Nach unserem ersten Artikel über die Deutsche Knochenmarkspende (DKMS) hat unsere Autorin den Selbsttest gemacht und herausgefunden: Das Mitmachen bei der Aktion ist kinderleicht. Nach nur fünf Minuten ist man schon ein registrierter Spender – und kann möglicherweise einem anderen damit das Leben retten. Wie die Anmeldung geht und was ein roter Mund damit zu tun hat, erklärt sie im folgenden Beitrag.
Die Plakate, die im Moment in Köln und vielen anderen deutschen Städten die Bus- und Bahnhaltestellen säumen, dürften vielen aufgefallen sein. Darauf zu sehen ist ein typischer „Hollywood-Mund“ à la Jessica Alba, rot geschminkt und mit perfekt aneinander gereihten blitzeweißen Zähnen. Doch es handelt sich hierbei nicht etwa um die Werbung für einen neuen Lippenstift oder einen aktuellen Vampirblockbuster, sondern um die neue Kampagne der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, kurz DKMS. Mit dem Slogan „Mund auf gegen Blutkrebs. – Stäbchen rein, Spender sein“, wirbt die DKMS dafür, sich für die Knochenmarkspenderdatei zu registrieren. Ist man dort eingetragen, gehört man zum Pool von 15 Millionen potenziellen Spendern weltweit, aus denen für einen Patienten der passende Stammzellenspender, der sogenannte „genetische Zwilling“ gesucht wird.
Jeder kann einfach und kostenlos mitmachen
15 Millionen klingt zunächst viel, leider liegt aber die Wahrscheinlichkeit, seinen „genetischen Zwilling“ zu finden, bei bis zu 1 zu mehreren Millionen. Daher ist es der DKMS auch so wichtig, mit der neuen Kampagne möglichst viele neue Spender zu gewinnen, denn wie immer gilt: Desto mehr Auswahl, desto mehr Treffer! Soweit, so gut, denn ich gebe zu, ich gehöre selbst zu den Personen, die sich schon seit Längerem immer mal wieder vorgenommen haben, sich registrieren zu lassen. Doch mal fehlte die Zeit, dann hatte ich mein Vorhaben auch schon wieder zu weit in den Hinterkopf geschoben und um Nadeln mache ich normalerweise immer einen weiten Bogen. Das Ende vom Lied: Ich bin nie dazu gekommen, mich zu registrieren.
Doch jetzt, wo mir der schöne rote Mund mit dem Wattestäbchen immer öfter beim Fahren mit der Bahn begegnet ist, habe ich mich dann doch auf die Internetseite der DKMS gewagt. Der Slogan klingt cool, motivierend und vor allem so einfach und ohne großen Zeitaufwand, dass es eigentlich für Jedermann möglich sein sollte, sich zu registrieren. Ich beantwortete online ein paar Fragen zu meiner Person, las mir die Richtlinien und die Entnahmearten durch, setze ein paar Häkchen und schwupps, schon bin ich registrierter Spender. Nicht mal fünf Minuten habe ich dafür mit meinem Smartphone gebraucht, während ich in der Bahn von einer Station zur nächsten fuhr.
Die Welt ein winziges Stück bereichert
Nur zwei Tage später finde ich im Briefkasten einen Briefumschlag, der Absender ist die DKMS Zentrale in Köln. Sogar ein klein wenig aufgeregt bin ich, als ich den Umschlag öffne, als handele es sich um eine neue Lieferung von Zalando. Im Briefumschlag finde ich eine Einverständniserklärung, eine Broschüre, zwei Wattestäbchen und eine anliegende Gebrauchsanweisung. 30 Sekunden soll ich die Wattestäbchen an meiner Mundschleimhaut kreisen, dann fünf Minuten trockenen lassen und anschließend in den beiliegenden Briefumschlag stecken. Zahlen muss ich dafür nichts, um Spenden wird gebeten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich innerhalb des ersten Jahres nach der Typisierung in die engere Auswahl komme, liegt laut DKMS bei nur etwa 1 Prozent. Trotzdem fühle ich mich, als hätte ich mit den beiden Wattestäbchen mit meinem Speichel die Welt ein winziges Stückchen bereichert.
Doch gleichzeitig frage ich mich, wie das eigentlich funktioniert. Und was ist überhaupt mit den Nadeln von früher passiert? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung: Den Speicheltest zur Bestimmung der DNA selbst gibt es schon seit den 90er Jahren, zunächst wurde er jedoch vorwiegend in der Kriminalistik verwendet, um unter anderem Gewalttaten aufzuklären. Die DKMS hat sich dieser Methode 2008 angenommen, damals warben Prominente wie Miroslav Klose und Sarah Connor mit überproportional großen Wattestäbchen in der Hand mit dem Slogan „Wattestäbchen gegen Leukämie.“
Mund auf gegen Blutkrebs!
Anders als meistens angenommen, wird mit dem Wattestäbchen nicht der Speichel, sondern vor allem Zellmaterial aus der Mundschleimhaut entnommen. Damit können im Labor die Gewebemerkmale bestimmt werden. Nach diesem Vorgang, der sogenannten Typisierung, werden die Gewerbemerkmale an die Zentrale in Deutschland und den USA geschickt und stehen dann Patienten auf der Suche nach einem Spender auf der ganzen Welt zur Verfügung – anonymisiert. Stimmt das Gewebematerial überein, so wird man von der DKMS kontaktiert und zu Voruntersuchungen eingeladen. Erst wenn man tatsächlich als Spender ausgewählt wird, muss man eine Entscheidung für oder gegen eine Knochenmarkspende treffen. Eine Woche vor der Transplantation beginnt für den Patienten die Vorbereitung auf diese, findet die Stammzellenübertragung nicht statt, so stirbt der Patient.
Das klingt nach einem ernsten Thema, doch es kommt laut DKMS bei höchstens fünf von hundert potenziellen Stammzellspendern innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer Stammzellspende. Und nachdem ich den Brief in den Postkasten geworfen habe, bin ich sogar ein bisschen stolz. Denn wer weiß, vielleicht sucht jemand da draußen gerade genau mich als seinen genetischen Zwilling. Oder einen von euch! Daher macht auch ihr den Mund auf gegen Blutkrebs! Und nicht nur für ein Wattestäbchen, sondern auch, um Eurer Familie, Euren Freunden und wen auch immer ihr noch davon erzählen möchtet, über die Aktion zu informieren. Es ist einfach, geht schnell, kostet nichts und das Wichtigste ist, dass man möglicherweise einem Menschen eine Chance auf ein neues Leben schenken kann! Dann fühlt man sich in jedem Fall noch ein bisschen mehr so, als hätte man die Welt ein Stück weit bereichert.
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