Philipp Mickenbecker berührt schon als junger Mensch die Herzen vieler Menschen. Mit seinen nur 23 Jahren wurde er das dritte Mal mit einer Krebsdiagnose konfrontiert. Zweimal hatte er es geschafft, die Krankheit zu überwinden. Dieses dritte Mal verlor er den Kampf gegen den Krebs. Ein Nachruf.
Lebensmut angesichts des Todes
Das Erstaunliche: Philipps Glaube und seine positive Einstellung zum Leben trotz dieser schlimmen Aussicht. Lebensfreude und Zuversicht. Freunde, ein unglaublicher Hunger nach Leben und Gott, der ihm in all dem begegnete, machten ihm Mut. In einem Interview mit „idea“ sagte er: „Ich weiß genau: Dieser Gott wird mich nicht einfach so ohne Grund sterben lassen und wird einfach so ohne Grund zulassen, dass mein Bruder und meine Freunde darunter leiden müssen. Dieser Gott passt auf mich auf und hält die Situation in der Hand. Ich glaube, wenn man das weiß und die Kontrolle irgendwie abgeben kann, macht das Leben viel mehr Sinn und hat ne ganz andere Qualität.“
Alle fragten sich, fragten ihn: Wie kannst du so gelassen, so fröhlich sein und trotz allem noch die wildesten Sachen machen? Denn was die „Real Life Guys“ auszeichnet, ist ihre Vision, junge Leute wieder anzustoßen, nach draußen zu gehen und etwas zu machen. “DO something” ist dabei ihr Motto geworden, während ihr YouTube Kanal seit 2016 Millionen Menschen inspiriert.
Die Real Life Guys – Drang nach Freiheit
Und was sie tun, hat meistens Hand und Fuß und natürlich eine ordentliche Brise Verrücktheit. Der Bau eines Tiny Houses, eine fahrende Badewanne oder ein U-Boot sind nur einige ihrer Projekte, die die Zwillinge Philipp und Johannes zusammen mit ihren Freunden in den letzten Jahren gemeinsam anpackten und mit Videos auf YouTube dokumentierten – auch die Pannen, vor allem aber eine Menge Spaß. In dem im August 2020 erschienen Buch „Meine Real Life Story: und die Sache mit Gott“ beschreibt Philipp gemeinsam mit seinem Bruder Johannes, wie es zu den „Real Life Guys“ überhaupt gekommen ist und was ihr Leben so ausmachte. Die Zwillinge lebten, wie Philipp selbst schreibt, immer ein „extremes Leben“ und frei weg nach dem Motto „jede verschlossene Tür ist eine Herausforderung“. So kam es dazu, dass sie durch viele Streiche und dem Versuch, der Langeweile zu entkommen, einmal und auch fast ein zweites Mal von der Schule geflogen wären.
Und das, obwohl sie eigentlich gar nicht zur Schule gehen wollten, weil sie lieber selbst alles entdecken wollten: selbst Erfahrungen machen, lernen, Projekte angehen… Dass sie sich im Laufe ihres Lebens viel Handwerkliches, wie zum Beispiel den Umgang mit einem Schweißgerät mit Hilfe von YouTube-Videos, kurzerhand selbst beibrachten, war u.a. ihrer Mutter zu verdanken, die sie als Grundschüler zu Hause unterrichtete. Sie lernten aus Interesse und Spaß, was ihnen auch später in den vielen Projekten zugutekam. Homeschooling aber ist in Deutschland verboten und so mussten sie sich doch ins „normale“ Schulsystem einfügen. Doch der Drang, nach draußen zu gehen und etwas im „echten Leben“ zu erleben, blieb, genauso wie die Freude am Tüfteln, die sie wohl von ihrem Vater mitbekommen hatten. Schade nur, dass die meisten ihrer Klassenkameraden keine Lust hatten, nachmittags ein Floß zu bauen, sondern lieber auf der Couch vor ihren Bildschirmen saßen. So entstand letztendlich auch ihr YouTube-Kanal, denn sie wollten ihren Freunden zeigen: „Hey, ihr verpasst was! Es gibt so viel zu entdecken!“
Hoffnung an den tiefsten Punkten
Doch inspirierte Philipp nicht nur zu tollen Outdoor-Aktionen. Wer ihrem Kanal folgte und vor allem, wer das Privileg hatte, ihn kennenzulernen, spürte, was Freundschaft bedeutet, und Glaube, der trägt – auch in Krisenzeiten. In seinem Buch berichtet Philipp nicht nur von sämtlichen „Lausbubenstreichen“, sondern, wie er selbst lange Zeit über Gott dachte: Religiosität kann mir gestohlen bleiben – in einer Welt, in der es verboten ist, in den meisten Seen zu baden, brauche ich nicht noch einen Gott, der mir noch mehr Verbote aufhalst und der immer schaut, ob ich auch „schön brav“ bin. Durch Freunde und Begegnungen mit Gott, die so anders waren, als er ihn kennengelernt hatte als Kind, wuchs die Neugier: Konnte dieser Allmächtige tatsächlich an ihm interessiert sein?
