Toxische Beziehungen sind häufiger, als man annehmen würde. Dass sie romantisiert werden, lässt es manchmal vielleicht normal wirken, dennoch können sie verheerenden Schaden bei Menschen anrichten. Gefährlich ist vor allem die Vorstellung, dass Beziehungen umso wertvoller sind, je mehr Drama, Leidenschaft und Schmerz in ihnen vorhanden sind. Diese romantisierte Vorstellung kann dazu führen, dass Menschen in ungesunde und sogar schädliche Beziehungen geraten und Verhaltensweisen tolerieren, die nicht akzeptabel sind.
Toxische Beziehung und ihre Romantisierung
Wir alle kennen die Filme, die uns nicht gefühllos lassen können: Menschen, bei denen es scheinbar nicht sein soll, die sich nicht guttun und sich gegenseitig verletzen aber immer wieder zusammenfinden. Oftmals erinnern wir uns an diese Filme, die uns emotional mitgenommen haben und denken: Das ist sie also, die leidenschaftliche und gefühlvolle Liebe, die Beziehung, nach der ich mich sehne.
Dagegen wirkt eine ruhige Beziehung fast schon langweilig und lieblos. Toxische Romantisierung ist eine Vorstellung, die romantische Beziehungen als eine Art von dramatischem, intensivem und sogar schmerzhaftem Erlebnis betrachtet. Es ist die Annahme, dass eine Beziehung umso wertvoller ist, je mehr Leidenschaft, Drama und Schmerz in ihr vorhanden sind.
Das kann sogar so weit gehen, dass eine Beziehung erst dann als wertvoll erachtet wird, wenn sie diese Elemente allesamt enthält und immer wieder durchlebt. Die Idee der toxischen Romantisierung kann dazu führen, dass Menschen Beziehungen suchen, die nicht gesund oder stabil sind, und sogar bereit sind, emotionalen oder körperlichen Schmerz zu ertragen, um diese Art von “leidenschaftlicher” Liebe zu erleben.
Die Anzeichen toxischer Romantisierung
- Schnelle Entwicklung und hohe Intensität
Menschen, die toxisch romantisiert denken, können schnell und intensiv in Beziehungen einsteigen, oft ohne sich genug Zeit zu nehmen, um ihre Partner kennenzulernen oder eine echte emotionale Verbindung aufzubauen. Wir sind alle emotional und verliebt am Anfang einer Beziehung, dennoch sollten wir unseren Kopf nicht gänzlich ausschalten.
- Idealisierung des Partners
Beziehungen oder Kontakte mit toxischer Romantisierung neigen dazu, ihre Partner zu idealisieren und zu glauben, dass sie perfekt sind und ihnen alles geben können, was sie wollen oder brauchen. Das birgt leider die Gefahr, dass man sich schnell enttäuscht fühlen kann, wenn man merkt, dass es nicht so ist.
- Ignorieren offensichtlicher Red Flags
Menschen, die toxisch romantisiert denken, können dazu neigen, Red Flags oder ungesunde Verhaltensweisen in ihren Partnern zu ignorieren oder zu rationalisieren, weil sie glauben, dass sie durch die Beziehung eine höhere emotionale Intensität oder Leidenschaft erreichen können. Noch gefährlicher wird es, wenn diese Red Flags sogar als positiv betrachtet werden und als Anzeichen wahrer Liebe.
- Unrealistische Erwartungen
Menschen mit toxischer Romantisierung können oft unrealistische Erwartungen an ihre Partner und Beziehungen haben, was zu Enttäuschung und Unzufriedenheit führen kann. Sie können auch erwarten, dass ihre Partner ihre emotionalen Bedürfnisse erfüllen, anstatt selbst für ihr eigenes Glück verantwortlich zu sein.
- Das Gefühl, dass Schmerz und Leiden Teil der Liebe sind
Menschen mit toxischer Romantisierung können glauben, dass Schmerz und Leiden ein notwendiger Bestandteil von Liebe und Beziehungen sind, und können dazu neigen, sich in Beziehungen zu stürzen, die tatsächlich schädlich und ungesund sind.
Es ist wichtig, auf diese Anzeichen toxischer Romantisierung zu achten und ungesunde Muster in Beziehungen zu vermeiden, um gesunde Beziehungen aufzubauen. Und dieser Punkt ist ganz besonders wichtig bei der toxischen Romantisierung, wenn du dieses Gefühl hast, solltest du nochmal in dich gehen und die Beziehung reflektieren.
