Neben einigen staatlichen Universitäten gibt es in Rom nicht nur mehrere private, sondern auch sieben Päpstliche Universitäten, die von den großen Ordensinstituten der katholischen Kirche gegründet wurden. Sie sind berühmt für ihre Internationalität, denn die Studenten dort kommen aus allen Teilen der Welt.
Nur wenige Schritte vom berühmten Trevi-Brunnen entfernt befindet sich die Pontificia Università Gregoriana, eine der sieben Päpstlichen Universitäten Roms und wahrscheinlich auch die berühmteste. Wie alle päpstlichen Universitäten ist die Gregoriana sehr international ausgerichtet, hier studieren etwa 2.600 junge Leute aus über 120 Nationen. Auch wenn davon circa 770 Studenten italienischer Herkunft sind und Italien damit immer noch die meisten Studenten stellt, ist der Großteil der Studenten dennoch kulturell bunt gemischt.
Einer von ihnen ist Sergej Valijevaus Slowenien – dem 21-Jährigen gefällt die Pluralität: „Ich mag es, Freunde aus vier unterschiedlichen Kontinenten zu haben“, meint er. Wie er kommt insgesamt mehr als die Hälfte aus Europa, aber viele auch aus Amerika, vor allem aus den Ländern Brasilien, Mexiko und den USA. Selbst junge Leute aus entlegeneren Staaten wie der Elfenbeinküste, dem Libanon, aus Japan oder Vietnam kommen nach Rom, um dort zu studieren.
Auch die berühmten Absolventen ziehen die Studenten an
Grund dafür dürften auch die vielen berühmten Absolventen der Universität sein – zahlreiche Bischöfe, Kardinäle und Heilige brachte die Universität hervor. 16 ehemalige Studenten wurden im Verlauf der Jahrhunderte zu Päpsten gewählt. Auch Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., gab hier ein Jahr lang einen Kurs.
Von den vielen internationalen Studenten sind knapp 80 und damit etwa drei Prozent deutschsprachig, etwa 60 davon kommen aus Deutschland. Gerade für deutschsprachige Studenten bietet die Gregoriana ein eigenes Studienprogramm an, mit dem man sich als Gaststudent für ein oder zwei Semester an der Gregoriana einschreiben kann. Innerhalb dieses sogenannten „Freisemesters“ können die Studenten Kurse an der Theologischen Fakultät und auch Spezialseminare in deutscher Sprache belegen. Da jedoch die generelle Vorlesungssprache immer noch Italienisch ist, ist eine ausreichende Fremdsprachenkenntnis auf alle Fälle nötig. Da die Uni päpstlichen Rechts ist und sie deshalb wie die anderen Päpstlichen Unis in Rom keine Erasmus-Aufenthalte ermöglicht, ist solch ein Freisemester eine Möglichkeit, für begrenzte Zeit an einer Päpstlichen Uni in Rom zu studieren.
Nonnen und Ordensbrüder, aber auch Studenten in Jeans und T-Shirt trifft man hier
Wie an päpstlichen Universitäten üblich werden an der Gregoriana kirchlich orientierte Studiengänge wie Kanonisches Recht, Philosophie, Sozialwissenschaften, Kirchengeschichte und andere Geisteswissenschaften angeboten. Die meisten Studenten der Gregoriana sind jedoch für Theologie eingeschrieben. Da die Universität der Ordensgemeinschaft der Jesuiten anvertraut ist, stammen außerdem etwa 30 Prozent der Dozenten aus dem Jesuitenorden. Auch wenn dies, die etwas speziellen Studiengänge, die Eingangshalle mit den hohen Marmorsäulen, die Steinflure und die Kreuze an den Wänden der Hörsäle eher auf ein streng katholisches Ambiente schließen lassen, unterscheidet sich ein Großteil der Immatrikulierten keinesfalls von gewöhnlichen Studenten. Denn in den Fluren der Uni trifft man sowohl Nonnen und Ordensbrüder in Kutten und Gewändern an als auch Studenten in Jeans und Pullover – manche davon sind nicht einmal katholisch. Sie stehen gemeinsam in Grüppchen zusammen, reden und lachen und bedienen sich an den Getränkeautomaten.
Die Studenten kommen aus allen Teilen der Welt – viel internationaler geht es kaum
Sergej ist einer der Philosophie-Studenten hier. „Ich bin aus Leidenschaft zur Philosophie nach Rom an die Gregoriana gekommen“, erzählt er. Auf die Uni aufmerksam geworden ist er durch seine slowenische Kirchengemeinde, in der er groß geworden ist. Weil es ihm gefällt, die Welt kennenzulernen, entschloss er sich, nach Rom zu gehen. Er weiß den guten Draht zu den Professoren an der Uni zu schätzen: „Der Kontakt zu den Dozenten hier ist sehr eng, sie sind immer offen für Fragen.“
Auch Jincy Vettiyadan studiert Philosophie an der Gregoriana, sie ist Inderin, 29 Jahre alt und Nonne. Sie gehört zu den wenigen Frauen, die an der Uni studieren, denn insgesamt sind nur gut 16 Prozent aller Studenten weiblich. Im Gegensatz zu Sergej war es nicht ihre eigene Entscheidung, an der Gregoriana zu studieren, sondern ihre Kongregation hat sie hierher geschickt. „Obwohl es nicht mein eigener Wille war, gefällt es mir hier mittlerweile. Ich mag, wie man hier aufgenommen wird“, sagt sie. Jincy und Sergej haben Glück, denn dank eines Stipendiums müssen sie nur die Hälfte der Studiengebühren zahlen. Diese betragen je nach Fakultät und Studienabschluss zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Akademisches Jahr. Jincy will nach der Uni Erzieherin werden, Sergej dagegen am liebsten in die Lehre – entweder als Professor an einer Universität oder als Lehrer an einem Gymnasium. Davor will er jedoch noch seinen Master in Philosophie machen – wenn alles klappt in München, um so noch ein wenig mehr Internationalität zu tanken.
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