Denn nicht nur hatte er nun das dritte Mal mit Krebs zu kämpfen, sondern die beiden Zwillinge hatten Jahre zuvor bei einem tragischen Flugunfall ganz unerwartet ihre Schwester Elli verloren, die bis dahin auch Teil der “Crew” war. Philipp schreibt in seinem Buch auch von seinen Zweifeln an Gott und wie schwer ihm das alles fiel. Wie konnte Gott das alles zulassen? Und Philipp erlebt ihn schließlich doch als einen, der ihm ganz persönlich begegnet. Rückblickend sagte er dazu einmal: „Egal, wie schlimm die ganze Sache war, dass Gott mich da durchgetragen hat und dass er damit einen höheren Plan irgendwie hat, und das weiß ich jetzt auch in meinem Leben und das ist, was mir so einen krassen Halt und so eine krasse Hoffnung gibt.“
Was bleibt? Hoffnung, Inspiration und Freundschaft
Vielleicht ist es auch diese Hoffnung, die in den Videos besonders im letzten Jahr vor Philipps Tod am 9. Juni 2021 durchscheinen durfte und zahlreiche Menschen ermutigt hat. Sein Bruder Johannes ist dankbar für eine „komplett andere Perspektive fürs Leben – dass man sich wiedersehen wird, das gibt vielen Hoffnung, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.“ Schließlich: die „Real Life Guys“ haben es geschafft, junge Leute fürs reale Leben zu begeistern und inspirieren Millionen, das Leben zu genießen und einfach mal etwas auszuprobieren. Darüber hinaus zeigt Philipps Geschichte und Werdegang, wie aus steifer Religiosität Glaube werden kann, der authentisch und echt ist – und der durchträgt auch in den schwersten Stunden des Lebens. Dazu ist sein Buch eine echte Empfehlung, in dem er auch von den Schattenseiten des YouTuber-Daseins berichtet.
Er spricht vielen Menschen aus der Seele, die ebenfalls diese Sehnsucht nach Freiheit und dem Sinn des Lebens in sich tragen, doch nach wie vor nach Vorbildern suchen, die greifbar sind. Philipp wurde genau das, vor allem für seine engsten Freunde, die u.a. in einem Nachruf folgendes Fazit zogen, das sicher auch auf viele andere zutrifft: „Er hinterlässt nicht nur ein Loch, sondern auch sehr viel Positives, was er in unserem Leben bewirkt hat, entfacht hat, einfach dieser Hunger nach Leben, und dieses Auskosten von Leben; das wird auf ewig eine Inspiration sein, die wir niemals vergessen und die auf jeden Fall weiterlebt. Was er in jedem von uns und jedem, der die Videos gesehen hat, gesät hat.“
2020 wurde der Kanal „Life Lion“ gegründet, in dem Philipp und seine Freunde noch mehr über den Glauben reden – ein Blick auf ihr Instagram-Profil lohnt sich ebenfalls. 😊 Es soll nämlich weitergehen. Das hätte Philipp auf jeden Fall so gewollt, der sich noch Tage vor seinem Tod für die nächsten Projekte interessierte, so seine Freunde in einem Nachruf. Der Life Lion-Kanal sei besonders Philipp ein Herzensanliegen gewesen. Denn dort fing er an, neben den inspirierenden Action-Videos auch diese tiefere Hoffnung zu teilen. Die „Real Life Guys“ jedenfalls wird es trotzdem auch weiterhin noch geben und sie werden auch weiterhin ihrer Vision in Bild und Tat gerecht werden und Menschen inspirieren – die einen, mal wieder nach draußen zu gehen und die anderen vielleicht auch, sinnbildlich „nach innen“ zu gehen und das ganz neu zu schätzen, was im Leben wirklich zählt.
Real Life Guys Instagram: the_real_life_guys, YouTube: https://www.youtube.com/channel/UCn0ITRHWS64_zRz5WWeQBkQ
Life Lion Instagram: life.lion.official, YouTube: https://www.youtube.com/channel/UCHTvyKiIWD-4iyD6udldjrg
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