Ostern ist das wichtigste Fest der Christen. Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi sind der Kern des christlichen Glaubens. Besonders intensiv ist daher die Osterfeier. Warum Christen Ostern feiern und wie sie es tun, erklärt unser Autor Benedikt Bögle.
Weihnachten ist voll wunderbarer Traditionen. Den Advent über bereitet man sich an besinnlichen Abenden auf das „Fest der Liebe“ vor. Die Kinder fiebern auf den Abend der Bescherung hin, können den glänzenden Christbaum und die verpackten Geschenke kaum erwarten. Die Weihnachtslieder sind Gassenhauer, jeder kennt sie. All das gibt es an Ostern nicht. Nun, der Osterhase bringt vielleicht auch ein Geschenk – mit Weihnachten aber kann man das nicht vergleichen. Und wer kennt schon Osterlieder?
Kern des Glaubens: Tod und Auferstehung
Trotzdem ist für die Christen nicht Weihnachten das wichtigste Fest, sondern Ostern. 40 Tage lang bereiten sie sich in der Fastenzeit auf dieses Fest vor. Dabei geht es nicht um besinnliche Abende, Glühwein und Geschenkekauf. Es geht darum, das Herz auf Ostern vorzubereiten, sich wieder neu mit dem eigenen Glauben zu beschäftigen. Für alle Christen, egal welcher Konfession, gibt es einen entscheidenden Punkt ihres Glaubens: Jesus Christus, der Sohn Gottes, starb in Jerusalem am Kreuz. Nachdem er drei Tage lang tot im Grab lag, erstand er von den Toten. Er kehrte ins Leben zurück. Die Christen glauben, dass Jesus damit nicht nur seinen eigenen Tod überwunden hat, sondern für alle Menschen die Auferstehung und damit ein Leben nach dem Tod ermöglicht hat.
Feiern ohne Sekt?
Entsprechend gewichtig feiern die Christen die Tage um Ostern. Das beginnt mit dem Palmsonntag, eine Woche vor Ostern. Wenn Christen ihren Glauben feiern, nennt man das Liturgie. Auf den ersten Blick mag das mit Feiern nicht sonderlich viel zu tun haben. Zu Feiern gehören Luftschlangen, Sektgläser und ausgelassene Laune. In einem katholischen Gottesdienst wird man das wohl vergeblich suchen müssen. Und trotzdem ist das ein Feiern: Denn die Christen bringen freudig ihren Glauben zum Ausdruck. Das geht auch ohne Sekt.
Einzug in Jerusalem
Die Liturgie der Kirche hat eine lange Tradition. Über Jahrhunderte entwickelten sich besondere Texte und Riten. Vieles, was die Christen an Ostern feiern, hat sich in Jerusalem entwickelt. Dort konnten die Christen das Leiden und Sterben Jesu mit ganz besonderen Orten verbinden, von denen man wusste oder glaubte, zu wissen, dass sich dort die entscheidenden Stationen im Leben Jesu ereignet hatten. Am Palmsonntag etwa feiert die Kirche den Einzug Jesu nach Jerusalem. Er wurde wie ein König in der Heiligen Stadt empfangen, obwohl er selbst wusste, dass er schon in wenigen Tagen am Kreuz gewaltsam sterben würde. Die Christen in Jerusalem versammelten sich außerhalb der Stadt und zogen dann feierlich in die Stadt hinein, auf dem Weg, auf dem Jesus auf einem Esel hineingeritten sei.
Heute treffen sich Christen am Palmsonntag deswegen nicht in der Kirche, sondern davor. Dort segnen sie Palmblätter oder andere Zweige in Erinnerung daran, dass die Bürger aus Jerusalem Zweige auf den Weg vor Jesus legten. So versucht man, das zu vergegenwärtigen, was vor knapp 2.000 Jahren in Jerusalem geschah.
Das größte Liebeszeichen
Am Gründonnerstag denkt die Kirche an den letzten Abend im Leben Jesu. Er wusch seinen Aposteln die Füße. Das war in der Antike der niedrigste Dienst, den nur die geringsten Sklaven zu verrichten hatten. Indem Jesus das tut, zeigt er, wie sehr er die Menschen liebt. Danach feierte er ein letztes Mahl mit seinen Jüngern und bezeichnete dabei das Brot als seinen Leib und den Wein, der getrunken wurde, als sein Blut. Bis heute tut das die katholische Kirche in jeder Messfeier, denn sie glaubt, dass Jesus ganz gegenwärtig und anwesend ist, wenn das Brot mit seinen Worten gebrochen und der Weinkelch mit seinen Worten erhoben wird. Nach seinem Mahl ging Jesus in einen nahegelegenen Weinberg. Dort betete er und bekam Angst angesichts des drohenden Todes.
In katholischen Gottesdiensten wäscht deswegen der Priester zwölf Männern und Frauen die Füße, um so die große Liebeserklärung Jesu gegenwärtig zu machen. In Jerusalem gingen die Christen nach dem Gottesdienst zu jenem Ölberg, in dem Jesus schon gebetet hatte. Dort beteten sie die ganze Nacht und blieben wach. Deswegen beten heute überall auf der Welt Christen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, um gemeinsam mit Jesus wach zu bleiben und sich an seine Angst in dieser Nacht zu erinnern.
Kreuz: Schmerz und Heil
Am folgenden Karfreitag gedenken die Christen des Todes Jesu. Der biblischen Überlieferung zufolge starb er am Nachmittag gegen 15 Uhr. Deswegen trifft man sich um diese Uhrzeit. In katholischen Gottesdiensten steht an diesem Tag das Kreuz Christi ganz im Mittelpunkt: Durch seinen Tod sind die Menschen erlöst. Deswegen verehren Christen auch das Kreuz, das zwar ein Zeichen größter Gewalt und unerträglichen Schmerzes ist, aber eben auch das Zeichen des Heiles und der Rettung.
Ein neuer Morgen
In der Nacht von Samstag auf Sonntag, bestenfalls vor Aufgang der Sonne, feiern die Christen dann ihre Osternacht. Als am Sonntagmorgen Frauen ans Grab kamen, war Jesus schon aus dem Grab auferstanden, er hatte den Tod besiegt. Deswegen feiert man dieses Fest zum Zeitpunkt seiner Auferstehung am frühen Morgen. Während der Gottesdienst gefeiert wird, geht die Sonne auf – ein Zeichen dafür, dass durch die Auferstehung Jesu Licht ins Dunkel von Tod und Sünde gekommen ist. Durch Jesus bricht ein neuer Tag und damit ein neues Leben an.
Liturgie ist kein Theaterspiel
Die Feier der Ostertage ist besonders intensiv. Jahrhundertealte Traditionen spiegeln sich wider. Den Christen ist es besonders wichtig, das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu ganz gegenwärtig werden zu lassen. Dabei geht es aber nicht um ein Nachspielen. Liturgie ist kein Theaterspiel, das möglichst detailgetreu die einzelnen Stationen Jesu darstellen will. Es geht darum, sich das Geschehen vor 2.000 Jahren vor Augen zu führen, mehr aber noch die Bedeutung dessen, was geschah. Und weil an diesen Ereignissen für die Christen die Frage nach Leben und Tod hängt, ist Ostern weit wichtiger als Weihnachten. Auch ohne Geschenke.
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