Die Künstlerin schaut auf die Platte, die vor ihr liegt und lächelt: „Meine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass die Farbe an die richtige Stelle kommt!“, erklärt sie mir. Sie zeichnet die Entwürfe vor und muss an der einen oder anderen Stelle die Farben nochmal nachlackieren. Doch das macht sie ja schließlich nicht alles alleine – sie bekommt die tatkräftige Unterstützung von etwa hundert Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen pro Tag, die den Weg in ihr Künstler-Zelt finden. Karin Wurst ist zum ersten Mal beim Kirchentag. Viel hat sie davon allerdings noch nicht mitbekommen. Schließlich arbeitet sie täglich acht Stunden. Da bleibt nicht viel Zeit, um am Kirchentags-Programm teilzunehmen.
„Die Idee des Miteinanders gefällt mir besonders gut!“
Die Arbeit gefällt ihr aber trotzdem: „Es ist zwar anstrengend, aber es macht mir sehr viel Spaß. Vor allem die Idee des Miteinanders gefällt mir bei diesem Workshop besonders gut“, schwärmt die Künstlerin. Auch den Kindern scheint das Projekt sehr gut zu gefallen. „Es ist immer ein Erfolgserlebnis, wenn man etwas fertig gemalt hat“, strahlt die zehnjährige Anna. Anna hatte einen langen Weg nach Stuttgart. Mit ihrer Familie wohnt sie in Cambridge. Doch ihre Eltern kommen ursprünglich aus Deutschland und haben ihre Tochter mit zum Kirchentag genommen. Der Weg scheint sich gelohnt zu haben.
Vor einem der großen Zelte auf dem Markt der Möglichkeiten sitzt Anna Rohlf. Sie regelt hier die Einlasskontrollen und weist den Besuchern den Weg zu den Veranstaltungen. Die 18-Jährige arbeitet bereits zum zweiten Mal auf dem Kirchentag mit und ist damit eine der 5.000 ehrenamtlichen Helfer. In Hamburg hat sie vor zwei Jahren schon einmal mitgeholfen. Es sei ihr wichtig zu helfen, weil sie sieht, dass hier an allen Ecken Hilfe benötigt wird. „Außerdem sehe ich uns Pfadfinder als wichtiges Puzzleteil für das Funktionieren des Kirchentags an“, erzählt sie. Trotz der vielen Arbeit findet die Pfadfinderin nebenbei noch genug Zeit, um den Kirchentag zu erleben. Am besten gefielen ihr die Konzerte an den Abenden. Das verwundert nicht, wenn man weiß, dass das Mädchen neben ihren Pfadfindertätigkeiten auch in einer Band spielt.
Die Dankbarkeit der Kirchentagsbesucher spüren die Helfer deutlich
Der Kirchentag sei immer wieder ein besonderes Erlebnis. Ob sie jedoch beim nächsten Kirchentag in Berlin wieder dabei sein könne, stünde noch nicht fest: „Das hängt von meiner Berufswahl ab“, sagt die 18-Jährige. Anna wird im nächsten Jahr ihr Abitur in Lübeck machen. Was danach kommt, ist für sie bis jetzt noch ungewiss. Doch die Helferin ist sich sicher: Ein sozialer Beruf würde ihr gut gefallen!
Teilweise empfindet sie die Arbeit als sehr anstrengend, gerade bei der drückenden Hitze auf dem diesjährigen Kirchentag. Doch Anna findet, es lohnt sich trotzdem: „Man bekommt so viel von den Menschen zurück“, erzählt die Schülerin freudestrahlend. So viele Menschen von jung bis alt hätten sich schon bei ihr bedankt. Am meisten beeindruckt hätte sie der Kommentar einer älteren Dame, die ihr und einigen anderen Pfadfinderinnen zurief: „Da kommen ja die Engel!“ Diesen Satz wird sie wohl nie vergessen – Engel, das sind unsere Kirchentagshelfer wirklich!
Schreibe einen Kommentar