Die Schauspielerin Amelie Plaas-Link ist im aktuell angelaufenen Kinofilm „Berlin Falling“ zu sehen. Mit f1rstlife sprach sie über ihren Weg auf die Schauspielbühne.
Frau Plaas-Link, wie haben Sie den heutigen Tag verbracht?
Mit ein wenig Sport, Synchronarbeiten im Studio und einem gemeinsamen Essen mit einem Freund. Am Abend besuche ich noch eine Veranstaltung.
Sie leben in Berlin. Was macht diese Stadt gerade für Schauspielerinnen und Schauspieler so besonders?
Zunächst ist Berlin die Hauptstadt der Castings. Darüber hinaus findet man hier eine sehr große und vernetzte kulturelle Szene, die einem auch immer wieder neue Impulse gibt. Es ist eine pulsierende Stadt, sie hält einen lebendig und kreativ.
Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Ja, zum Beispiel den Treptower Park und die Insel der Jugend.
Zuvor lebten Sie bereits in Stuttgart und São Paulo. Spüren Sie das Verlangen, ständig unterwegs zu sein?
Tatsächlich bin ich in meiner Kindheit häufig umgezogen. Meine Schullaufbahn beendete ich in Stuttgart und im Rahmen eines Schüleraustauschs lebte ich in São Paulo. Doch trotz der Tatsache, dass ich im Sauerland aufgewachsen bin, würde ich Berlin als meine heutige Heimat sehen.
Wie sehr prägte Sie die Zeit in São Paulo?
Ich glaube, dass mir diese Zeit unglaublich geholfen hat. Als 16-Jährige für ein Jahr ein komplett anderes Land samt seiner Sprache kennenlernen zu dürfen, ist ein großes Privileg. Denn dadurch kann ich nun fließend Portugiesisch sprechen. Außerdem kann ich nun aber auch sehr gut mit unvorhergesehenen Situationen besser bzw. ruhiger umgehen. Ich kann mich schneller auf neue Gegebenheiten einzulassen. Das hilft mir natürlich auch in meinem Beruf ungemein. Auch darum würde ich behaupten, dass mir diese Zeit sehr viele Türen geöffnet und Wege bereitet hat.
Stichwort Beruf: Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?
Tatsächlich wollte ich schon immer Schauspielerin werden, ja. Bereits mit drei Jahren habe ich gesagt, dass ich diesen Beruf ergreifen möchte. Schon damals sah ich sehr gerne Filme und versuchte zugleich auch Rollen zu imitieren. Insofern wurde auch das Wohnzimmer zu meiner Bühne. Im weiteren Verlauf spielte ich dann gerne in Theatergruppen mit. Man kann sagen; ein Weg, ein Ziel. Und diesen bin ich unbeirrt gegangen.
Interessanterweise besuchten Sie nie eine Schauspielschule.
Richtig. Ich habe mich früh für das Drehen, also für die Praxis, entschieden. Zusätzlich nahm ich privaten Unterricht. Für mich ergab das Modell „Learning by doing“ mehr Sinn und rückblickend kann ich auch guten Gewissens sagen, dass es der komplett richtige Weg war.
In Ihrer Jugend spielten Sie im Theater, ihre erste professionelle Rolle bekamen sie aber im TV. Was ist schwieriger?
Ich glaube, dass beide Seiten mit Schwierigem behaftet sind. Beim Film bedarf es einer hohen Spontaneität, weshalb dieser sicherlich komplex ist. Das Theater ist immer wieder eine große schauspielerische Herausforderung.
Wieso gibt es solch große Gehaltsdifferenzen zwischen beiden Formen oder trügt der Eindruck?
Auch hier glaube ich, dass die Differenzen gar nicht so groß sind. Der Theaterschauspieler erhält in einem Festengagement ein pauschales Grundgehalt. Der Film- oder TV-Akteur wird hingegen nach den teilweise sehr wenigen Drehtagen bezahlt. Obendrein ist es auch so, dass er nicht fortwährend vor der Kamera steht. Also stellt sich die Frage, wem es situativ schlechter geht. Zumal es auch immer nur ein kleiner Teil der Filmschauspieler ist, der wirklich reich wird.
