Endlich Wochenende und endlich Zeit, der Lieblingsbeschäftigung vieler Frauen nachzugehen: Shoppen. Aber was tun, wenn man Freitag noch arbeiten muss und am Samstag einen wichtigen Termin hat, der das ungenierte Einkaufen verhindert? Da freut man sich umso mehr, wenn mal wieder ein verkaufsoffener Sonntag ansteht. Und die Rufe der Gesellschaft, dass es immer so sein soll, werden immer lauter. Es ist von mehr Geschäft die Rede und von Kundenfreundlichkeit. Aber, dass diese Änderung noch viel mehr mit sich bringen würde, bedenken die wenigsten.
Wer denkt an die anderen?
Zu diesen Nachteilen gehört an dieser Stelle nicht nur, was die meisten jetzt vielleicht erwarten, die verletzten Gefühle der gläubigen Christen, sondern hier geht es in erster Linie rein um das Menschliche. Dafür, dass ihr Sonntags einkaufen könnt, müssen Fernkraftfahrer noch einen Tag länger von ihrer Familie getrennt den ganzen Tag durchfahren, um die Waren rechtzeitig anzuliefern. Genauso wenig profitieren die vielen Verkäufer und Verkäuferinnen davon. Sie bekommen zwar vom Mehrumsatz mehr Geld, aber dafür müssen sie auch einen Tag länger arbeiten. Vom Tag, der zum Shoppen gedacht ist, haben sie somit auch nichts. Und dann stellt sich noch die Frage: Warum müssen jetzt nur diese Leute arbeiten und nicht auch die Menschen im Bereich Kundenservice? Wenn ich mir am Sonntag einen neuen Fernseher kaufe, brauche ich auch sofort jemanden, den ich anrufen kann, wenn selbiger nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle. Dasselbe lässt sich auch auf Banken, Versicherungen und sämtliche anderen Firmen ausweiten. Und am Ende bleibt niemand mehr übrig, der eigentlich Zeit hätte einzukaufen (ausgenommen natürlich Kinder, Arbeitslose und Rentner etc.).
Es geht noch weiter
Und das ist noch gar nicht das Ende der Dominokette. Die Natur wird es euch sicher auch nicht danken, wenn sieben Tage die Woche Lastwagen fahren, wenn sieben Tage die Woche eine Menge an Menschen in die Städte fahren, um einzukaufen und nie mal ein bisschen Ruhe ist. Da helfen die ganzen Umweltprojekte nichts, wenn sie durch andere Projekte, wie „alle Läden jeden Tag offen“ kaputt gemacht bzw. geschwächt werden. Vielleicht kommt euch das Ganze etwas überzogen vor, aber denkt doch nur einmal an euch selbst. Ist es nicht schön, einen Tag in der Woche Ruhe zu haben, an dem man nicht dem Zwang unterworfen ist, sich in den Trubel des Shoppings zu begeben? Denk doch mal daran, wie entspannt es auch in einer Stadtwohnung ist, sein Fenster aufzumachen und kein Getöse von kaufwütigen Menschen zu hören, sondern vielleicht ein Vogelzwitschern. Die „Modekrankheit“ Burnout müsste uns doch eigentlich aufrütteln. Stress und Lärm machen bewiesenermaßen krank. Warum setzen wir uns dann selbst diesem Stress aus? Lasst uns doch ein bisschen mehr an andere, aber auch ganz besonders an uns denken. Die Gesundheit ist nun mal unser höchstes Gut. Was soll ich mit den schönsten Kleidern und dem meisten Geld, wenn ich krank bin und nichts damit anfangen kann?
Natürlich ist es schön, auch einmal an einem Sonntag einkaufen zu gehen und sich einmal richtig Zeit nehmen zu können. Wenn man dann aber in den Läden die Menschenmassen sieht, die wie wahnsinnig unbedingt am Sonntag einen neuen Fernseher kaufen müssen, dann frage ich mich schon, ob das unbedingt nötig ist. Muss ich dem Lastwagenfahrer seinen freien Tag wegen diesem Fernseher rauben? Muss ich diese Frau, die immer noch tapfer lächelnd an der Kasse sitzt, unbedingt an ihrem freien Tag arbeiten lassen und ihr die Chance nehmen, mit ihren Kindern zu spielen? Muss ich wirklich wegen dieses einen Fernsehers, den es die ganze nächste Woche auch noch zu kaufen gibt, mit meinem Auto in die Stadt fahren und mich durch die lärmende Menschenmenge schieben, mich anrempeln und beschimpfen lassen? Ist es nicht schöner, seinen Gartenstuhl (und wenn man diesen nicht besitzt, tut es auch eine Decke, also kein Grund zur Einkaufsaktion) auf die Terrasse, oder den Balkon zu stellen und sich im Sonnenschein zu denken: "Nein, heute nicht, heute tue ich etwas für mich, der Fernseher wartet auf mich, meine Gesundheit wird es mir danken." Und mit dieser Gewissheit, mit einem Lächeln im Gesicht, an die Dinge zu denken, die man gerade garantiert nicht verpasst. Natürlich wird sich wegen einer Person, die das tut, nicht viel verändern, aber aus einer werden mehrere und eins ist gewiss: Deiner Gesundheit hast du schon einmal etwas Gutes getan.
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