Zwei Jünger begegnen dem auferstandenen Jesus und verstehen nicht, dass er es ist. Sie erkennen ihn erst, als er das Brot bricht. Unser Autor Benedikt Bögle erklärt, warum.
Zwei Jünger Jesu sind auf dem Weg. Sie verlassen Jerusalem. Das Evangelium des Ostermontags (Lukas 24,13-35) erzählt uns von ihrer Trauer. Sie waren Anhänger Jesu und mussten sehen, wie er am Kreuz scheiterte. Er brachte keine Revolution, weder gewaltsam noch friedlich. Er sollte der Neuanfang für Israel sein, musste aber sterben. Sie wollen weg, raus aus Jerusalem, Abstand gewinnen. Sie machen sich auf den Weg nach Emmaus, einem Dorf in der Nähe von Jerusalem.
Jesus stößt zu ihnen. Er ist von den Toten auferstanden und kommt zu diesen beiden Jüngern, die ihn aber nicht erkennen – „Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten“ (Lukas 24,16). Er beginnt eine Unterhaltung und will wissen, worüber sie sprechen. Die Jünger berichten und können kaum glauben, dass der unbekannte Wanderer nichts von all den Vorgängen in Jerusalem mitbekommen haben sollte, wie er berichtet. Die Jünger haben schon von den Frauen gehört, die behaupteten, Jesus sei von den Toten auferstanden. Sie glauben es nicht. Sie zweifeln, vielleicht auch an der psychischen Gesundheit der Frauen.
Jesus: Lehrer der Schrift
Jesus beginnt, sie zu belehren: „Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und den Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht“ (Lukas 24,27). Noch immer fragen sich die beiden Jünger nicht, wie der Fremde so gelehrt sprechen kann. Wie kann er wissen, dass der Messias den Kreuzestod erleiden muss, gleichzeitig aber nichts von der Kreuzigung Jesu mitbekommen haben? Sie kommen nach Emmaus, haben ihr Ziel erreicht. Jesus tut, als wolle er weitergehen. Die beiden Jünger nötigen ihn, mit ihnen zusammen in Emmaus zu übernachten: „Bleib doch bei uns; denn es wird Abend“ (Lukas 24,29). Noch immer nicht haben sie ihren Herrn und Meister wiedererkannt und doch scheint da etwas zu sein, dass sie bewegt, den Unbekannten zum Bleiben zu nötigen.
Er bleibt bei ihnen. Gemeinsam essen sie und Jesus nimmt das Brot und bricht es. Daran erkennen sie ihn. Er tut, was er im Abendmahlssaal tat, was er vielleicht viele Male zuvor schon getan hatte. An dieser einen, kleinen Geste erkennen sie Jesus, verstehen plötzlich, wer er ist. „Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lukas, 24,31-21)
Intimität
Dieses Evangelium schildert wieder eine sehr intime Begegnung mit Jesus. Ähnlich zur Begegnung mit Maria von Magdala, von der am Ostersonntag erzählt wird, erkennen die Jünger Jesus zuerst nicht. Als sie ihn aber erkennen, ist das sehr intim. Er muss nicht sagen: Ich bin es. Bei Maria genügt es, dass er ihren Namen sagt. Bei diesen beiden Jüngern genügt die Art, wie er das Brot nimmt, bricht und den Lobpreis spricht.
Gleichzeitig ist dieser Abschnitt so etwas wie das Grundgesetz der Kirche. Einige Dinge geschehen, die bis heute für Kirche konstitutiv sind oder wenigstens sein sollten. Zunächst: Die beiden sind miteinander auf dem Weg. So soll auch Kirche sein. Unterwegs, auf dem Weg zu Gott. Auf diesem Weg werden zwei Dinge wichtig. Erstens: Die beiden beschäftigen sich mit der Schrift. So soll auch Kirche sich immer mit der Schrift beschäftigen – und sie sich von Jesus erklären lassen. Und schließlich gehört dazu das Brotbrechen. Seit der frühesten Zeit versammelt sich die Kirche am Tag des Herrn, dem Sonntag als dem Tag der Auferstehung, um gemeinsam das Brot zu brechen, wie Jesus es getan hat.
Basis des christlichen Glaubens
Umfangen ist das alles von der Basis des christlichen Glaubens, der Auferstehung Jesu von den Toten. Davon erzählt die zweite Lesung des Ostersonntags (1. Korintherbrief 15,1-8.11), in der der Apostel Paulus den Christen in Korinth die „Basics“ des Christentums überliefert: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf“ (1. Korintherbrief 15,3-5).
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