Das Schauspielern ist ein unglaublich vielseitiger Beruf, bei dem man auch sehr viele Menschen trifft. Wie schafft man es, dort tiefer gehende Kontakte zu knüpfen?
Naja, natürlich lernt man in diesem Bereich sehr viele Menschen kennen. Gerade bei Dreharbeiten ist es schon so, dass dort ein schneller und intensiver Kontakt entsteht, der aber auch schnell wieder verflachen kann. Das liegt aber auch daran, dass jeder seinen privaten sozialen Background hat. Doch auch eine Freundschaft über den beruflichen Tellerrand hinaus ist generell nie auszuschließen. Das jedoch hängt natürlich auch sehr von der einzelnen Person ab. Ich mag es auch nach einer Produktion den Kontakt zu halten, da ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, zum Beispiel auch auf Events.
Am vergangenen Donnerstag feierte der Film „Berlin Falling“, in dem auch Sie mitspielen, seine Kinopremiere. Regisseur ist Ken Duken. Wie entstand der Kontakt?
Der Kontakt entstand sowohl über persönliche Kontakte als auch über die produzierende Firma. Schlussendlich suchte man noch eine Akteurin für genau diese Rolle und in den Gesprächen fiel dann mein Name. In der Folge gab es ein längeres, sehr gutes Telefonat zwischen mir und Ken, das endgültig zum Engagement in diesem Film führte.
Gewähren Sie uns einen Einblick in den Verlauf der Dreharbeiten.
Trotz meiner kleinen Rolle waren die Dreharbeiten recht aufwendig. Das lag zum einen daran, dass ich aufgrund der starken Veränderung – zum Beispiel bekam ich künstliche Tattoos oder Nägel – sehr viel Zeit in der Maske verbringen musste. Zudem bedurfte es bei dieser Szene eines sehr genauen Timings, weshalb wir diesen Act auch außerhalb des Drehortes recht häufig probten. Gedreht wurde schließlich im tiefsten Winter, weshalb wir sehr schnell froren. Doch gerade dieser Aspekt schuf einen unglaublichen Zusammenhalt. Die Dreharbeiten boten aufgrund der vielen Impulse von Ken und Tom eine tolle Erfahrung und haben sehr viel Spaß gemacht.
War es schwer, sich in diese kurze aber prägnante Rolle hineinzuversetzen?
Grundsätzlich mag ich es immer, wenn eine Rolle recht weit von mir entfernt ist. Somit hatte ich überhaupt keine Probleme mit dieser Rolle.
Wenn man in derart viele Rollen schlüpft, schafft man es da überhaupt noch authentisch zu bleiben?
Natürlich. Ich wehre mich offen gestanden von Grund auf dagegen, dass Schauspieler, bloß weil sie häufig in andere Rollen steigen, auch im normalen Leben ständig in eine Rolle schlüpfen würden. Ich glaube nicht, dass dies so ist und auf mich kann ich dieses Ressentiment schon gar nicht projizieren.
Gab es eine Rolle, die Sie sehr gerne gespielt haben?
(überlegt) Ja, wirklich gerne gespielt habe ich Paula. Weil sie so unglaublich aufgeweckt und kämpferisch war. Kurz gesagt, sie stand für eine Frau, die Stärke besitzt und keine Angst hat. Eine Frau, die sich nicht scheut, auch mal unbequeme Dinge auszusprechen. Das mag ich! Und vor allem fand ich gut, dass es auch weibliche Rollen gibt, die nicht nur immer das typische Frauenklischee vermitteln wollen.
Abschließend: Mit welcher Schauspielerin oder welchem Schauspieler würden Sie gerne mal zusammenarbeiten?
Das ist eine gemeine Frage. Weil es so viele tolle Schauspielerinnen und Schauspieler gibt, möchte ich niemanden ausschließen. Aus Amerika sind es vor allem Amy Adams und Emily Blunt. Des Weiteren mag ich Meryl Streep, Jennifer Laurence. Aus Deutschland möchte ich gerne uunter anderem Andrea Sawatzki, Karoline Herfurth und Corinna Harfouch nennen. Aber auch das sind nur Beispiele, es gibt noch viele weitere. Grundsätzlich freue ich mich auf jede Partnerin und jeden Partner.
Frau Plaas-Link, vielen Dank für das Gespräch.
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