Terrorgruppen haben die nigerianische Region Benue im Griff: Menschen werden aus der Heimat vertrieben und getötet. Ein Priester kümmert sich um die Vertriebenen. Im Gespräch mit „Kirche in Not“ berichtet er von der Lage in Nigeria. Von Benedikt Bögle.
In Nigeria breiten sich Gewalt und Terror aus: Die Terrorgruppen „Boko Haram“ oder „Fulani“ bedrohen die Bevölkerung in vielen Teilen Nigerias. Besonders schwer werden die Menschen in der Region Benue im Südosten Nigerias getroffen.
Dort kümmert sich unter anderem die Diözese Makurdi um die Menschen. Remigius Ihyula ist Priester im Bistum Makurdi und hat mit dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ über die Lage in seinem Land gesprochen.
Zerstörung, Tod, Vertreibung
Seit 2009 breitet sich die Gewalt in seinem Bistum aus. Die Region Benue galt als „Lebensmittelkorb Nigerias“, berichtet der Priester. Dort sei die Landwirtschaft besonders ertragreich. Bisher konnten die Menschen ihre Felder bestellen und das Leben ihrer Familien dadurch finanzieren. Die „Fulani“-Gruppierung hätte viele der Bauern vertrieben. „Die Einwohner müssen nun betteln, während sie früher nie betteln mussten“, sagt Remigius Ihyula.
Die Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben; ihre Felder können sie nicht mehr bestellen: „Denn wenn sie es versuchen, werden sie von Terroristen getötet“, sagt der Priester. Die Menschen können sich nicht mehr allein ernähren – sie können aber auch keine landwirtschaftlichen Erzeugnisse mehr verkaufen, mit denen bislang Arztkosten, Schulgebühren und anderes bezahlt wurde. „Die Banditen zerstören also nicht nur Ernten und töten Menschen – vor allem Jungen –, sondern besetzen auch Land, sodass die Menschen nicht in ihre Heimat zurückkehren können, was zu Hunger und Not führt“, sagte Remigius Ihyula gegenüber „Kirche in Not“.
Hygiene, Nahrungsmittel, Bildung
Sein Bistum versucht, die Not zu lindern. Auf der einen Seite kümmern sie sich um die Versorgung mit Hygiene- und Lebensmitteln. 14 Lager wurden für die Vertriebenen eingerichtet. Dort wird auch Schulbildung ermöglicht: „Viele der Lagerbewohner schicken wegen der anhaltenden Gewalt ihre Kinder nicht mehr in die Schulen“, sagt Remigius Ihyula. Die Menschen haben viel Leid erlebt.
„Einige Lagerbewohner wurden bereits mehrfach vertrieben, andere haben miterlebt, wie ihre Angehörigen getötet wurden“, so der Priester. Deswegen kümmert sich die Kirche auch um die psychosoziale Begleitung der Lagerbewohner. „Der christliche Glaube hilft den Menschen. Wenn sie ihn nicht hätten, hätten sicher viele Menschen zu den Waffen gegriffen“, sagt Remigius Ihyula.
Politik kümmert sich nicht
Neben der materiellen Hilfe spielt deswegen auch der religiöse Beistand eine große Rolle. „Deshalb bittet mich der Bischof, die Lager jeden Tag zu besuchen. Mich zu sehen, gibt ihnen Hoffnung und stärkt ihren Glauben“, berichtet Remigius Ihyula über seine Arbeit. In Zukunft will die Diözese ein Traumatherapie-Zentrum einrichten. Dabei setzt der nigerianische Priester kaum Hoffnungen in die Politik in seinem Land. Die Politiker würden sich um das Leid der Menschen nicht kümmern: „Alles deutet darauf hin, dass unsere derzeitigen Politiker ihrer Notlage gegenüber gleichgültig sind, weil diese Menschen nicht ihre Sprache sprechen oder denselben Glauben haben wie sie.“ Das gelte besonders für den Präsidenten des Landes: „Unser Volk wird jeden Tag massakriert, und unser Präsident kommt nicht zu uns.“
Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt die Diözese Makurdi bei ihren Projekten für die Vertriebenen. Das Hilfswerk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Prämonstratenser Werenfried van Straaten gegründet. Es sollte der Völkerverständigung dienen und kümmerte sich um Heimatvertriebene. Heute setzt sich „Kirche in Not“ weltweit für Religionsfreiheit ein. Das Hilfswerk beobachtet die weltweite Lage und Entwicklung der Religionsfreiheit und unterstützt zahlreiche Projekte finanziell – so auch die von Remigius Ihyula betreute Arbeit.
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