Folgenschwere Entscheidungen
Die toxische Romantisierung kann dazu führen, dass Menschen ungesunde Verhaltensweisen in Beziehungen tolerieren oder sogar fördern, wie z. B. Eifersucht, Manipulation und Kontrolle. Problematisch wird es, wenn diese Verhaltensweisen Eingang in das alltägliche Leben finden und die Beziehung von innen heraus vergiften. Menschen, die sich in toxischer Romantisierung verfangen haben, neigen dazu, ihre Partner zu idealisieren oder unrealistische Erwartungen an ihre Beziehungen zu haben, was zu Enttäuschung und Unzufriedenheit führen kann.
Beziehungsfallen und toxische Beziehungen
Menschen, die für toxische Romantisierung anfällig sind, können dazu neigen, sich in Beziehungen zu stürzen, die ungesund oder sogar schädlich für alle Beteiligten sind. Sie quälen sich damit, weil sie nicht verstehen, was sie falsch machen. Leider tolerieren sie unangemessenes Verhalten viel länger und irgendwann fehlt ihnen vielleicht auch der Mut, sich zu lösen. Wenn die Vorstellung, dass eine Liebe so sein sollte überwiegt, kann eine solche Beziehung über Jahre anhalten und unter bestimmten Voraussetzungen sogar zu einem Verlust des eigenen Selbstwertgefühls führen. Das hat leider auch zur Folge, dass die Beziehung zu sich selbst und auch die Beziehungen zu anderen darunter leiden.
Schwierigkeiten bei der Konfliktlösung
Konflikte in einer Beziehung zu lösen ist eines der Dinge, die zwei Menschen miteinander lernen müssen. Sie müssen gemeinsam wachsen und ihre Bedürfnisse äußern, darüber sprechen. Toxische Romantisierung sieht aber keine offene Kommunikation vor, da sind Missverständnisse und Probleme vorprogrammiert. Leider geht Romantisierung auch davon aus, dass Drama und Gefühlsausbrüche etwas Positives sind und deswegen konzentriert sich ein Großteil der Kraft nicht auf die Lösung von Konflikten, sondern unterbewusst auf ihre Entstehung und Aufrechterhaltung. Leider ist das eine Tendenz, die sich immer häufiger zeigt und zum Scheitern vieler Beziehungen führt.
Schwindendes Selbstwertgefühl
Toxische Romantisierung kann dazu führen, dass eine Person ein niedriges Selbstwertgefühl entwickelt und sich nur noch dann wertvoll fühlt, wenn sie in einer turbulenten und leidenschaftlichen Beziehung ist. Eine andere Beziehung kann und will man sich nicht vorstellen, weil sie verkehrt und lieblos wirkt. Dies kann dazu führen, dass Menschen sich selbst lieber in schädlichen Beziehungen belassen, um dieses intensive Gefühl aufrechtzuerhalten. Die Realität verzerrt sich grundlegend und betrachtet gesunde Beziehungen als nicht wertvoll oder sogar falsch.
Körperlicher oder emotionaler Missbrauch
Menschen, die bestimmte Verhaltensweisen romantisieren, können dazu neigen, in Beziehungen zu geraten, die körperlichen oder emotionalen Missbrauch beinhalten und sich nur schwer daraus befreien. Sie können glauben, dass dieses Verhalten Teil einer leidenschaftlichen Beziehung ist oder sogar dass sie es verdienen. Das hat nicht nur ein selbstschädigendes Verhalten zur Folge, sondern auch das Risiko für ernsthafte körperliche und seelische Verletzungen, sowie psychische Erkrankungen.
Schwierigkeiten bei der Bildung gesunder Beziehungen
Wenn jemand toxische Romantisierung oder toxische Beziehungen gewohnt ist, kann es schwierig sein, in der Zukunft gesunde Beziehungen aufzubauen. Sie können Schwierigkeiten haben, Vertrauen aufzubauen oder in einer Beziehung eine gesunde Balance zwischen Intensität und Stabilität zu finden. Wenn eine turbulente Beziehung das Ideal ist, kann eine stille und fürsorgliche Liebe eintönig wirken und erscheint weniger erstrebenswert.
Es ist wichtig zu beachten, dass toxische Romantisierung keine gesunde oder wünschenswerte Einstellung ist und dass Beziehungen auf Respekt, Vertrauen und Unterstützung basieren sollten. Wenn man selbst oder jemand in unserem Umfeld an toxischer Romantisierung leidet, sollten wir aufmerksam sein und sie ermutigen, gesunde Beziehungen aufzubauen und ungesunde Muster zu vermeiden.
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