Narzissten, Borderliner, Histrioniker. Diese Störungsbilder und noch viele mehr haben mich im Laufe meines Lebens persönlich tangiert. Dahinter stehen Menschen mit bestimmten manifestierten Charaktereigenschaften, welche ausgelebt eine Beziehung zu anderen Menschen schwierig gestalten. Gleichwohl ob es sich um eine klassische Paar-Beziehung, eine Freundschaft oder aber um berufliche Bindungen handelt.
Wie bereits in meinem letzten Artikel (Wie dein inneres Kind deine Beziehungen beeinflusst) angeschnitten, können sich derartige Störungsbilder aus der erlebten Kindheit herausbilden. Keinesfalls möchte ich insistieren, dass alle Menschen mit einer eher nachlässigen Kindheit eine Persönlichkeitsstörung entwickeln. Eher möchte ich darauf eingehen, dass man aufgrund der bereits erlebten Ereignisse ebendiese Störungsbilder immer wieder in sein Leben zieht. Unbewusst münden sie dann abermals in schlechten Erfahrungen.
Das Leben schickt dir die „Challenger“ (engl. Herausforderer), die du brauchst
Schlechte Erfahrungen sind per se nichts schlechtes. So gibt es hierbei doch ein riesiges Entwicklungspotenzial sich in seiner Persönlichkeit und seinen Beziehungen enorm weiterzuentwickeln.
Alle Umstände, alle Menschen, welche du in deinem Leben begegnet bist, hast du selbst angezogen. Immer wieder wird dir das Leben ähnliche Situationen bescheren, damit du dein Entwicklungspotenzial voll entfalten kannst. Und dies ist eine riesige Chance für die wir dankbar sein dürfen, dass das Leben uns unsere “Challenger” – „Arschengel“, wie Robert Betz sie liebevoll betitelt – ins Leben schickt. Damit du dein Leben aufräumen kannst, deine Gefühlswelt. Sieh dir deine Schatten(-seiten) genau an, sodass du eventuelle Traumata aus deiner Kindheit auflösen kannst.
Toxische Begegnungen und deine inneren Wunden
Auch ich habe in meinem Leben viele narzisstisch geprägte Menschen angezogen. Meine letzte „Liebes“-Beziehung war mehr als toxisch. Doch keinesfalls lag diese Toxizität lediglich an meinem Ex-Partner. Auch ich habe hier meine eigenen, aus der Kindheit herrührenden, ungelösten Wunden mit hinein gebracht. Mein Ex-Partner hat diese mit einer Präzision bemerkt und durch viele, mehr oder weniger subtile Dinge, aufgerissen und bluten lassen. Viele Situationen haben mich vollkommen -„getriggert“ (to trigger = auslösen).
Er hat Verhaltensweisen an den Tag gelegt, welche ich aufgrund meiner inneren Wunden als absoluten Angriff gewertet habe. Schlussendlich habe ich es nur so erlebt, weil ich es erleben musste. Weil mir das Leben aufzeigen wollte. „Sieh hin, hier ist noch etwas unaufgelöstes in Dir!“. Mit seinem Verhalten, hat er in mir ein Gefühl hochkommen lassen, welches allerdings aus meinem persönlichen emotionalen Netz herrührte. Durch meine Bewertung seiner Aktion löste dies in mir eine Brücke aus, in welcher ich aus dem Hier und Jetzt unbewusst in mein Kindheits-Ich gerutscht bin.
Das Emotions-Modell – Primäres und sekundäres emotionale Netz
Es handelte sich um ein altes in mir befindliches Gefühl, welches nie wirklich durch mich aufgelöst wurde. Ein eingeschlossenes Gefühl meiner Kindheit. Damals war ich einfach zu jung und emotional nicht so weit entwickelt, um dieses Gefühl voll umfänglich zu fühlen. So hat es sich in mir, in meiner Seele eingeschlossen und wurde dort konserviert. Unbewusst hat mein Ex-Partner dieses Gefühl wieder in mir hochgeholt und ich bin im wahrsten Sinne des Wortes emotional „durchgedreht“. Mein inneres Kind hat sich zu Wort gemeldet. Und ich, im Hier und Jetzt, bin vollends in eine mittelschwere Depression gerauscht.
Übernimm Verantwortung für dich und deine Gefühle
Wenn du deine Wunden nicht heilst, blutest du irgendwann auf Menschen, die dich nicht geschnitten haben. Auch ich habe in meinem Leben hier und da Menschen vor den Kopf gestoßen. Unverhältnismäßig reagiert, weil mein inneres Kind die Führung übernommen und innerlich lauthals geschrien hat, um sich Gehör zu verschaffen. Damals war mir das nicht wirklich bewusst. Ich habe mich immer gefragt, weshalb der andere Mensch mich derart reizen kann, dass ich so reagiere. Alles in allem war mir aber immer schon bewusst, dass es nicht nur an den anderen liegen kann, dass ich derartige Gefühlsausbrüche hatte.
Der andere Mensch ist nie Schuld an deinen Gefühlen. Er löst dieses lediglich in dir aus. Und du darfst dich damit beschäftigen. Gefühle – geh hin und fühle. Weshalb ist dieses Gefühl nun in dir hochgekommen? Was will es dir sagen? Übernimm die Verantwortung für dich, dein Leben und deine Gefühle. Hinter jedem Gefühl steckt eine Botschaft, eine Lernerfahrung, die dich im Leben weiterbringen wird, wenn du dich nur damit beschäftigst und genau hinschaust.
Erkenne das Entwicklungspotenzial aus diesen Begegnungen
Aus meiner eigenen persönlichen Warte kann ich dir nur Mut zusprechen, dich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Schau dir die Situationen genau an – gerne auch mit psychologischen Beistand in Form eines Therapeuten. Natürlich wird es schwer sein, natürlich wirst du leiden und Tränen vergießen. Aber ich sage dir, es lohnt sich diesen Weg zu gehen. Es ist der Weg zu dir selbst. Es ist der Weg in deine Selbstliebe. Werde die beste Version deiner Selbst. Befreie dich von deinen emotionalen Altlasten. Denn frei sein, heißt du selbst zu sein.
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