Die Weihnachtszeit verspricht uns meistens Freude, Zusammenhalt und harmonische Familienmomente und eine große Portion Gemütlichkeit. Doch für viele Menschen bedeuten die Feiertage auch Stress, Spannungen und nicht zuletzt auch die Heimkehr zu toxischen Dynamiken innerhalb der eigenen Familie. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf das heikle Thema toxischer Familienbeziehungen, da insbesondere an Weihnachten die ganze Familie zusammenkommt und damit auch das Potential für Konflikte gehörig steigt. Erfahre, wie man mit schwierigen Situationen umgeht, sich selbst schützt und trotzdem die Möglichkeit zur Heilung und Veränderung sieht.
Die Idealvorstellung von Weihnachten
Wir alle haben ein ideales Bild von dem perfekten Weihnachtsfest in unseren Köpfen, nicht zuletzt wurde dieses auch durch Hollywood und die Branche extrem befeuert und hat sich in unsere Vorstellung eingeschlichen. Die romantisierte Vorstellung von harmonischen Familientreffen während der Feiertage kann aber auch den Druck aufrechterhalten, dass Weihnachten perfekt sein muss und wir uns vielleicht verstellen müssen, um Erwartungen anderer gerechtzuwerden.
Viele von uns fürchten sich zum Beispiel vor den vielen Fragen vor Verwandten, wann denn eine Beziehung oder sogar Nachwuchs ansteht. Die Realität sieht jedoch oft anders aus, als unsere Vorstellung von einem fröhlichen und entspannten Weihnachtsfest. Besonders wenn toxische Dynamiken im Spiel sind. Denn wo einmal Familiendynamiken herrschten, dort werden sie auch zu gerne wieder aufgenommen. Man wird vielleicht wieder behandelt, wie ein unmündiges Kind oder kritisiert. Es ist also sehr wichtig, realistische Erwartungen zu haben und anzuerkennen, dass jeder in einer einzigartigen Familiensituation ist und dass Weihnachten auch in dieser Beziehung ein Ausnahmezustand sein kann.
Erkennen von toxischen Beziehungen
Toxische Beziehungen kennen wir wohl alle, zumindest haben wir davon schon mal gehört und wissen, welche Auswirkungen sie auf die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein haben können. Toxische Familienbeziehungen können ebenfalls sehr vielfältige Formen annehmen, von emotionaler Manipulation über verbale Angriffe bis hin zu passiver Aggressivität ist alles dabei und hat viel Potential, dich zu verletzen. Wenn man bei der Familie ist, will man sich trotz des Erwachsenseins immer noch geborgen fühlen und Kind sein dürfen.
Man will sich angenommen und geliebt fühlen. Denn egal wie alt wir werden und wie wir es drehen, unsere Eltern werden immer unsere Eltern bleiben, ob es uns gefällt oder nicht. Während der Feiertage können toxische Dynamiken verstärkt auftreten, da der Stress und die Erwartungen zunehmen. Ob du es glaubst oder nicht, meistens wissen wir unbewusst, welche Fehler wir gemacht haben oder welche Fehler unsere Eltern gemacht haben und das macht es nicht gerade einfacher. Denn als Erwachsener, der sein eigenes Heim und sein Leben hat, haben wir einen Vergleich und sind nicht wie bei einer toxischen Beziehung abgeschottet und gefangen.
Zwischen Tannenbäumen und Triggern
Das macht die Familienbeziehung und jede längere Beziehung wohl so einzigartig: Wir werden extrem empfindlich und empfänglich für Trigger, die sich im Laufe der Zeit immer wieder in unser Gedächtnis geschlichen haben. Gerade in der Familie haben wir möglicherweise über lange Jahre Kritik zu hören bekommen, mit der gerade toxische Eltern nicht sparsam sind.
