Petrus und Paulus sind zwei der bedeutendsten Heiligen der katholischen Kirche. Dabei hatten sie beide ihre Schwächen, waren unvollkommen – ein Grund mehr für ihre Berufung. Ein Beitrag von Benedikt Bögle.
Unterschiedlicher hätten die beiden großen Apostelgestalten der Kirche wohl nicht sein können. Simon, genannt „Kephas“, lateinisch Petrus – der Fels – war der erste Jünger, den Jesus berufen hatte. Er folgte seinem Meister durch das Heilige Land, war beim letzten Abendmahl dabei und gehörte zu den ersten Zeugen der Auferstehung. Petrus war ein einfacher Mann, ein Fischer vom See Genezareth, der wohl nicht unbedingt über große Bildung verfügt haben dürfte. Von Jesus Christus selbst aber wurde er als der Fels bezeichnet, auf dem der Herr seine Kirche erbauen wollte.
Vom Christenverfolger zum Christen
Ganz anders mutet da die Berufung des heiligen Paulus an. Zunächst gehörte er zu den Christenverfolgern, war selbst ein gebildeter Kenner der jüdischen Glaubenslehre. Er ließ den ersten Märtyrer der Kirche, Stephanus, hinrichten. Zunächst sah er im christlichen Glauben eine Irrlehre, die bekämpft werden musste. Dann aber kam die Wende: Als Paulus sich auf dem Weg in die Stadt Damaskus befand, um auch dort Christen zu suchen und zu verfolgen, scheut sein Pferd, Paulus sieht ein starkes Licht – und begegnet dem auferstandenen Christus. Einige Jahre sind seit der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu vergangen und doch kann Paulus sich als von ihm berufen verstehen.
Konflikte zwischen den Aposteln
Ein Anspruch, der nicht unbestritten blieb, um den Paulus ganz im Gegenteil immer wieder kämpfen musste. Paulus verstand sich als Missionar, der den Glauben an Jesus Christus als Messias, als Sohn Gottes, über die Grenzen des Judentums hinausbringen sollte. Atemberaubend muten daher auch seine Missionsreisen an, die den Mann in die halbe antike Welt, am Ende bis nach Rom brachten. Selbst eine Reise nach Spanien soll geplant gewesen sein, bevor der Apostel in Rom den Tod fand. In seinem Bemühen, das Evangelium auch den Heiden zu verkünden, entwickelte Paulus eine Theologie, die das Christentum bis heute prägt: Er ging davon aus, dass man nicht mehr Jude werden müsse, um Christ sein zu können. Diese Theologie bereitete eine Trennung von Judentum und Christentum vor.
Konsens auf einem Konzil
Auch dies blieb nicht unwidersprochen. Auf einem Konzil in Jerusalem konnten sich Paulus und die übrigen Apostel darauf einigen, dass eine Beschneidung der neuen Christen nicht mehr notwendig sein solle. Auch die jüdischen Gesetze sollten nicht mehr für alle verbindlich sein – bis auf einen kleinen Kern, der in der Vermeidung von Blut und Unzucht besteht. Petrus und Paulus konnten also doch noch einen Konsens erzielen.
Berufung der Sünder
Dabei hatten die Männer mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Sie beide beweisen die Vorliebe Gottes für die Unvollkommenen. Petrus wurde vom Herrn zwar zum „Felsen“ berufen, scheiterte aber immer wieder. Er vertraut Jesus nicht, versteht seine Weisungen nicht, verleugnet in der Nacht vor Jesu Tod gar, ihn überhaupt zu kennen. Als Jesus am Kreuz stirbt, hat Petrus sich aus Angst versteckt. Paulus ist gar ein Verfolger des Christentums, wurde zum Mörder. Und doch schreckt Gott vor ihrer Berufung nicht zurück – ganz im Gegenteil. Jesus ist nicht gekommen, um den Vollkommenen die frohe Botschaft zu bringen, sondern den Sündern. Ein Blick auf die Heiligen der katholischen Kirche zeigt immer wieder, das lebenslange Vollkommenheit, das perfekte Leben, eben keine Voraussetzungen dafür sind, am Ende doch noch heilig zu werden – so wie Petrus und Paulus.
Valentin Schlott
Ein schöner Artikel und guter Überblick! Danke!