Ohr zuhört, wenn überhaupt. Manchmal nickt er auch nur und grunzt zwischendurch ein ‚hmm‘, um uns anzudeuten, dass er das Gesagte aufnimmt. Eigentlich ist dabei aber kein einziges Wort hängengeblieben. Der Zuhörer wurde nur vorgespielt. Viele von uns beherrschen die Rolle des guten Zuhörers perfekt, sind allerdings in Wirklichkeit miserable Zuhörer.
„Reden ist ein Bedürfnis, zuhören ist eine Kunst.“ – Goethe
Gleichzeitig hören viele von uns nur zu, um ihre eigene Antwort dann hinauszuposaunen. Jeder von uns hat schließlich das Bedürfnis, angehört zu werden. Jeder will etwas von sich erzählen. Ob die Antwort wirklich gut passt und etwas Positives zum Gespräch beiträgt, ist uns dabei leider egal. Wenn es sein muss, wird sogar das Thema radikal geändert. Hauptsache, die eigene Story wurde erzählt. Dabei ist das, was wirklich zählt, das Zuhören. Wer wirklich zuhört und über das Gesagte nachdenkt, der wirkt auf jeden gleich viel sympathischer und positiver. Probier es einmal aus. Du wirst sehen, du wirst viel mehr geschätzt, wenn du ein guter Zuhörer bist. Und was hinzukommt: Die Menschen erzählen dir mehr.
2. In die Augen schauen
Langer Blickkontakt ist für viele von uns unangenehm. Dabei geht es hier gar nicht darum, jemandem fünf Minuten ununterbrochen in die Augen zu starren, sondern darum, allgemein Augenkontakt zu halten. Natürlich ist dabei zwischendurch kurzes Wegschauen absolut erlaubt. Schauen wir jemandem direkt in die Augen, ist dies ein Zeichen für unseren Gegenüber, dass er unsere Aufmerksamkeit hat, dass wir wirklich interessiert sind. Es ist ein Zeichen der Wertschätzung. Wer hingegen dauerhaft wegschaut oder zwischendurch nur den Handybildschirm im Blick hat, der wirkt desinteressiert und gelangweilt. Schnell bekommt der Gegenüber das Gefühl, seine Geschichte sei langweilig. Um ein guter Zuhörer und gleichzeitig Gesprächspartner zu sein, ist Blickkontakt also sehr wichtig.
3. Fragen stellen
Um ein Gespräch aufrechtzuerhalten, reicht es meistens nicht, gut zuzuhören. Erst wenn du beginnst, Fragen zu stellen, merkt dein Gegenüber, dass er deine Aufmerksamkeit wirklich hat. Menschen reden am liebsten über sich selbst oder über das, was in ihrem Leben geschieht. Deswegen macht es den Gesprächspartner umso sympathischer, wenn er sich dafür interessiert und weitere Fragen stellt. Ein bisschen solltest du dabei darauf achten, dass du die private oder intime Grenze des anderen nicht verletzt, indem du zu neugierig bist oder unpassende Fragen stellst, auf die dein Gesprächspartner nicht antworten möchte.
Sei interessiert und aufrichtig und stelle deswegen keine Fragen mit bösen Hintergedanken (das geschieht öfter, als man denkt!).
Mit der Zeit bekommt jeder, der das ein bisschen übt, ein gutes Gefühl dafür, welche Fragen gut passen und wie diese das Gespräch fördern. So ist es zum Beispiel besser, eine Frage zu stellen, auf die jemand eine lange, ausführliche Antwort geben kann statt eine Ja-Nein-Frage zu stellen.
4. Versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen
Zu einem gewissen Grad sind wir Menschen alle egoistisch und ichbezogen. Das mag nun der eine oder andere abstreiten, aber jeder von uns wird zugeben müssen, dass er im Tagesverlauf sehr viel über sich selbst nachdenkt. Eigene Handlungen, eigene Gedanken, eigene Pläne, all diese Dinge beherrschen unser tägliches Denken. Um gut mit anderen kommunizieren zu können, hilft es, diesen Gedanken eine kleine Auszeit zu geben und stattdessen andere Menschen in den Vordergrund zu rücken:
Was will eigentlich mein Gegenüber? Was gefällt ihm? Wie fühlt er sich wohl?
Wenn wir uns auf diese Fragen konzentrieren, hilft uns das, in einem Gespräch besser auf den anderen einzugehen. Da es vielen schwierig fällt, sich in andere hineinzuversetzen (woher soll ich auch wissen, was mein Gegenüber denkt?), hilft es manchmal zu überlegen, was einem selbst gefällt. Magst du gerne unterbrochen werden? Welche Fragen magst du gerne beantworten? Oft ist das nämlich, was dir gefällt, auch das, was dein Gesprächspartner mag.
Fazit
Nachdem du nun all diese Tipps gelesen hast, wirst du nun vielleicht denken: Das wusste ich doch alles schon! Und das tue ich alles bereits! Das ist gut möglich. Viele von uns beherrschen diese Dinge perfekt. Viele von uns wissen instinktiv, wie sie ein Gespräch interessant gestalten und aufrechterhalten. Gleichzeitig gibt es allerdings auch die, die sich in einer Gruppe schnell verloren fühlen, nicht wissen, was sie sagen sollen oder leider immer nur über sich reden. Es hilft, sich selbst einfach mal genau zu beobachten. Manchmal bemerkt man etwas, das man jahrelang übersehen hat und versteht sich selbst und die Reaktionen der anderen etwas besser. Denn Kommunikation ist schließlich etwas, das uns alle betrifft. Es ist nicht möglich, nicht zu kommunizieren.
Schreibe einen Kommentar