Dieser Beitrag erscheint im Rahmen unserer Diskussionsreihe “Schlagabtausch”. Lies hier den anderen Schlagabtausch-Artikel zum Thema: “Schlagabtausch: Cannabis legalisieren? Bloß nicht!”, um Dir eine eigene Meinung aus den Argumenten zu bilden.
Sie ist immer wieder in aller Munde und wird auch diese Legislaturperiode auf Wunsch der Grünen und der FDP diskutiert – die Legalisierung von Cannabis. Cannabis ist die beliebteste illegale Droge in Deutschland. Etwa 10 Prozent aller Jugendlichen gaben, laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), an, Cannabis schon mal konsumiert zu haben, bei unseren Nachbarn in den Niederlanden ist sie schon lange legal.
Dieser Artikel gehört zur Diskussionsreihe „Pro oder Contra Cannabis“ und ich möchte hier mal die Seite der Befürworter*innen einer Legalisierung aufzeigen. Ich muss zugeben, ich hatte mich zuvor mit dem Thema noch nicht so intensiv befasst, aber für euch habe ich mich eingelesen. 😉
Für mich persönlich lagen für die Legalisierung erstmal folgende Argumente auf der Hand:
- In den Niederlanden ist Cannabis schon lange legal und es scheint, zu funktionieren.
- Cannabis soll gesundheitsgefährdend sein. Aber wieso sind dann Zigaretten und Alkohol erlaubt?
- Cannabis kann sogar bei Krankheiten helfen (Info dazu: Seit 2017 kann Cannabis ärztlich verschrieben werden, zum Beispiel zur Schmerzlinderung (SWR 2021), was vermutlich durch die Illegalität nicht ausgeschöpft wird.)
Dadurch bin ich ins Grübeln gekommen: Sollten wir nicht selbst entscheiden können, was wir in welchem Maße zu uns nehmen und statt Angst vor Überkonsum aller Drogen noch besser aufklären? Und könnte Cannabis bei einer Legalisierung nicht vielleicht auch für den einen oder die andere an Interesse verlieren, weil es eben nicht mehr „verboten“ ist?
Ein Verbot hat den Konsum nicht verhindert
Ein Verbot hat anscheinend bislang nicht viel genützt, denn Cannabis wird von vielen konsumiert (BZgA). Somit ist das Verbot vielleicht erst recht ein Anreiz, es auszuprobieren. Jugendliche möchten gegen Vorschriften verstoßen und Grenzen austesten. Sind legale Shops dann nicht vielleicht sinnvoller? Dort müsste wenigstens nach einem Ausweis und dem Alter gefragt werden. Andernfalls wird der Laden strafrechtlich belangt. Auf dem Schwarzmarkt interessiert das vermutlich niemanden.
Verunreinigter Cannabis auf dem Schwarzmarkt
Immer wieder wird vor verunreinigtem Cannabis, vor allem durch synthetische Cannabinoide, gewarnt. Eine Legalisierung würde einheitlich festgelegte Qualitätsstandards mit sich bringen, die in den Shops eingehalten werden müssten. Damit könnte sich der Konsum von verunreinigten Mischungen stark reduzieren. Auch der stetig steigende Tetrahydrocannabinol (THC) -Gehalt im aktuell illegal verkauften Cannabis ist ein Problem, dem man durch einheitliche Qualitätsstandards entgegenwirken könnte (SWR 2021).
Auch Karl Lauterbach hat seine Meinung inzwischen aufgrund der gefährlichen Beimischungen der auf dem Schwarzmarkt angebotenen Drogen mit „abhängig machenden“ Substanzen geändert und ist inzwischen für die Legalisierung. Er erklärte dazu, dass inzwischen sogar Heroin beigemischt werde (ZDF 2021). Der Deutsche Hanfverband erklärte, dass die häufigsten Beimischungen Sand, Zucker, Glas oder Gewürze wären.
Gewürze würden nicht nur zu einer unbefriedigenden Wirkung und damit eventuell noch höherem Konsum, sondern auch zu einer erhöhten Gesundheitsgefährdung führen. Synthetischer Cannabis wird immer wieder mit Haschisch und Marihuana gestreckt. Auch das birgt hohe Gesundheitsrisiken, etwa einer Vergiftung, und fördert die Abhängigkeit.
