In Jesus Christus wird das Wort Gottes Mensch. Diese Aussage erscheint paradox – und ist doch der Glaube der Christen. Das hat einen guten Grund, legt Benedikt Bögle dar.
Wer ist denn dieser Jesus eigentlich? Jeder Mensch wird diese Frage auf seine eigene, ganz persönliche Art beantworten. Für die einen „nur“ ein Sozialrevolutionär seiner Zeit, für andere ethisches Vorbild, für wieder andere Sohn des lebendigen Gottes, Retter der Welt. Die Antwortmöglichkeiten sind vielfältig – abhängig auch von der Beziehung, die man zu Jesus pflegt. Auch die Kirche muss sich diese Frage immer wieder stellen. Was bedeutet es heute, Kirche Jesu Christi zu sein? Welche Handlungsanforderungen entspringen daraus? Wie muss man sich als Jünger in und zu dieser Welt positionieren?
Schon die alte Kirche hat sich in den ersten Jahrhunderten immer wieder diese eine Frage gestellt: Wer ist Jesus Christus? Zwei Größen mussten dabei zusammengedacht werden, die nicht einfach kombiniert werden können. Auf der einen Seite war Jesus ein historisch greifbarer Mann. Er war in gewisser Weise wie jeder andere Mensch auch. Der Glaube der Kirche aber sieht in ihm gleichzeitig den Sohn Gottes, eine der drei göttlichen Personen. Wie geht das? Wie kann jemand Mensch und göttlich zugleich sein?
Gott oder Mensch?
So gab es in der Kirche immer wieder auch Strömungen, die eine der beiden Größen überbetont haben. Auf der einen Seite wollte man an der Gottheit Jesu Christi festhalten und hat seine Menschlichkeit geleugnet: Jesus sei nur zum Schein Mensch geworden, habe zwar einen Körper angenommen, sei aber nicht selbst am Kreuz gestorben. Andere wollten die Menschheit Jesu betonen und bekamen so natürlich Probleme mit seiner göttlichen Seite: So wird in unterschiedlichen dogmatischen Ansätzen Jesus dem Gott Vater deutlich untergeordnet.
Gott und Mensch!
In erbitterten Kämpfen konnte sich die Kirche auf eine Position einigen: Jesus Christus ist ganz Mensch und ganz Gott. Das Evangelium von der Taufe des Herrn (Lukas 3,15-16.21-22) bietet auch einen Baustein für diese Frage: Jesus kommt zu Johannes dem Täufer, der in Wüste predigt und die Menschen zur Umkehr bewegen will. Jesus kommt wie alle anderen, zunächst wäre er nicht wirklich von der großen Masse zu unterschieden. Wie alle anderen reiht er sich unter die, die ihrer Sünden wegen die Taufe von Johannes empfangen wollen – nur, eigentlich hat Jesus gar keine Sünde. Trotzdem steht er da am Jordan – ganz menschlich.
Eine Stimme aus dem Himmel
Dann aber betet Jesus und Lukas erzählt, der Himmel habe sich geöffnet: „Der Heilige Geist kam sichtbar in der Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Jesus also ist der Sohn Gottes, das scheint diese Stelle zu bestätigten und gleichzeitig der ganzen Welt zu verkünden.
Mit dem Fest der Taufe des Herrn endet offiziell die Weihnachtszeit. Dazu passt das Evangelium besonders gut. Denn an Weihnachten geht es ja um die Geburt Jesu – also um ein ganz greifbares Geschehen, wie bei jedem anderen Menschen auch. Insofern war die Geburt Jesu nichts Besonderes. Das müsste man auch nicht feiern. Aber: Jesus ist eben das göttliche Wort, das Mensch wird. Und genau das wird an Weihnachten gefeiert – und klingt bei der Taufe des Herrn noch nach.
Schreibe einen Kommentar