Was es bedeutet, in besonderer Weise integer und pflichtbewusst in Unbeugsamkeit und Treue bis zuletzt für Gott zu leben, zeigt uns der Heilige Thomas Morus. Thomas Morus ist ein Fürsprecher, um Hilfen gegen die Protestantisierung in der katholischen Kirche, für ihre Einheit und Treue mit Rom und dem Papst.
1. Familie und Beruf
Thomas Morus wurde als zweites Kind einer Juristenfamilie am 6. Februar 1477 in London geboren. Schon früh wird Thomas mit der damaligen Oberschicht in Kontakt gebracht und studiert auf Wunsch seines Vaters in Oxford und London 1492 Rechtswissenschaften. Nachdem er seine eigene Priesterberufung während eines Aufenthaltes in einem Kathäuserklosters geprüft hatte und sich dagegen entschied, wird er mit 23 Jahren Anwalt in London und mit 26 Jahren Mitglied im Parlament. Im selben Jahr heiratet er. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor. Er pflegt in der Familie gemeinsames Gebet und das Bibel lesen. Es folgt eine steile politische Karriere, die, als erster Laie, in der Ernennung zum „Lordkanzler“ unter König Heinrich VIII. gipfelt.
Peter Ackroyd beschreibt Thomas Charakter in seiner Biografie wie folgt:
„Er war ein einfallsreicher Schauspieler und wurde ein ebenso geschickter Rhetoriker […] Seine polemischen Texte verraten die Hartnäckigkeit, die Subtilität und den Erfindungsreichtum seiner Angriffe gegen seine Gegner [..]
Er war stets präzise und scharfsinnig, aber manchmal drängt sich der Verdacht auf, dass er eine Art Spiel spielte. […] Hier sind also die Voraussetzungen für einen perfekten Anwalt gegeben: Geschickt und doch distanziert, umsichtig und theatralisch, überzeugend und praktisch gleichermaßen.“[1]
Nachdem Martin Luther in den 1520er Jahren König Heinrich stark beleidigte und die katholische Kirche angriff, steigerte dies Thomas Pflichtbewusstsein und seine Freundschaft zu König Heinrich und er ging in die Gegenoffensive.
2. Kampf gegen Reformation und Luther
„Das katholische England hatte mit Entsetzen und Empörung auf den Reformator reagiert. […] Thomas Morus trat nun als Ratsmitglied und königlicher Diener in den Konflikt ein. […] Er sollte im Namen seines Herrn mit denselben beißenden Worten antworten, Text für Text und Beleidigung für Beleidigung austauschen.[2] Morus berief sich auf die Autorität der Apostel und der Kirchenväter, auf die historische Identität und Einheit der katholischen Kirche sowie auf die mächtige Tradition ihrer Lehren, die von der Autorität Christi geleitet wurden. […]
Seine Kirche war eine Kirche der Ordnung und des Rituals, in der die Gebote der historischen Autorität verankert waren. All das verachtete und verwarf Luther. Er besaß die authentische Stimme des freien und unabhängigen Gewissens und fand irgendwie die Kraft, sich gegen die Welt zu stellen, die er geerbt hatte. Er griff die gesamte mittelalterliche Ordnung an, zu der Morus gehörte.“[3]
Aufgrund der Affäre König Heinrichs zu seiner Hofdame in der persönlichen Sorge um die Thronnachfolge und die ab 1529 entstehenden Spannungen zur Lehre der röm. Katholischen Kirche, führte dies zu einer radikalen Loslösung von Rom und König Heinrich gründete seine „anglikanischen“ Kirche. Thomas Morus konnte dem König nicht mehr folge leisten, widersprach dem „Suprematseid“ und trat schließlich 1523 als Lordkanzler zurück. Das missfiel dem König und Morus wurde in den Tower von London gesperrt, nachdem seine Familie zuvor bis zur Armut enteignet wurde.
3. Martyrium
„Er war nun tatsächlich ein Gefangener. Er hatte den Eid verweigert und sollte deshalb wegen “Hochverrats” angeklagt werden. Aber er hatte sich geweigert, seine fatale Entscheidung zu begründen, und in diesem Moment trat er in das Schweigen ein. Oder besser gesagt, das Schweigen brach über ihn herein.“[4]
Er kann uns helfen für die katholische Kirche einzustehen, selbst wenn es zu Spannungen und Zerwürfnissen kommt. Er ist ein vorbildlicher Anwalt. Er gibt Hilfen zur Gewissensentscheidung und ist ein Vorbild für alle Ehemänner in Lebenslagen des Zweifels. Noch im Gefängnis hält er Kontakt zu seiner Tochter: „Ich kenne meine eigene Schwäche sehr wohl; ich weiß um die Zaghaftigkeit meines Herzens. Ich will mich in dieser Angelegenheit nur nach Gott richten; deshalb macht es mir auch gar nichts aus, wenn die Menschen meine Haltung an ihren Maßstäben messen.“[5]
Thomas Morus wurde am 6. Juli 1535 grausam ermordet.
[1] Peter Ackroyd, The Life of Thomas More, 1991: S.52
[2] Peter Ackroyd, The Life of Thomas More, 1991: S.223
[3] Ebd.: S.225
[4] Ebd.: S.354
[5] The English Works of Sir Thomas More. London 1557; deutscher Text aus: Lesungen für die Heiligenfeste im Mai u. Juni. Salzburg 1970, S. 46 – 48
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