Ist Cannabis gefährlicher als zum Beispiel Alkohol?
Das Gesundheitsrisiko, welches durch Cannabis hervorgerufen wird, hängt maßgeblich mit dem Alter und der Häufigkeit des Konsums ab (wie eigentlich bei vielem). Durch eine offizielle Festlegung einer Altersgrenze, eines maximalen THC-Gehalts und einer Kennzeichnungspflicht könnte das Risiko für Konsument*innen stark reduziert werden (SWR 2021). Und noch ein Gedanke dazu: Es gibt keinen bewiesenen Todesfall, der mit Cannabis in Verbindung steht, an Alkoholmissbrauch jedoch unzählige (ZDF 2021).
Ist Cannabis eine Einstiegsdroge für härtere Drogen?
Davor wird zwar häufig gewarnt, jedoch ist dies nicht zu beweisen. Da viel mehr Menschen Cannabis rauchen, als härtere und illegale Drogen zu nehmen (SWR 2021), hinkt das Argument. Das wäre vielleicht so, wie wenn man sagen würde, Bier ist die Einstiegsdroge für härteren Alkohol.
Es gibt aber viele Menschen, die nur Bier und Wein trinken. Eine internationale Studie (siehe SWR 2021) kommt zu dem Ergebnis, dass das Verhindern von Einstiegsdrogen nicht den späteren Konsum härterer Drogen verringere. Außerdem gibt es weltweit auch Länder, in denen andere illegale Drogen viel stärker konsumiert werden als Cannabis.
Durch eine Legalisierung verbessert sich die Betreuung von Abhängigen und Präventionsangebote
Durch eine Legalisierung würden Menschen, die in eine Abhängigkeit gerutscht sind, weniger Stigmatisierung ausgesetzt werden und sich damit eher Hilfe holen. Außerdem könnten präventive Beratungen in Schulen oder Therapien verbessert werden. Auch in Beratungseinrichtungen könnten ehrlichere und glaubwürdigere Diskurse geführt werden, wodurch die Beratungen und Therapieangebote viel besser auf die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst würden.
Die Legalisierung spart uns viel Geld und bringt sogar noch mehr Steuern ein
Einige Juristen sprechen sich für die Legalisierung von Cannabis aus, da dies zu einer immensen Einsparung von Steuergeldern führen würde (Polizei + Justiz + Haft). Außerdem wird die Polizei und die Justiz auch gleich noch von großem Arbeitsaufwand entlastet. Denn aktuell wird Cannabis trotz des aktuell geltenden Verbots genutzt und ein Konsum muss strafrechtlich verfolgt werden. Parallel bringt ein legales Cannabis-Angebot Arbeitsplätze im Anbau und Verkauf und damit auch eine Zunahme an Steuereinnahmen (ZDF 2021).
Abschließend ist zu sagen, dass eine Legalisierung vermutlich nicht dazu führt, dass jetzt alle Jugendlichen Cannabis konsumieren, sondern vielmehr, dass diejenigen, die es konsumieren wollen, hochwertige, saubere und damit auch weniger gesundheitsschädliche Produkte erhalten. Im Endeffekt müssen wir uns überlegen, ob der Staat in solchen Fällen in unsere persönliche Entscheidung, solche Produkte zu konsumieren (wie eben bei Alkohol oder Zigaretten auch) eingreifen darf oder nicht. Wie weit ist der Staat in der Position, dies zu regeln, aber klar auch dann für die Folgen (Entzugskliniken etc.) aufzukommen. Jedoch gibt es noch sehr viel mehr „Krankheiten“, die z.B. durch Stress oder ungesundes Essen hervorgerufen werden, und davor schützt mich der Staat auch nicht.
Quellen:
Dieser Artikel fußt auf meinen eigenen Überlegungen zu diesem Thema und dem Austausch mit Bekannten und Freunden. Außerdem habe ich folgende zwei Quellen genutzt:
SWR 2021: https://www.swr.de/wissen/artikel-cannabis-legalisierung-100.html
ZDF 2021 https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/cannabis-legalisierung-pro-contra-100.html
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