Jedes Jahr produzieren wir in Deutschland 412.000.000 Tonnen Müll. Verglichen mit anderen europäischen Nationen sind wir absolute Müllmeister. Die Lösung dieses Problems liegt nicht nur in der Industrie, sondern auch im Verbraucher selbst.
Sei es bei Lebensmitteln, Elektrogeräten oder Kleidung – Verpackungen sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Dadurch produzieren wir immer mehr Müll. Allein in Deutschland sind das jedes Jahr 412.000.000 Tonnen. Die Verantwortung dafür liegt jedoch nicht nur in der Industrie, sondern vor allem auch in den Verbrauchern, die immer wieder in den Geschäften nach den Produkten greifen.
Verpackungsmüll der Lebensmittelindustrie
Besonders die Lebensmittelindustrie trägt eine enorme Verantwortung. Alleine in Deutschland produziert sie jährlich 18.000.000 Tonnen Verpackungsmüll. Die Auswirkungen dessen werden allerdings schnell vergessen, da Verpackungen für die Lebensmittelindustrie ein wertvolles Element sind. Sie sollen die Ware schützen, die Haltbarkeit verlängern und den Warentransport vereinfachen. Häufig werden Verpackungen aber auch verwendet, wenn sie eigentlich gar nicht notwendig wären. Das ist gerade bei Obst und Gemüse der Fall. Obwohl die Natur diesen Produkten schon den besten Schutz in Form einer Schale gegeben hat, werden sie oft in Plastik eingeschweißt, um ihnen eine gewisse Wertigkeit zu geben. Der Verbraucher soll unbewusst das Gefühl bekommen, das Produkt sei besonders schützenswert. Es ist also ein reines Marketinginstrument.
Genauso greifen Verbraucher beim Einkauf oft zu Plastiktüten, die nach der Heimfahrt zusätzlich sogar noch sofort im Mülleimer landen, ohne die sichere Aussicht darauf, recycelt zu werden. Ähnlich verhält es sich mit Getränken. Auch wenn das Leitungswasser in Deutschland in sehr guter Qualität zur Verfügung steht und zu den am besten geprüften Lebensmitteln gehört, nimmt der Verbrauch von verpackten Getränken zu. Gerade Einwegflaschen sind dabei ein Hindernis für die nachhaltige Entwicklung.
Auch Recycling ist nicht immer einfach und unproblematisch. Ungefähr 71,4 Prozent des Verpackungsmülls wird in Deutschland recycelt. Das Problem bei vielen Verpackungen ist allerdings, dass viele aus mehr als nur einem Kunststoff bestehen. Diese einzelnen Schichten sind nur unter dem Mikroskop sichtbar. Jede dieser Lagen erfüllt allerdings eine spezielle Funktion. So schützen sie vor Keimen, schließen Sauerstoff aus und sind ein gutes Mittel zur Vorbeugung von Feuchtigkeit. Dies ist zwar wertvoll für Lebensmittel, jedoch ist es schwierig daraus wertvolle Sekundärrohstoffe zu machen. Dazu wäre ein spezielles Lösungsmittel notwendig, was es allerdings noch nicht gibt. Generell wird auch nicht alles recycelt, was im Müll landet. Das soll sich durch ein neues Verpackungsgesetz, welches am 1. Januar 2019 in Kraft tritt ändert. Unternehmen, die Verpackungen recyclen müssen danach höhere Recyclingquoten erfüllen.
Die Fehlwürfe der Deutschen
Ein weiteres Problem ist die falsche Entsorgung unseres Abfalls. Wie Müll entsorgt und getrennt werden muss, ist in der sogenannten Verpackungsordnung festgelegt. So werden Verkaufsverpackungen z.B. In gelben Tonnen oder gelben Säcken gesammelt. Für Papier, Restmüll und Glas gibt es separate Tonnen. In manchen Regionen sind sogar Biotonnen üblich. Leider kommt es immer wieder zu Fehlwürfen. Dazu gehören auch solche, die zwar stofflich richtig zugeordnet sind, per Definition aber anders entsorgt werden müssen. Ein gutes Beispiel dafür sind Kunststoffabfälle, die keine Verpackung sind, aber trotzdem den Weg in den gelben Sack gefunden haben. Fehlwürfe erhöhen die Kosten für die Sammlung und Aufbereitung und vermindern die Qualität der recyclingfähigen Materialien. Wir können nicht einfach alles zusammenwerfen und darauf hoffen, dass die Maschinen oder Mitarbeiter das Sortieren übernehmen.
Ein besonderer Fall ist Elektroschrott. Auch dieser wird mehrheitlich nicht richtig entsorgt. Für Elektroschrott gibt es keine gesonderte Hausentsorgung. Seit 2016 ist es sogar verboten, elektronische Geräte in den Hausmüll zu werfen. Doch wohin damit? Elektronikmärkte sind in der Regel dazu verpflichtet, sie zurückzunehmen. Das gilt auch für Onlineshops, die eine Lager- und Versandfläche von mindestens 400 Quadratmeter haben. Ansonsten bietet sich auch die Möglichkeit, den Elektroschrott durch regionale Wertstoffhöfe sachgerecht entsorgen zu lassen. Besser ist es allerdings, so weit wie möglich auf elektronische Produkte zu verzichten und sich bei jedem Kauf zu fragen, ob man dieses Gerät denn tatsächlich benötigt. Es ist kein Geheimnis: Jeder von uns kennt mindestens eine Person, die sich ein neues Mobiltelefon kauft, obwohl das alte noch einwandfrei funktioniert. Um dies zu vermeiden, kann man alte Geräte, die man nicht mehr braucht aber auch verschenken oder verkaufen.
Tipps für Verbraucher
Wie können wir als Verbraucher gegen die große Menge Müll vorgehen? Dabei kommt es natürlich darauf an, dass wir bewusster einkaufen und versuchen uns soweit wie möglich für verpackungsfreie Produkte zu entscheiden, gerade wenn es um Plastik geht. Es gibt zunehmend viele Läden, vor allem in Großstädten, die komplett auf Verpackungen verzichten, wie „gramm.genau“ in Frankfurt am Main. Dort findet man von Kosmetik über Obst und Gemüse bis zu Snacks alles, was das Herz begehrt. Bedauerlicherweise sind die Preise in diesen Geschäften noch ein wenig höher als in herkömmlichen Supermärkten, weswegen die Angebote für Studierende oder Bürger, die Arbeitslosengeld beziehen, nicht attraktiv sind.
Wer nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, kann aber trotzdem versuchen, weitestgehend auf verpackungsfreie Produkte umzusteigen. So ist es unter anderem sinnvoll, Brotaufstriche aus dem Glas zu kaufen, da man diese Behälter in vielen Bereichen wiederverwenden kann, beispielsweise für Marmelade oder zur Aufbewahrung hausgemachter Kosmetikprodukte. Ebenso ist es einfach, sich eine wiederverwendbare Flasche zu kaufen, um somit auf das ständige Kaufen von Plastikflaschen verzichten zu können. Das gilt auch für To-Go Becher, denn davon werden stündlich 320.000 weggeworfen. Die Möglichkeiten sind vielfältig, wie man sieht und es ist es wert, auch auf lange Sicht daran zu arbeiten.
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