Viele deutsche Straßen und Plätze sind nach historischen Ereignissen oder Persönlichkeiten benannt. Was jedoch, wenn eine Straße etwa den Namen des Beteiligten an einem Völkermord trägt? Dann beginnt meist eine Debatte um die Umbenennung.
Wer bestimmt den Namen einer Straße?
Grundsätzlich ist jede Kommune für die Benennung ihrer Straßen zuständig. Viele Straßennamen werden dabei auch mit politischem Hintergrund vergeben. So wurden beispielsweise in der NS-Zeit Straßen zur Ehrung Adolf Hitlers benannt. Diese wurden dann nach Ende der Nazi-Diktatur wieder umbenannt.
Warum muss eine Straße umbenannt werden?
Es gibt mehrere Gründe, warum eine Stadt oder eine Kommune die Änderung des Straßennamens beschließen könnte. Darunter fällt nicht nur die Zurücknahme von Ehrungen umstrittener Persönlichkeiten, sondern auch Verwechslungsgefahren, wenn es ähnliche Straßennamen in einem Gebiet gibt.
Was bedeutet das für die Anwohner?
Wohnt man in einer Straße, die umbenannt werden soll, gibt es sehr wenige Möglichkeiten, sich dagegen einzusetzen. Es liegt im Ermessen der Kommune, wie viel Mitbestimmung die Bevölkerung bei der Vergabe von Straßennamen bekommt. Eine Petition gegen eine Umbenennung kann ein Anfang sein. Ist es jedoch schon beschlossene Sache, gibt es juristisch gesehen keine Möglichkeiten. Auch die Weitergabe der Adressänderung obliegt immer den Anwohnern. Bei manchen Kommunen gibt es die Möglichkeit, sich Portokosten o. ä. erstatten zu lassen, auch diese Entscheidung liegt im Ermessen des zuständigen Bezirks oder der Stadt.
Wo gibt es aktuell Debatten über die Änderung von Straßennamen?
Eigentlich gibt es fast immer irgendwo eine Straße, welche zur Umbenennung besprochen wird. In Berlin wird beispielsweise derzeit die Umbenennung der „Mohrenstraße“ diskutiert. Sie passt überhaupt nicht mehr zum deutschen Sprachgebrauch und ist zudem diskriminierend. Allerdings heißt sie aber schon sehr lange so, verfügt über einen U-Bahnhof (mit demselben Namen) und ist unter diesem Namen allseits bekannt. Macht es in diesem Fall Sinn, die Straße umzubenennen oder kann der Straßenname als Ausdruck mit geschichtlichem Hintergrund bewertet werden? Weitere Debatten in Berlin beziehen sich auf Straßennamen im „Afrikanischen Viertel“ in Wedding. Sie sind häufig nach Personen aus der Kolonialzeit benannt
Ein weiteres Beispiel ist Freiburg, wo sich über den „Ludwig-Heilmeyer-Weg“ gestritten wird. Ludwig Heilmeyer war ein Arzt, er leitete nach dem Krieg die Freiburger Universitätsklinik und trug erheblich zu ihrem Wiederaufbau bei. Öffentlich bekannte er sich jedoch zum Nationalsozialismus und war auch Mitglied in dessen Vereinigungen. Sollte man ihn ehren oder nicht? Diese Debatte dauerte rund ein Jahr, bis im Jahr 2017 die Umbenennung endgültig beschlossen wurde. Heute ist die Straße nach dem Chemienobelpreisträger George de Hevesy benannt, der in der Nazi-Zeit aufgrund seiner jüdischen Herkunft den Lehrstuhl an der Universität in Freiburg verlor.
Allgemein lässt sich zusammenfassen, dass die Umbenennung einer Straße durchaus sinnvoll sein kann. Dopplungen und Verwechslungen sind nie schön und bringen viel Unklarheit mit sich. Ist eine Straße jedoch mit einem aktuell nicht gebräuchlichen Begriff der deutschen Sprache oder einer fragwürdigen Persönlichkeit benannt, so ist die Umbenennung oft strittig. Für die Bewohner einer solchen Straße bedeutet es einen hohen Aufwand, da die Änderung den Behörden, dem Arbeitgeber oder den Kunden eines Geschäftes bekanntgegeben werden muss. Es liegt jedoch immer im Ermessen der Kommune, darüber zu entscheiden und die Anwohner in dem Prozess einzubeziehen.
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