„Teamer“ – das ist die heutige Bezeichnung für den Job, der früher „Betreuer“ genannt wurde. Einen Monat dieses Sommers habe ich diesen Job im Süden ausgeübt – zwei Wochen als Jugendteamer in Spanien und zwei Wochen als Kinderteamer in Kroatien. Hier schildere ich meine Eindrücke und Erfahrungen und gebe einen Überblick darüber, welche Vorrausetzungen man erfüllen muss, um Teamer zu werden und welche Herausforderungen einen vor Ort erwarten.
Abitur und dann? So kam die Idee
Sommer 2013. Meine Abiturprüfungen hatte ich absolviert und nun lagen vier Monate freier Zeit vor mir, bis ich im September mit meinem Studium beginnen würde. Einerseits ein unglaublich tolles Gefühl der Freiheit, andererseits auch ein beängstigendes. Denn was fängt man mit all der freien Zeit an? Gehe ich Kellnern, absolviere ein Praktikum, oder mache ich mich vielleicht auf zu einer Railroad Reise?
Während ich bei Letzterem sofort dabei gewesen wäre, mir dafür aber leider das nötige Kleingeld fehlte, hatte ich keine Lust auf Arbeiten oder ein Praktikum. Diese vier Monate sollten einfach mir gehören, ich wollte abschalten nach dem ganzen Abiturstress, aber zugleich sehnte ich mich auch danach, etwas Neues erleben und mit der Zeit etwas halbwegs Sinnvolles anzufangen. Ein Freund von mir war im vorherigen Winter als Teamer auf Reisen, das brachte mich auf die Idee, mich selbst als Teamer zu bewerben. Im Internet googelte ich nach Jugendreiseunternehmen und entschied mich schließlich ein etwas kleineres Unternehmen.
Ab in den Süden? – Erst nach Vorbereitung
Das Vorbereitungsseminar gehört zu einigen der Hürden, die es zu bewältigen gilt, bevor es los in den Süden geht. Der Jugendreiseanbieter bietet Seminare in mehreren Städten zu verschiedenen Terminen an, von denen man sich den bestmöglichen Termin in der nächstgelegenen Stadt aussucht. Denn Reisekosten werden meist nicht erstattet.
Am Ende des Seminars entscheiden die Mitarbeiter, ob sie einen für geeignet halten. Wenn man eine Zusage bekommt, bedeutet das jedoch nicht, dass man komplett grünes Licht hat. Denn um dieses zu erhalten, muss man noch einige andere Formulare vorlegen. Zum einen den Großen Erste-Hilfe-Schein und je nach Anbieter einen Rettungsschwimmer Ausweis und ein polizeiliches Führungszeugnis.
Man sollte vorher beim Anbieter nachfragen, ob diese Dinge erstattet werden, im Normalfall trägt man jedoch selbst die Kosten. Daher sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man in seiner ersten Saison kein Plus macht, sondern eher die Kosten der Vorbereitung ausgleicht.
Generell lässt sich zum Verdienst sagen, dass man sich keine goldene Nase verdient. Man bekommt meist zwischen 10 bis 20 Euro pro Tag, der genaue Betrag variiert von Anbieter zu Anbieter. Allerdings kann man sich hocharbeiten, das bedeutet man bekommt von Einsatz zu Einsatz mehr Lohn. Da Unterkunft, Ausflüge und das Essen vor Ort gratis sind, muss man jedoch kaum etwas ausgeben und es spart sich einiges an, wenn man erst nach längerer Zeit nach Deutschland zurückkehrt. Vor der Abreise bekommt man noch ein T-Shirt mit Anbieterlogo und ein Schlüsselband zugeschickt, sowie Unterlagen zur Destination und zu der Busfahrt. Und dann – kann es endlich losgehen!
Alle Hürden überwunden – Und los geht’s!
So kam es, dass ich im Sommer 2013 zwei Wochen als Kinderteamer in Deutschland unterwegs war, eine Zeit, die mir gut in Erinnerung geblieben ist. Daher beschloss ich diesen Sommer noch einmal als Teamer zu verreisen, diesmal wollte ich dann allerdings in die Sonne. Ich bekam eine Zusage für zwei Wochen als Jugendteamer in Spanien und zwei Wochen als Kinderteamer in Kroatien und freute mich sehr auf diese Zeit, war aber auch ein klein bisschen aufgeregt.
Als ich meinen Koffer bei großer Hitze vom Bus zum Camp schleppte, wurde mir erst so richtig klar, worauf ich mich da eingelassen hatte. Die nächsten vier Wochen würde ich auf einer Luftmatratze verbringen, fernab von Freunden und Familie, mit wenig Privatsphäre und großer Verantwortung. Natürlich war ich nicht allein. Vor Ort ist ein Team, das einen unterstützt, in das man sich aber auch eingliedern muss. Ich kam mit allen gut zurecht, allerdings gab es auch mal Reibereien. Man darf nicht vergessen, dass man 24 Stunden aufeinander hockt. Natürlich kann das auch mal anstrengend werden.
