…so oder so ähnlich hätte man den Schöpfungsbericht auch schreiben können. Manchmal schießt der “Kampf der Geschlechter” über’s Ziel hinaus. Dabei möchte er doch eigentlich etwas bezwecken, was bereits seit Jahrtausenden gilt. Warum Männer und Frauen verschieden sind und das auch noch gut sein soll, lest ihr in diesem Artikel.
Die Tatsache, dass Männer und Frauen in ihren Gaben, Schwächen, ihrer Weltsicht grundsätzlich (mitsamt ihrer unterschiedlichen Facetten) verschieden sind und verschiedene Aufgaben haben, heißt nicht, dass sie deswegen nicht gleichwertig wären. Gehen wir davon aus, dass genau das der Fall ist: Gleichheit bedeutet, genau dasselbe tun und dadurch den gleichen Wert haben, dann werden wir der eigentlichen Natur des Menschen nicht gerecht. Und sicher müsste sich der ein oder andere ganz schön verbiegen, wenn er etwas anderes leben soll, als in ihn hineingelegt wurde. Ich weiß nicht, ob mein Mann so scharf darauf wäre, den Alltag so zu leben wie ich – und umgekehrt bin ich froh, mehr und mehr zu erkennen, wo mein Platz im Leben und in der Gesellschaft ist.
Mein Mann liebt zwar Menschen genau wie ich – aber seine Liebessprache ist nicht unbedingt, stundenlang zu telefonieren oder mit jemandem einen Spaziergang zu machen so in der Mittagspause zwischendurch – solche Verabredungen sind für ihn keine Entspannung, sondern eher zweckmäßig oder eben weil er an manchen Personen “dranbleiben” möchte und wissen will, wie es ihnen geht. Das aber extra einzuplanen und zu suchen fällt ihm schwer – trotzdem profitieren letztendlich wir beide, denn auf diese Weise können auch Kontakte zu gemeinsamen Freunden gehalten werden, ohne, dass er sich “zwingen” muss zu telefonieren. Lieber trifft man sich dann weniger oft und in Person – meistens reicht ihm das ganz gut.. Will ich damit sagen, dass Frauen per se Quasselstrippen sind und gern telefonieren und Männer nie? Keinesfalls! Ich kann nur sagen: mein Mann und einige andere, die ich kenne, ticken tendenziell eher so, dass sie Beziehungen anders leben und das ist okay und gut so. Deswegen sind sie keine schlechteren Menschen genauso wenig wie die Frau, die ebenso ungern telefoniert…
Ich hingegen würde mich schwer tun mit all der Verantwortung, die mein Mann in seinem Beruf trägt. Die vielen Entscheidungen, die er treffen muss, was es zu koordinieren und vor allem organisiseren gilt. Ich würde durchdrehen! Es wäre mir permanent einfach “alles zu viel” – weil ich mich inzwischen so gut kennengelernt habe, dass ich überhaupt nicht der Typ bin, der in sowas total aufgeht – und ich stelle fest, dass es vielen Frauen genauso geht – wenn auch nicht allen. Trotzdem bringe ich mich gerne ein in Teamgefügen mit meinen Ideen, meinen Gaben und übernehme auch mal etwas Organisatorisches, auch wenn es mir nicht liegt. Aber ich suche nicht danach. Und deswegen bin ich trotzdem nicht weniger wert als mein Mann, der total aufgeht in dem, was er tut. Wir ergänzen uns. Wir sind einfach verschieden und vieles davon hängt mit unserem Geschlecht zusammen. Trotzdem ist keiner mehr wert oder besser gestellt als der andere. Und das gilt nicht nur für romantische Beziehungen sondern in sämtlichen Gefügen, in denen Männlein und Weiblein zusammenarbeiten. Wieso ist das dann alles so kompliziert? Wieso gibt es diese Kämpfe zwischen den Geschlechtern und wieso möchte man sich ständig beweisen?
Als Christin brauche ich nicht lang in der Bibel suchen, um zu wissen, dass diese Gleichwertigkeit der Geschlechter nicht immer so gelebt wurde wie sie ursprünglich gedacht war. Und auch unsere Realität entspricht auch heute nicht immer dem was es eigentlich sein soll. Besonders im Neuen Testament wird dies deutlich: Jesus revolutionierte seine Gesellschaft, indem er Frauen einen Wert zuwies, der ihnen bisher nicht zugestanden wurde – das heißt aber nicht, dass Frauen deshalb weniger wert waren als Männer. Dazu müssen wir erstmal “back to the roots”, also ganz an den Anfang der Geschichte…
Gleichwertig, aber nicht gleichartig
Der kleine aber feine Unterschied in dieser Tatsache kann helfen, ein besseres Verständnis zu bekommen von dem, wie wir als Männer und Frauen in einer Gesellschaft gemeinsam leben können – wo keiner mehr wert ist, nur weil er ein Mann ist (und auch nicht, weil er eine Frau ist) und man sich in seiner Unterschiedlichkeit ergänzt.
