Einsamkeit ist ein immer wichtiger werdendes Thema: Gerade durch die Corona Pandemie hat Einsamkeit bei allen Altersklassen, von jung bis alt, drastisch zugenommen. Doch was ist Einsamkeit überhaupt? Warum hat sie sich so sehr in unser Leben geschlichen und wie gehen wir dagegen vor, wenn wir Merkmale davon in unserem Leben feststellen?
Wir gehen jeden Tag mit einer Fülle an Gefühlen durch die Welt und oft fällt es uns gar nicht so einfach, sie zu definieren. Da sind natürlich die großen Gefühle, die Big Five (Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extroversion, Verträglichkeit und Neurotizismus), die wir schnell erkennen. Aber es sind auch immer wieder gemischte Gefühle dabei, die sich steigern können. Einsamkeit ist ein Gefühl, das wir in den meisten Fällen nicht gerne empfinden. Um einsam zu sein, müssen wir nicht allein sein. Wir können uns auch in einer großen Menschenmenge einsam und unverstanden fühlen.
Was ist Einsamkeit überhaupt? Und warum empfinden wir sie?
Einsamkeit ist das, was wir empfinden, wenn die freundschaftlichen und familiären Beziehungen in unserem Leben, nicht unseren Erwartungen oder Wünschen entsprechen. Wenn sie uns nicht das geben, was wir brauchen und/oder wenn sie uns nicht erfüllen.
Es ist genauso, als hätte dein Körper Appetit auf Erdbeeren und du würdest nur Bananen essen. Theoretisch gesehen bist du satt, denn dein Magen ist voll, aber dein Körper hat trotzdem nicht das bekommen, wonach er verlangt. So gesehen muss dein Körper weiter nach Erdbeeren verlangen.
Genauso ist es mit unseren Beziehungen im Leben, wenn wir von Freunden erwarten, dass sie uns in den Arm nehmen und sie es nicht tun, wird unser Bedürfnis nicht erfüllt. Wir werden unzufrieden, denn unsere Erwartung entspricht nicht der Realität, die wir erleben. Das führt auf Dauer zu einer Frustration und dadurch entstehen größere Gefühle der Unzufriedenheit.
Die Abwärtsspirale der Einsamkeit
Einsamkeit ist manchmal wie eine Spirale, oder wie eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Wir kommen alleine nur sehr schwer wieder raus.
Und Einsamkeit macht uns traurig. Damit nicht genug, sie verändert aber auch noch langfristig unseren Körper, durch Schlafstörungen, veränderte Herzfrequenz und eventuelle Depressionen. Gerade die jüngeren unter uns sind stark davon betroffen, seit die Pandemie begonnen hat.
Und die fortschreitende Digitalisierung macht das Problem nur noch massiver. Die Freunde sind irgendwie da, aber irgendwie auch nicht. Sind sie wirklich da, auch wenn wir sie nur online erreichen? Vielleicht fehlen uns auch bestimmte Teile der Kommunikation, wenn wir nur schwarze Buchstaben und Smileys in Nachrichten lesen. Leidet unsere gesamte Kommunikation und unser Vertrauen unter den digitalen Formen der Kommunikation? Das alles sind Fragen, die in gewisser Weise das gesamte Problem beeinflussen.
Einsamkeit hat sehr vielfältige Gründe
Wenn du dich ab und zu einsam fühlst, bedeutet es nicht automatisch, dass du depressiv bist oder dein Körper langfristig darunter leidet. Jedoch hat Einsamkeit sehr viele Gründe: Vielleicht sind wir gerade in eine neue Stadt gezogen, vielleicht haben wir zu viel zu tun, vielleicht haben wir es versäumt intime Beziehungen zu anderen aufzubauen, vielleicht fühlen wir uns aber auch irgendwie anders und nehmen deswegen innerlich Abstand von anderen Menschen.
Die Gründe sind so vielfältig, wie es Menschen gibt. Und dennoch müssen wir dem Problem ins Auge sehen und uns überlegen, wie wir es am besten lösen können.
