Manche Menschen begleiten uns nur ein paar Kapitel lang, obwohl wir erwartet hätten, dass unsere Geschichte mit ihnen nie endet. Oft bleiben nur böse Worte als Erinnerung zurück, anstatt all die schönen Momente. Ist das die richtige Art, mit einer Trennung umzugehen? Ein Kommentar.
Trennungen sind schrecklich. Keine Frage. Sie tun weh und wir haben oftmals das Gefühl, nie wieder glücklich werden zu können. Diesen Fakt schönzureden wäre verschwendete Zeit und ganz offensichtlich gelogen. Ist es aber nicht auch falsch von uns, die gemeinsam verbrachte Zeit in einem derart negativen Licht darzustellen, dass sich ein Außenstehender fragen könnte, wie viele Millionen Euro wir für die Zeit des Zusammenseins erhalten hätten? Einen anderen Grund kann es immerhin kaum geben, wenn die andere Person so schrecklich gewesen sein soll, wie wir nun über sie sprechen. Warum ist es immer wieder Fakt, dass wir ehemalige Partner so schlecht darstellen, dass ein Fremder ihn für ein menschliches Monster halten könnte?
Ein bisschen Realismus schadet nie
Fast keiner kommt wohl mit dem Gedankengang an eine Trennung zusammen und doch leben wir in einem Zeitalter mit einer derart hohen Trennungs- und Scheidungsquote, in der uns wohl allen bewusst ist, dass selbige ziemlich oft eintritt und die Chance nun einmal leider besteht. Auch wenn es natürlich schöner ist, wenn es niemals dazu kommt. Keiner sollte während eine Beziehung an den eventuell eintretenden Zustand einer Trennung denken, doch sollte er auch, sollte es dazu kommen, nicht die gemeinsamen Stunden, Wochen, Monate oder gar Jahre vergessen. Lange gemeinsame Gespräche, gemeinsame Ausflüge, wilde und romantische gemeinsam verbrachte Nächte: Haben die plötzlich alle nicht stattgefunden, nur weil es im Endeffekt doch nicht funktioniert hat?
Der berühmte Trennungsgrund
Natürlich kommt es auch auf den Trennungsgrund an. Oftmals ist es einfacher, dass Ganze positiv zu betrachten, wenn man nicht die Person ist, die verlassen wurde. Zudem ist es auch etwas anderes, ob zwei Menschen sich auseinandergelebt haben, sich nicht mehr lieben, andere Vorstellungen haben und deswegen in der Kombination nicht mehr zueinander passen, oder ob sie sich wirklich abgrundtief verletzt haben. Oftmals gibt es auch Personen, bei denen man sich denkt, dass man sich definitiv direkt umdrehen würde, wenn man an den Tag zurückgehen könnte, an dem man sich kennengelernt hat und das Ganze folglich ungeschehen machen würde. Es gibt bekanntlich immer mal wieder jemanden, den wir kennenlernen und auch von Zeit zu Zeit an ihn denken müssen, uns aber lieber „die Hand abhacken“ würden, bevor wir es auch nur in Erwägung ziehen würden, sie oder ihn wieder in unser Leben zu lassen. Situationen, in denen es verständlich ist, nicht positiv über den Ex-Partner sprechen zu können, existieren natürlich auch und jeder muss seine eigene Art finden, mit einer Trennung fertig zu werden.
Idealisierung und rosarote Brille
Das passende Gegenstück zum Schlechtreden ist die Idealisierung. Plötzlich kommt einem alles viel besser vor, als es tatsächlich gewesen ist. Gerade wenn der Partner einen verlassen hat und man nun unter Liebeskummer leidet, wird nur noch an die positiven Seiten gedacht und plötzlich vergessen, dass definitiv nicht alles so rosig war, wie es sich nun ausgemalt wird. Das unzuverlässige Meldeverhalten, die vielen Abende, an denen sie oder er nicht wie versprochen noch vorbei gekommen ist und individuell nicht passende Charaktereigenschaften, die immer wieder zu Streit geführt haben, werden plötzlich komplett verdrängt, als hätten sie niemals existiert. In den eigenen Gedanken waren wir plötzlich super glücklich mit einer Person, bei der sich die Freunde an viele klagende und traurige Anrufe und Gespräche ihm/ihr bezüglich erinnern und eine ganz andere Wahrnehmung zu dieser Situation haben.
Nichts als die Wahrheit
Am intelligentesten wäre es wahrscheinlich tatsächlich, das Ganze rein rational zu betrachten. War die andere Person wirklich so schlecht, wie ich sie gerade darstelle, oder auch war ich wirklich so glücklich, wie ich gerade denke, dass ich es war? Natürlich wäre es schön, einfach nur die Wahrheit betrachten zu können. Doch sobald Emotionen ins Spiel kommen, ist gerade das nicht einfach. Eine gute Hilfe hierbei könnte ein alter Chatverlauf sein, der oft auch einiges aussagt. Gespräche mit engen Freunden, die vieles mitbekommen haben, können zudem helfen und natürlich uneingeschränkte Ehrlichkeit zu sich selbst. Keiner erwartet von euch, euren Ex-Partner bis in den Himmel und wieder zurück zu loben und mit Sicherheit gibt es auch Punkte, die zur Trennung geführt haben und den anderen nicht gerade in einem guten Licht dastehen lassen. Allerdings macht jeder Fehler: Auch wir selbst und trotzdem sollten wir die tollen, einzigartigen Momente mit der Person nicht vergessen. Kann sie denn so schrecklich gewesen sein, wenn sie uns zu einem bestimmten Zeitpunkt einmal so viel bedeutet hat? Oder machen manche schlechten Aktionen wirklich plötzlich alles andere zunichte?
Könnten wir unser eigenes Buch mit unserer persönlichen Geschichte selber schreiben, so wäre das Ende vielleicht ein ganz anderes gewesen. Dies können wir allerdings nicht. Was wir aber können, ist, die Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit in Ehren zu halten. Nicht alles ist dafür bestimmt, für immer zu halten. Manche Menschen kommen vielleicht nur in unser Leben, um uns zu zeigen, was richtig und was falsch ist, was wir wollen und was nicht. Durch diese Lebenserfahrung wachsen und reifen wir, sodass dann doch alles irgendwie seinen Sinn gehabt haben wird. Nicht jeder kann unser Lieblingskapitel in unserem eigenen Buch sein, dass sich unser Leben nennt. Vielleicht blättern wir aber einmal gedanklich zurück und lächeln bei dem Gedanken an die mit diesem Menschen gemeinsam verbrachte Zeit, ganz ohne Gedanken an negative Erlebnisse.
Wir sind so schön. So schön am Ende. So schön vorbei
„Wir sind so schön. So schön am Ende. So schön verglüht. Keine Sekunde zu früh. Wir sind so schön, so schön gewesen. So schön geblieben, so schön vorbei“, singt Jakob Bruckner in seinem Song „So schön“ und trifft den Nagel damit auf dem Kopf. Wir waren mal schön, wir waren mal wir zwei und glücklich zusammen und jetzt sind wir so schön vorbei: mit negativen, schmerzvollen Erinnerungen, aber auch mit einem Sack voll wunderbarer Erlebnisse, an die wir eines Tages vielleicht wieder lächelnd zurück denken können.
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