Im Schöpfungsbericht heißt es, Gott schuf den Menschen in seinem Ebenbild – als Mann und Frau schuf er sie. Das ist nicht zu unterschätzen, was das bedeutet. Wenn der Mensch Gottes Wesen widerspiegeln soll – und jeder kann sich wohl denken, dass das an vielen Stellen nicht gelingt – und es steht hier explizit, er schuf sie “als Mann und als Frau”, dann zeigt das doch eigentlich, wie vielseitig Gottes Wesen sein muss. Sonst hätte es doch unter Umständen gereicht, dass es nur Männer oder nur Frauen gibt… Nein, er wollte beides und zwar deshalb, weil sie sich in manchen Wesenszügen unterscheiden und das ist gut so. Das ist wichtig. Das beschneidet auch nicht unsere Individualität, schließlich kennt Gott jeden Menschen und hat ihn sich wunderbar ausgedacht – mit allen Stärken und allen Schwächen, zumindest geht davon das christliche Weltbild aus und spricht dem Menschen unvergleichbare Würde zu.
Und wo die Stärke eines anderen aufhört, kann ein anderer helfen – und diese Synergie, speziell wenn Männer und Frauen zusammenarbeiten, ohne sich gegenseitig ausstechen zu wollen, ist einfach genial. Wohlgemerkt geht es nicht nur um Partnerschaften. Wir erleben diese Art der Zusammenarbeit in unserem täglichen Umfeld. Damit das aber gelingt braucht es gefestigte Persönlichkeiten; denn wo ich mich ständig minderwertig fühle, weil ich eine Frau bin, egal, ob mir das vermittelt wird, oder ob es ein eigener Gedanke ist, bin ich nicht wirklich frei, meine Arbeit gut zu machen. Weil ich mich vergleichen muss, weil ich doch beweisen muss, dass ich es aber doch besser kann als mein Kollege usw…
Wertschätzung statt Wettkampf
Wenn wir in die Geschichte schauen, stößt man auf zahlreiche Länder, Kulturen und Situationen, in denen Frauen als minderwertig behandelt wurden – und leider ist es auch heute noch so, dass viele Frauen diskriminiert werden, einfach nur weil sie Frauen sind. Da redet keiner davon, dass eine Frau studieren geht oder sich einen Beruf wählen kann. So gesehen sind wir in Europa schon ein ganzes Stück weiter – unter anderem auch durch unsere Verfassung, die auf christlichen Werten beruht.
Da gibt es diese fast schon berühmte “Frau am Brunnen” im Johannesevangelium Kapitel 4 – Jesus begegnete ihr auf der Durchreise und sprach mit ihr. Das war ein kulturelles No-Go in zweierlei Hinsicht: 1. er war ein Jude – und Juden redeten nicht mit Samariern, 2. war er ein Mann – und Männer sprachen Frauen nicht an – warum sollten sie? Jesus hingegen lebte das genaue Gegenteil: in den 42 Versen, was verhältnismäßig sehr lang ist für eine biblische Geschichte, fragt er u.a. sogar nach ihrer theologischen Meinung zu einem Thema – ja hat man sowas schon gesehen? Hätten Betrachter der Szene zu biblischer Zeit wohl gesagt: Skandalös! Doch eigentlich ist Jesus nur sich selbst treu, indem er Frauen wertschätzt, denn das war ja der eigentliche Plan. Jesus fasziniert in seiner skandalösen Art, ganze Gesellschaftsstrukturen einfach auf den Kopf zu stellen. Die Frau am Brunnen ist da nur ein Beispiel von vielen.
Wenn es in der Schöpfungsgeschichte heißt, dass Gott Adam eine “Gehilfin” (ja, ich gebe zu, auch ich war anfangs nicht begeistert von dieser Wortwahl :D) schaffen will, dann steht da im Hebräischen עֵ֫זֶר (e.zer) “Helfer”, das sonst nur 20x in der Bibel vorkommt und fast immer in einem Kontext, wo Gott eingreift und hilft. Wenn ich mir das so vor Augen halte, finde ich das überhaupt nicht diskriminierend, eine “göttliche Hilfe” zu sein. Und damit sind wir wieder bei der Ergänzung angelangt.
Dein Platz in der Gesellschaft
Das Thema rund um Mannsein und Frausein in unserer heutigen Welt würde nicht so heiß diskutiert werden, wenn es nicht so elementar wäre und uns tief berührt: in unserer Identität. Deswegen ist es ja auch nicht verwunderlich, dass wir schnell wütend werden, wenn jemand in einem Schubladendenken daher kommt – und dabei eine unserer größten Gaben gänzlich dem anderen Geschlecht zuweist. Ja, ich liebe Frauenabende und kann mit Kaffeekränzchen gut leben, aber ich möchte nicht darauf reduziert werden. Ich bin auch gern draußen, erlebe gern Abenteuer – und fände es super schade, wenn das allein aus einer Klischee-Denke ausschließlich den Männern vorbehalten ist – genauso wie ein voller Grillteller….
Wir müssen uns nicht durch die Gesellschaft verändern, damit wir akzeptiert werden. Wir dürfen einfach sein wie wir sind und immer mehr davon entdecken. Ich wage sogar zu behaupten, dass Gott jeden von uns ganz persönlich ermutigt, genau das zu tun und dadurch befreit leben, uns ergänzen statt zu vergleichen und darüber hinaus noch ein Stück seines Wesens widerzuspiegeln: Güte, Stärke, Kreativität, Herzlichkeit, Disziplin, Liebe….
Wenn du dich also fragst, warum du hier auf der Welt bist und deinen Platz noch nicht gefunden hast, und auch nicht unbedingt ein Ja zu dem, was es bedeutet, dass du als Frau oder als Mann lebst – dann lass nicht locker. Lass dir zeigen, wo deine Einzigartigkeit etwas zum großen Ganzen beiträgt und leg alle Klischees getrost beiseite, die dich darin hindern.
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