Gerade ist es richtig in, nach dem Schulabschluss den Schritt zu wagen und Zeit im Ausland zu verbringen, ob im Rahmen von „Work and Travel“, Reisen oder einem Freiwilligendienst. Wie ist es, in einem anderen Land ein ganz neues Leben anzufangen? Ich habe mich für ein freiwilliges Jahr in einem Kibbutz in Israel entschieden und möchte mit meinen Artikeln einen Einblick in diesen neuen und ziemlich aufregenden Lebensabschnitt geben.
Hier kannst Du Dir den ersten Artikel und auch den zweiten von Antonia noch einmal durchlesen.
Maihitze, Früchte und Tiernachwuchs
38 Grad: Bis auf Bäume und Sträucher vergehen die meisten Pflanzen so langsam und wir sind froh, wenn kühlere Tage folgen; zu heiß wird es sowieso noch. Manchmal frage ich mich, warum ich eigentlich in ein so warmes Land gegangen bin, wo ich doch noch nicht einmal den Sommer in Deutschland mag … Aber ich will mich nicht beklagen; durch das Klima hier kommen wir ja schließlich auch in den Genuss von frischen Mangos, Maracujas, Datteln, Feigen, Melonen und Maulbeeren. Letztere sind schon reif und sehr lecker!
Bis auf die zunehmende Hitze war die letzte Zeit sehr schön; nach den Zicklein gab es auch noch Nachwuchs bei den Meerschweinchen und Hasen und wir haben sogar zwei Küken. Inzwischen melken wir unsere Ziegen und machen für die Werkstatt und die Wohngemeinschaften Käse – was total einfach ist: Man filtert die Milch durch ein sauberes Tuch, kocht sie auf und gibt dann entweder Haushaltsessig oder Zitronensaft dazu. Die Molke trennt sich dann vom Käse, man gießt beides durch ein Sieb und lässt das Ganze abtropfen. Und voilà – man hat frischen Käse, der zusammen mit Salz, Knoblauch, etwas Olivenöl und Basilikum herrlich schmeckt!
Ihr seht, mein Artikel fängt ziemlich unpolitisch und dafür kulinarisch an; vielleicht bekommt ihr ja über die Nachrichten etwas über die Lage im und am Gazastreifen mit. Ich bin mir sicher, dass ihr euch über seriöse Nachrichtenportale ganz gut selbst über die aktuelle Situation informieren könnt. Ich möchte darauf nicht eingehen, weil ich auch gar nicht viel dazu sagen könnte; statt Politik gibt es jetzt also endlich einmal ein israelisches Rezept: Wir kochen Shakshuka (was eigentlich aus Nordafrika stammt und vermutlich mit maghrebinischen Juden nach Israel kam; allerdings sind ja so ziemlich alle „israelischen“ Gerichte importiert):
Shakshuka (arabisch شكشوكة, hebräisch שקשוקה)
Zutaten für 2-3 Personen:
2 große Zwiebeln
1 Zehe Knoblauch
4 mittelgroße Tomaten
1 rote Paprika
4 Eier
Evtl. 100 g Schafskäse oder Fetakäse
Olivenöl
2 EL Thymian (hier verwenden wir Zatar, das habe ich in Deutschland allerdings noch nie gesehen)
Etwas Kreuzkümmel
Salz und Pfeffer
1 EL frischer Koriander
Brot zum Servieren
Zubereitung:
Die Zwiebeln schälen, halbieren und in ganz dünne Scheiben schneiden. Dasselbe mit den Tomaten – hier darf die Haut dranbleiben. Den Knoblauch schälen und feinhacken, die Paprika waschen, vierteln, entkernen und in feine Scheiben schneiden.
In einer großen Pfanne (nicht im Topf!) das Olivenöl erhitzen und die Zwiebeln anbraten, bis sie glasig sind. Dann die Paprika und die Tomaten hinzufügen und das Ganze mit Deckel und bei kleiner Flamme circa 15 Minuten unter gelegentlichem Umrühren „einmatschen“ lassen (das klingt jetzt nicht so schön, beschreibt aber eigentlich ganz gut, was im Idealfall passieren sollte).
Den Knoblauch und den Thymian hinzufügen und mit Salz, Pfeffer und Kreuzkümmel würzen. Wer möchte, kann etwas Schafskäse oder Feta zerbröckeln und unter die Soße rühren.
Mit einem Löffel für die Eier kleine Mulden in die Soße formen, die Eier aufschlagen und in die Mulden geben (wie Spiegelei; nur eben auf der Soße). Die Pfanne mit dem Deckel schließen und auf leichter bis mittlerer Flamme die Eier stocken lassen.
Vor dem Servieren alles mit frischem Koriander bestreuen und das Shakshuka mit geröstetem Brot servieren.
Viel Spaß beim Nachkochen und Guten Appetit! 🙂
Shawuot
Am 20. Mai war Shawuot, ein jüdisches Erntedankfest, das gleichzeitig auch daran erinnert, dass Mose die Zehn Gebote laut Bibel beim zweiten Mal von Gott bekommt (und sie dieses Mal nicht aus Wut zerschmettert). Der ganze Kibbutz hat sich auf einer großen Wiese zusammengefunden, es wurde gesungen, Käsekuchen gegessen (das ist ein Shawuot-Brauch) und getanzt (Gruppentänze können wirklich Spaß machen; das hätte ich bis dahin auch nicht gedacht!). Die Schulabgänger wurden verabschiedet und außerdem die neugeborenen Kinder gefeiert. Mit Sukkot und Chanukka war Shawuot wohl das schönste Fest, das ich hier bisher miterlebt habe.
Schönes, neues Leben
Eigentlich will ich daran noch gar nicht denken, aber meinem Rückflug sehe ich schon ein bisschen wehmütig entgegen. Manchmal frage ich mich, warum ich hierher kam mit keinerlei Kontakten, ohne die Sprache zu sprechen und das Land zu kennen. Und jetzt – nachdem all diese Bemühungen und die Arbeit Früchte tragen, die Beziehungen zu meinen Mitmenschen immer tiefer werden und ich mich gut verständigen kann – fliege ich bald wieder nach Hause. Inzwischen habe ich die offene und gemeinschaftliche Stimmung in meinem Kibbutz und die Anthroposophie; diese Art, auf den Menschen zu schauen, wirklich zu schätzen gelernt.
Der richtige Kulturschock kommt wahrscheinlich erst, wenn ich nach Hause komme und mich irgendwie ohne all diese neu dazugewonnenen Menschen wieder im „alten Leben“ einfinden muss.
Bis bald und liebe Grüße aus Harduf
Antonia
Schreibe einen Kommentar