Diese Redewendung schnappte ich durch Zufall einmal auf – und machte sie prompt für die letzte, entscheidende Phase meiner Schullaufbahn zu meinem Lebensmotto. Im Normalfall wird Leistungsdruck von Anderen erzeugt – ich berichte über meine Eindrücke im Wettrennen gegen mich selbst. Von Jule Wegen.
Schlotternd sitze ich vor meinen Abiturprüfungen. „Ich kann das nicht, ich kann das nicht.“ schallt es immer wieder durch meinen Kopf. „Was soll ich tun, wenn ich jetzt versage?“ Ich fange an zu zittern, mir wird übel. Wochenlang habe ich mich auf diese Klausur vorbereitet. „Tieeef durchatmen. Ich habe genug dafür gelernt…“
Oft gab es Situationen wie diese: Ich machte mir selbst unsäglichen Druck, um meine gewünschten Leistungen zu erreichen. Und das Konzept funktionierte erstaunlich gut, auch zum Leidwesen meiner Mitmenschen. Meistens war es meine Familie, welche mich wieder auf den Boden der Tatsachen herunterholte: „Entspann dich, du machst doch so viel.“ Trotzdem erschien es mir nie ausreichend. Jahrelang hatte ich gute Noten geschrieben, jeder Klausurrückgabe sah ich mit Herzrasen entgegen: „Dieses Mal könnte es ja schief gehen.“
Auch mein Freundes- und Bekanntenkreis war oftmals wenig angetan: „Du sagst doch nur, du hast ein schlechtes Gefühl gehabt. Am Ende hast du sowieso eine gute Note.“ Dies war für mich zeitweise sehr unangenehm, denn wie sollte ich meine Sorgen trotzdem glaubwürdig vermitteln, ohne einen schlechten Eindruck zu erwecken? Abgesehen davon war es umso unangenehmer, wenn diese dann schlussendlich unbegründet blieben.
Leistungsdruck – Nur negativ?
So versuchte ich mir immerzu vor Augen zu führen, dass ich selbst und meine hohen Ansprüche an mich der Grund für mein eigenes Unwohlsein sind. Doch je mehr ich mir dies zu verdeutlichen versuchte, desto schwieriger wurde es für mich fassbar. Mit den Jahren siedelte sich das Gefühl an, dass, wenn ich gelassen in eine Prüfung gehen würde, irgendetwas nicht stimmen könne und ich diese nicht ernst genug nehmen würde.
Andererseits hatte ich den Eindruck, dass es ohne ein wenig selbstgemachten Druck und mit zu viel Freiheit nicht geht. Damit ist gemeint, dass meine Produktivität und Motivation am stärksten in Stresssituationen ausgeprägt sind, in welchen ich besonders stark gefordert werde. Auch Zeitdruck ist einer dieser Faktoren, die meine Produktivität in hohem Maße wecken.
Langeweile lieben lernen
Daher war das Ende der Schullaufbahn in den ersten Tagen auch ein großer Schock: ich nahm es wahr als einen Fall in ein bodenloses, schwarzes Loch. Der Grund dafür war, dass die neugewonnene Freiheit und Freizeit so ungewohnt waren, dass ich in der ersten Zeit noch nicht so recht damit umzugehen wusste. Die Zeit bis zum Ende der zwölften Klasse verging so schnell, dass ich mir gar keine Gedanken darüber machte, dass es mir unter Umständen in dieser Übergangsphase an Aufgaben fehlen würde. Und plötzlich kamen mir die vier Monate, die ich bis zum Studienanfang noch zu überbrücken hatte, unendlich lang vor.
Mittlerweile genieße ich allerdings die Zwischenphase zwischen Schule und Studium und die damit verbundene Pflicht- und Sorglosigkeit sehr. Besonders schätze ich zum einen die Möglichkeit zur Selbstreflexion, zum anderen auch die Gelegenheit, endlich Zeit für bestimmte Hobbys und Neigungen zu finden.
Meiner Meinung nach ist auch die Länge der Zeitspanne genau passend. Denn so hat man zum einen wiederum ein Ziel vor Augen und kann sich mental auf eine neue Aufgabe vorbereiten. Bis dorthin suche ich weiterhin nach der richtigen Balance zwischen Be- und Entlastung, um motiviert und entspannt(er) in einen neuen Lebensabschnitt zu starten.
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