Ein typischer Teamer-Tag
Ist man einmal da, gewöhnt man sich schnell an den Tagesablauf und daran, dass jeder Tag anders ist und neue Erlebnisse und Herausforderungen mit sich bringt. Ein typischer Tag als Teamer ist genauestens durchstrukturiert. Dies erfordert einige Planung. Stichwort Animation. Es ist vorgesehen, dass jeden Tag drei Animationen angeboten werden. Welche das sind, ist teilweise vorgegeben, meist steht es den Teamern aber frei, sich selbst etwas zu überlegen. Das kann so etwas sein wir eine Beach Olympiade, ein Beauty Day oder eine Poker Night. Die Teilnahme ist freiwillig, dennoch sollte es natürlich das Ziel sein, möglichst viele Teilnehmer dazu zu motivieren, mitzumachen. Außerdem gibt es fast jeden Tag besondere Ausflüge, beispielweise eine Stadttour oder Paintball. Das ist das Tolle am Teamer-sein, man bekommt die Chance, die Teilnehmer auf diesen Ausflügen zu begleiten und hat dabei sehr viel Spaß, ein Gefühl, als sei man selbst im Urlaub. Bei Jugendreisen geht es abends zudem häufig in die Disko. Als Teamer hat man Alkoholverbot, dafür ist der Eintritt gratis und man bekommt ein paar Freigetränke. Zugegeben, es ist etwas völlig anderes als mit Freunden wegzugehen, aber trotzdem hatte ich immer eine super Zeit.
Ersatzmama & Vertrauensperson
Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell sich aus den Teilnehmern eine Gruppe entwickelt. Doch gerade wenn man denkt, jetzt kennte man jeden und fühlt sich wohl, dann kommt der Wechseltag und man soll sich von dieser Gruppe verabschieden, die einem in nur einer Woche so sehr ans Herz gewachsen ist. Für die Kinder wird man schnell zur Ersatzmama. Sich dann zu verabschieden in der Gewissheit, sie nie wieder zu sehen ist gar nicht so einfach. Und dann kommen am selben Tag neue Teilnehmer mit ihren Koffer an und mit denen soll man dann sofort genauso gut zurechtkommen, das ist schon ein komisches Gefühl. Aber auch daran gewöhnt man sich. Als Teamer wird man von den Teilnehmern auch häufig als Vertrauensperson gesehen, so werden einem von persönlichen Sorgen und Problemen erzählt. Es ist schwer, sich diese Dinge nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen.
Nächstes Jahr nochmal?
Die vier Wochen, die mir zu Beginn noch so lang erschienen, gingen dann doch recht schnell vorbei. Rückblickend kann ich sagen, dass der Job als Teamer mir so viel mehr gegeben hat als nur Sommer, Sonne und Strand. Zum einen habe ich einen Einblick in den sozialpädagogischen Bereich bekommen. Ich ziehe wirklich den Hut vor den Menschen, die hauptberuflich auf diesem Gebiet arbeiten. Es ist wirklich anstrengend eine größere Gruppe von Kindern/ Jugendlichen unter seiner Kontrolle zu haben. Ich finde es schade, dass diese Arbeit in Deutschland so wenig Anerkennung findet. Mir persönlich hat der Job gezeigt wie es ist, Verantwortung für andere zu übernehmen und Ansprechpartner für Sorgen und Probleme zu sein. Und selbst wieder einmal den sicheren Hafen verlassen und für einen Monat fernab von allem Bekannten zu sein. Manchmal hat die Kraft gefehlt, manchmal habe ich zu genervt reagiert – aber letztendlich habe ich den Monat in guter Erinnerung, habe wieder einmal so viel gelernt für mich und über mich. Man muss viel geben, aber man bekommt auch ebenso viel zurück. Es war viel mehr als nur ein Sommerjob, den man einfach nur so erledigt, um sich die Zeit zu vertreiben.
Und nein, noch habe ich nicht genug und plane nächstes Jahr wieder als Teamer unterwegs sein. Um dann zurückzukommen nicht nur um ein paar Hauttöne dunkler, sondern auch um einige Erfahrungen reicher.
Hier noch eine kurze Liste mit Eigenschaften, um herauszufinden, ob der Job Teamer zu einem passen würde:
- Verantwortungsbewusstsein
- Hohe Nervenschwelle
- Durchsetzungsfähigkeit
- Offenheit
Sommerjobs findest Du übrigens auch hier auf Jooble: https://de.jooble.org/stellenangebote-sommerjob
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