Erster Schritt: Analyse
Unumgänglich für jegliche Lösungsversuche ist eine Analyse deiner konkreten Situation. Frage dich zum Beispiel:
– Wann/In welchen Situationen fühle ich mich einsam?
– Wann habe ich angefangen, mich so zu fühlen?
– Gab es einen Auslöser in meinem Leben/Alltag oder eine bestimmte Situation? Oder war es ein schleichender Prozess? Wie war die Entwicklung?
– Wann/In welchen Situationen fühle ich mich NICHT einsam?
– Was ist der Grund für meine Gefühle/Einsamkeit?
Das sind alles Fragen, die zwar sehr einfach sind, aber von dir verlangen, dass du dich intensiv mit deiner Situation auseinandersetzt.
Die Falle unserer Gefühle
Wir sind leider nun mal so gestrickt, dass wir uns mit unseren Problemen nicht gerne auseinandersetzen, wir begeben uns nicht gerne in Situationen, in denen wir uns bedroht oder schlecht fühlen. Unsere Probleme oder Sorgen führen uns meistens unsere Unfähigkeiten vor Augen und schrecken uns damit ab. Sie greifen unser Selbstbewusstsein an und können sogar zu weiteren Unsicherheiten führen. Zu groß sind unsere Versagensängste und die Resultate, die diese bringen könnten. Damit schießen wir uns leider oft selbst ins Bein: Je weniger wir uns mit den Sorgen auseinandersetzen, desto größer erscheinen sie uns und desto mehr schwindet unser Glaube daran, dass wir es schaffen könnten.
Da die Einsamkeit uns immer tiefer in der Spirale abrutschen lässt, müssen wir dieses Problem ernst nehmen. Wenn dir die Antworten auf die oben genannten Fragen zu oberflächlich oder unzureichend erscheinen, dann gibt es eine einfach Strategie: Sobald eine Antwort nicht aussagekräftig ist (z.B. ‚Ich bin einsam, weil ich keine Freunde habe‘), kannst du immer weiter ‚Warum?‘ fragen. Das wird dir helfen, dem Kern der Sache näher zu kommen. Diese Strategie ist übrigens für jegliche Analysen verwendbar.
Ich weiß jetzt, warum ich mich einsam fühle – und nun?
Sobald du die Gründe für deine Einsamkeit gefunden hast, kannst du erstmal stolz auf dich sein. Es ist nicht einfach, sich mit unangenehmen Wahrheiten auseinanderzusetzen und du hast er geschafft! Wie du in meinem zweiten Artikel erfahren wirst (er erscheint in ein paar Tagen), kann auch das eigene Selbstbewusstsein eine große Rolle dabei spielen, dass wir uns einsam fühlen. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du nett zu dir selbst bist. Wir neigen viel zu oft dazu, uns zu kritisieren und vergessen dabei, dass wir auch viel Lob verdienen.
Danach fängt die schwierigere Arbeit an: Du musst es schaffen, deine Gründe umzudenken und sie in Aktivität zu verwandeln. Versuche zu überlegen, welche Verhaltensweisen dazu führen, dass du dich besser fühlst und was du aktiv an den Situationen verändern kannst. Integriere es möglichst häufig in deinen Alltag. Dabei ist es immer gut, zielgerichtet zu denken und sich einige einfache (neue) Muster zurechtzulegen, um in Situationen die alten Muster zu durchbrechen. Es wird einige Zeit dauern, bis du deine alten Muster abgelegt hast, denn unser Körper und Geist wählen meistens das, was wir schon kennen und voraussehen können. Neue Muster hingegen bedeuten immer eine Unsicherheit und müssen deswegen bewusst integriert werden.
Da die Situationen oft sehr individuell sind, kann man hier nicht pauschalisieren. Deswegen gibt es in meinem nächsten Artikel 7 Quick Tipps, die dir akut helfen können und in den meisten Fällen auch gut anwendbar sind.
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