Umso mehr fühlen wir uns als Erwachsene dadurch gekränkt und gedemütigt, umso mehr fangen wir wieder an zu zweifeln und darüber nachzudenken, ob wir gut genug für diese Welt sind. Denn gerade für narzisstische Eltern können wir nie gut genug sein; selbst wenn wir die Perfektion in Person wären, würden sie an dem einen Haar herumnörgeln, welches aus der Frisur raushängt. Deswegen ist es immer gut, einige Strategien parat zu haben, falls es mal wieder soweit ist und du dich hilflos ausgeliefert fühlst.
Strategien zur Selbstfürsorge
Wenn du dich in einer toxischen Familienbeziehung befindest, ist Selbstfürsorge unerlässlich, besonders während der Weihnachtszeit kann es dir helfen, zumindest kleine Rückzugsräume zu schaffen. Du musst auch lernen, Grenzen zu setzen, auch wenn es sich manchmal den Eltern gegenüber nicht so anfühlt, als ob du einen Anspruch darauf hättest. Setze Grenzen, um dich vor emotionaler Belastung zu schützen und damit diese Grenzen sich überhaupt erst etablieren können.
Toxische Familienmitglieder sind wahre Meister darin, dich daran zu hindern, Grenzen zu setzen oder diese permanent zu überschreiten. Umso wichtiger ist es im Erwachsenenalter freundlich aber bestimmt auf deine Grenzen zu bestehen. Finde Zeit für dich selbst, um aufzutanken und Ruhe zu finden. Es ist in Ordnung, sich zurückzuziehen, wenn die Situation zu überwältigend wird und du hast ein Recht darauf. Halte dir das immer wieder vor Augen.
Kommunikation und Grenzen setzen
Offene Kommunikation kann in toxischen Familienbeziehungen schwierig sein und kann auf den ersten Blick vielleicht so wirken, als würde man Öl ins Feuer gießen. Aber es ist dennoch wichtig, dich und deine Bedürfnisse mitzuteilen. Du solltest zu Anfang allerdings abwägen, was dein Ziel ist. Gegen Windmühlen zu kämpfen kann manchmal auf Dauer Erfolg haben, denn wir alle verändern uns, warum nicht auch deine Eltern?
Trotzdem gilt es zu wissen, dass man damit potenziell ein anstehendes Weihnachtsfest zerstören kann. Du hast im Prinzip nur drei Möglichkeiten: Entweder du fügst dich den Dynamiken und hältst einige Tage durch oder du gehst auf Konfrontation und riskierst damit Streit. Oder natürlich du kommst einfach nicht (was vermutlich auch schlecht aufgefasst wird). Jede dieser Möglichkeiten ist nicht das Gelbe vom Ei, aber es ist eine Frage deiner Präferenz.
Du kannst dich auch für eine Mischung entscheiden: Setze klare Grenzen und drücke deine Bedürfnisse respektvoll aus, ohne andere anzugreifen. Sei aber auch offen dafür, dass du dich ein wenig anpassen musst. Wähle einen geeigneten Zeitpunkt und einen ruhigen Ort, um Konflikte anzusprechen. Die Festtage können eine Gelegenheit bieten, um ehrlich und aufrichtig über Gefühle zu sprechen, ohne gleich alles infrage zu stellen.
Alternative Feierlichkeiten
Wenn für dich die traditionelle Familienzusammenkunft zu stressig oder schmerzhaft ist, denke über alternative Möglichkeiten nach. Verbringe Weihnachten mit engen Freunden, engagiere dich in ehrenamtlichen Tätigkeiten oder genieße eine ruhige Auszeit für dich selbst. Die Feiertage können auch bedeutsam sein, ohne den traditionellen Mustern zu folgen. Weihnachten ist gefühlsmäßig immer das, was wir daraus machen und wir haben die Möglichkeit familiäre Beziehungen außerhalb unserer Familie aufzubauen, die uns glücklich machen.
Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen
Manchmal sind toxische Familiendynamiken so tief verwurzelt, dass es schwierig ist, sie ohne professionelle Unterstützung anzugehen und zumindest zu entwirren. Ein Therapeut oder Berater kann dir helfen, gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln und dich in schwierigen Situationen zu unterstützen. Gerade im Alltag oder im Kontakt zu deiner Familie kannst du diese Mechanismen anwenden und hast die Möglichkeit, diese Beziehungen zu verändern und zu verbessern. Diese Unterstützung kann dann besonders in der Weihnachtszeit von unschätzbarem Wert sein.
Die Chance zur Heilung und Veränderung
Trotz der Schwierigkeiten und Konflikte bietet die Weihnachtszeit auch eine Möglichkeit zur Heilung und Veränderung. Gerade wenn du deine Familie oder deine Eltern nicht so häufig siehst, wird diese gemeinsame Zeit viel wertvoller. Es ist dann etwas Besonderes, wenn ihr alle da seid und eure Geschichten teilen könnt. Ein ruhiger Moment, in dem sich alle versammeln, kann eine Gelegenheit sein, alte Wunden anzusprechen und nach Lösungen zu suchen.
Aber mit solchen Momenten sollte man trotzdem behutsam sein, denn nicht immer ist der Zeitpunkt passend dafür. Es ist auch immer wichtig, realistisch zu bleiben und nicht zu erwarten, dass alle Probleme auf magische Weise gelöst werden. Trotzdem kann eine solche Zusammenkunft wichtig sein, um zu erkennen, was man vermisst und wie es sein könnte. Und das kann von allen als kleiner Hoffnungsschimmer deklariert werden.
Eigene Familientraditionen schaffen
Wenn toxische Beziehungen in der Familie überwiegen, kann es hilfreich sein, eigene Familientraditionen zu schaffen, sei es mit dem Partner oder mit Freunden. Sammle Freunde oder Menschen, die dich unterstützen, um dich herum und gestalte deine eigenen festlichen Rituale. Dies kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der toxischen Dynamiken zu minimieren und gibt dir zumindest die Stabilität und Geborgenheit, die du brauchst (besonders wenn du aus einer toxischen Familie kommst).
Wir alle haben viele Möglichkeiten, unsere Wunden auch auf diese Weise zu heilen und uns selbst zu verändern. Gerade wenn du selbst zu einem Elternteil wirst, siehst du mit Sicherheit die Verantwortung und Arbeit, die es mit sich bringt und kannst deine Eltern viel besser verstehen. Dadurch verbessern sich auch oft die Beziehungen zu den Eltern.
Loslassen und Vergeben
Loslassen und Vergeben sind wichtige Schritte, um aus toxischen Familienbeziehungen emotional herauszukommen. Es ist nicht damit gleichzusetzen, alles gutzuheißen. Es bedeutet auch nicht, dass du die Vergangenheit vergisst, sondern nur dass du dich von der emotionalen Last befreist, die diese Vergangenheit bedeutet. Egal wie sehr du dich bemühst, die Vergangenheit kannst du nicht ändern, vielleicht kannst du die Erinnerung verändern, aber ein Teil der Wunde wird immer bleiben. Vergebung kann trotzdem eine Möglichkeit sein, Frieden zu finden und den Weg für eine positive Veränderung zu ebnen.
Das Finden deines eigenen Weges
Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Reflexion und des Neuanfangs. Während toxische Familienbeziehungen herausfordernd sein können, kannst du in dieser Zeit auch deine eigenen Prioritäten setzen und etwas für dich tun. Konzentriere dich auf das, was für dich gesund ist, und arbeite daran, dich von schädlichen Mustern zu lösen und zu deinem besten Selbst zu werden. Die Feiertage können eine Gelegenheit sein, deine eigene Entwicklung und dein Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu stellen und dich nicht unter Druck zu setzen, anderen gefallen zu müssen und dich zu verbiegen.
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