Der Jesuit Rupert Mayer gilt als der „Apostel Münchens“. Er verkündete treu das Evangelium und widersetzte sich hartnäckig den Nationalsozialisten. Die katholische Kirche verehrt ihn als Seligen. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Rupert Mayer, geboren 1876 in Stuttgart, wurde 1899 zum Priester geweiht und trat ein Jahr später in den Jesuitenorden ein. Nach seiner Ausbildung in Österreich und Reisen durch Deutschland, die Schweiz und durch die Niederlande kam der Jesuitenpater 1912 in die bayerische Landeshauptstadt München. Er kam in einer besonderen Zeit in die Stadt, als immer mehr Menschen vom Land nach München zogen und sich so schwierige soziale Situationen ergaben. Der Wohnraum war knapp, genauso wie auch die Arbeit und das Geld. Rupert Mayer sorgte sich um all diese Menschen. Er wurde ihr Seelsorger. Man nannte ihn den „fünfzehnten Nothelfer“, später gar den Apostel Münchens.
Verwundungen an der Front
Im Ersten Weltkrieg war Rupert Mayer als Feldkaplan an der Front dabei, wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und verlor auf dem Schlachtfeld ein Bein. Fortan war sein Markenzeichen der ständig bei sich geführte Stock, mit dem er sich stützte. Nach dem Krieg begeisterte er weitere Menschen vom christlichen Glauben. Er begann, am Münchner Hauptbahnhof Messen für die Stadtbewohner zu feiern, die am Sonntag einen Ausflug auf das Land machen wollten. Diese Messefeiern waren regelmäßig überfüllt. Die erste fand um drei Uhr morgens statt und wurde von Pater Rupert Mayer gefeiert.
Gegner des Nationalsozialismus
Vom ersten Augenblick an war Rupert Mayer ein Gegner des erstarkenden Nationalsozialismus. Für ihn war es nicht miteinander vereinbar, Christ zu sein und zugleich Mitglied oder Wähler der NSDAP. Von dieser Meinung machte Pater Rupert Mayer auch keinen Hehl, weder im privaten Gespräch noch von der Kanzel. Das brachte ihn bald in Schwierigkeiten. 1937 wurde Mayer ein Redeverbot auferlegt, an das er sich nicht hielt – stattdessen ging er lieber ins Gefängnis. 1938 wurde er abermals verhaftet. Im November 1939 kam Pater Mayer ins Konzentrationslager nach Sachsenhausen.
Dort befürchtete man aber bald, der Jesuit könnte einen Märtyrertod sterben und nach seinem Tod nur noch mehr verehrt werden, als dies ohnehin schon der Fall war. Pater Rupert Mayer wurde freigelassen, durfte aber nicht in München wirken. Er verbrachte die verbleibenden Kriegsjahre im oberbayerischen Benediktinerkloster Ettal. Dort durfte er nicht predigen und musste die Öffentlichkeit meiden. Sobald die Streitkräfte der Vereinigten Staaten Oberbayern befreit hatten, kehrte der Jesuit in seine Stadt zurück.
Hingabe für das Evangelium
Nicht mehr lange konnte er dort wirken. Am Allerheiligentag 1945, dem 01. November, erlitt der Selige während der Predigt einen Herzstillstand. In diesem Augenblick hatte er wirklich alles – gar das eigene Leben – der Verkündigung des Evangeliums geopfert. Pater Rupert Mayer wurde außerhalb der Stadt auf einem Friedhof der Jesuiten bestattet, wurde aber drei Jahre später unter großer Anteilnahme der Münchner Bevölkerung in die Bürgersaalkirche überführt. Dort hatte er über Jahre eine Männergemeinschaft betreut, dort besuchen viele Münchnerinnen und Münchner ihren „Apostel“, sooft sie an der Kirche vorbeikommen. Dort betete auch der heilige Papst Johannes Paul II., nachdem er zuvor bei seinem Deutschlandbesuch 1987 Rupert Mayer im Münchner Olympiastadion seliggesprochen hatte.
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