An die Euphorie bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland können sich noch die meisten erinnern. Zum ersten Mal seit dem Grauen des Nationalsozialismus trauten sich die Deutschen, wieder stolz auf ihr eigenes Land zu sein. Das Public Viewing wurde mit jener Weltmeisterschaft populär und ist seither eng mit den Fußballturnieren der Nationalmannschaft verbunden. Doch die letzten Olympischen Spiele in Deutschland liegen schon so lange zurück, dass sie viele von uns noch gar nicht erlebt haben.
1972 fanden in München die Olympischen Sommerspiele statt. Leider sind diese Spiele untrennbar mit dem Geiselnahme-Drama verbunden. Davon einmal abgesehen waren die Spiele von 1972 ein äußerst gelungenes Event. Die 16-jährige Ulrike Meyfarth holte sich mit Weltrekord den Hochsprung-Olympiasieg und der amerikanische Schwimmer Mark Spitz gewann sieben Goldmedaillen. Seitdem gab es keine Olympischen Spiele mehr auf deutschem Boden, weder Sommer- noch Winterspiele.
Mehrere vergebliche Bewerbungen
Für die Olympischen Sommerspiele 2012 schickte Deutschland die Stadt Leipzig als Kandidaten ins Rennen. Doch das wenig aussichtsreiche Konzept schied bereits früh gegen die Konkurrenz aus und bekanntlich fanden die Spiele schließlich in London statt. Einen nächsten Anlauf unternahm das NOK für die Winterspiele 2018. Die Spiele sollten in München stattfinden, damit wäre die bayerische Landeshauptstadt der erste Ort gewesen, wo sowohl Sommer- als auch Winterspiele stattfanden. Bereits bei dieser Bewerbung regte sich der Widerstand in der Bevölkerung rund um Garmisch-Partenkirchen, wo einige Wettbewerbe stattfinden sollten. Bei der Abstimmung über die Vergabe scheiterte München allerdings deutlich gegen die nordkoreanische Hauptstadt Pyeongchang.
Für das Jahr 2022 schien nach dem Verzicht der favorisierten USA der Weg frei zu sein für die Olympischen Winterspiele in München. Die Bewerbung machte man aber von Anfang an von einer Zustimmung in der Bevölkerung abhängig. Eine Volksabstimmung in den betroffenen Landkreisen München, Traunstein, Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgadener Land sollte über die Olympiabewerbung entscheiden. Während deutsche Wintersportler wie Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther sich für die Spiele starkmachten, entschied sich die Bevölkerung dagegen. In keinem der vier Landkreise konnte im November 2013 die nötige Mehrheit erzielt werden.
Große Ausgaben und hohe Schäden an der Natur
Die Olympia-Gegner führten eine Reihe von Gründen auf, die klar gegen die Spiele 2022 in München sprechen sollten. So wäre die Durchführung mit enormen finanziellen Belastungen verbunden gewesen, ein Defizit nach den Spielen sei fast garantiert. Lediglich das International Olympic Committee (IOC) profitiere von den Spielen, dieser Profitgier wollten die Olympiagegner einen Riegel vorschieben. Außerdem wurde immer wieder vor einer großen Belastung der Natur und hohen ökologischen Schäden gewarnt. Diese Argumente überwogen schließlich bei der Bevölkerung und siegten gegen die Chance, wieder eine sportliche Großveranstaltung auf deutschem Boden stattfinden zu lassen. Mit dieser deutlichen Absage der Bevölkerung gegen die Olympischen Winterspiele in Deutschland ist das Thema vorerst vom Tisch.
2024 – Bewerbung für Olympia wohl aussichtslos wegen Fußball-EM
Mit dem deutschen Thomas Bach hat nun ein Deutscher die Präsidentschaft des IOC inne. Reformen und Umgestaltungen sollen nun das Komitee in den nächsten Jahren verändern. Wenige Monate nach dem deutlichen Nein für München reiften bereits wieder Pläne für die Ausrichtung Olympischer Sommerspiele in Berlin oder Hamburg. Der erste Anlauf soll bereits für das Jahr 2024 unternommen werden. Obwohl Sommerspiele mit weniger Ausgaben verbunden sind als Winterspiele und auch die Belastung der Natur geringer ist, steht auch hier die Bevölkerung nicht vollkommen hinter den Plänen des NOK.
Das größte Hindernis an Olympia 2024 in Deutschland dürfte allerdings ein anderes sein: Es gilt als fast sicher, dass Deutschland den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-EM 2024 erhält. Zwei sportliche Großveranstaltungen innerhalb weniger Wochen in einem Land auszutragen, ist kaum vorstellbar. Deswegen wird eine chancenreiche Bewerbung wohl erst für 2028 oder 2032 beim IOC eingehen. 2032 wären es dann genau sechzig Jahre, seit den letzten Olympischen Spielen auf deutschem Boden. Wenn die Fußball-EM Kandidatur für 2024 glattläuft, würden zwischen den beiden Jahren dann mit 1974 und 2006 zwei Fußball-WM-Gastgeberschaften liegen und mit 1988 und 2024 hätten zwei Europameisterschaften in Deutschland stattgefunden.
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