Nick Vujicic: Wenn kein Wunder passiert, sei selbst eins!

Nick Vujicic ist 35 Jahre alt. Nick Vujicic ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nick Vujicic kann Schwimmen, Skateboard fahren und Surfen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches könnte man meinen, trotzdem wird er auf Youtube millionenfach geklickt. Warum? Nick Vujicic hat von Geburt an weder Arme noch Beine.

Manchmal kann einem das Leben schon richtig fies mitspielen. Aber was Nick Vujicic durchmachen musste, stellt Vieles in den Schatten. Als Nick am 4. Dezember 1982 in Australien auf die Welt kommt, lautet die Diagnose: Phokomelie, also Missbildungen bzw. Fehlen von Gliedmaßen. Aber es fehlte nicht etwa „nur“ ein Arm oder ein Bein. Es fehlen alle vier Gliedmaßen. Nur an der linken Seite hat er einen wenigen zentimetergroßen „Minifuss“ mit zwei Zehen. Seine Mutter ist so geschockt, dass sie sich im ersten Moment weigert, ihn zu anzunehmen.

Keine einfache Kindheit und Jugend

Als wäre die körperliche Beeinträchtigung nicht schon genug, verursacht sein Aussehen eine Bandbreite von Reaktionen, die von naiven Fragen nach dem Toilettengang, bis hin zu freche Beschimpfungen wie „Du Monster“ oder „Heute darfst du unser Türstopper in der Bibliothek sein!“ reichen. Dabei will Nick wie alle in seinem Alter einfach nur dazugehören. Hinzu kommen quälende Fragen: Wie soll er den je einen Job bekommen? Wer ihn einstellt, müsste ja noch eine weitere Arbeitskraft einstellen, die ihm hilft. Wird er jemals eine Freundin bekommen, er kann sie ja noch nicht einmal umarmen.

Suizidversuch im Alter von zehn Jahren

Mit zehn Jahren will Nick nicht mehr. Er beschließt, sich selbst zu töten, um so seinem Leiden, seinen Schmerzen und seiner Hoffnungslosigkeit ein Ende zu bereiten. Er möchte sich in der Badewanne ertränken. Mit den Gedanken „Ich will nicht mehr. Ich will einfach nur weg“ dreht er sich auf den Bauch und steckt seinen Kopf unter Wasser. Doch letztlich bringt er es nicht über das Herz. Er kann und will dies seinen Eltern, seiner Familie nicht antun. Später am Abend spricht er mit seinem Vater darüber. Der macht ihm neuen Mut und sagt ihm: „Wir sind immer für dich da Kleiner. Alles wird gut.“

Den Alltag meistern und Hobbies entwickeln

Telefonieren, Zähneputzen oder einfach nur Aufstehen, wenn man mal hingefallen ist. Was für Otto-Normalverbraucher alltägliches Nebenbei ist, wird ohne Arme und Beine zur Herausforderung. Nick findet aber Wege wie er möglichst viel alleine meistern kann: Mit einer Zahnbürstenhalterung kann er sich selbst die Zähne putzen; wenn er hinfällt, nutzt er seinen Kopf oder seine gute Körperbeherrschung, um wieder hochzukommen; er lernt mit seinem „Minifuß“ Handys so hochzuwerfen, dass er sie zwischen Schulter und Kopf auffangen kann, um zu telefonieren, dies macht er solange bis die ersten Bluetooth-Hörer auf den Markt kommen.
Aber bei den alltäglichen Dingen bleibt Nick nicht stehen. Er möchte auch etwas vom Leben haben und lernt trotz seiner Beeinträchtigung Angeln, Schwimmen, Skateboard fahren, Golfen und Surfen. Letzteres führt dazu, dass er es sogar auf die Titelseite eines bekannten Surfermagazins schafft.

Über sich selbst lachen können

Nick lernte im Laufe der Jahre, dass Trübsal blasen seine schwierige Situation nicht besser macht. Also probierte er es mit einer guten Portion Humor. Einmal lässt er sich in von seinen Freunden in einem Shoppingcenter in die Auslage von Unterwäsche stellen. Die Ausstellungspuppe dort besteht  nur aus einem Torso. Nick in Unterhose daneben passt also gut ins Bild. Unbewegt wartet er bis Leute vorbeikommen, um sie dann zu erschrecken. Sehr zum Spaß seiner Freunde. Ein anderes Mal ist er auf einer Vortragsreise in Indonesien unterwegs. Im Flugzeug lässt er sich von seinem Pfleger in das Gepäckfach legen, der es dann von außen verriegelt. Nick wartet bis ein weiterer Fluggast das Gepäckfach öffnet, um seinen Koffer darin zu verstauen. Dieser erschrickt zunächst ordentlich, als er Nick erblickt, doch zum Schluss lachen alle.

Nick der Ehemann, Familienvater und Star

Das Leben von Nick entwickelt sich im weiteren wie im Märchen. Er wird ein berühmter Motivationsredner, gründet dafür eine eigene Firma und bereist die ganze Welt. Für viele ist er eine Inspiration. Seine Geschichte bewegt und hilft so zahlreichen Menschen sich und ihr Umfeld zu verändern. Nick spielt auch in dem Kurzfilm „Butterfly Circus“ die Hauptrolle und dreht das Musikvideo „Something More“ (beides millionenfach geklickt). Aber damit noch nicht genug. Nick heiratet 2012 seine Verlobte Kanae Miyahara. Zusammen haben sie zwei vollkommen gesunde Söhne.

Nichts ist unmöglich

„Alles ist möglich“, „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, „Nicht aufgeben“. Solche Sprüche hören wir häufig und sie klingen fast genauso häufig müde und leer. Was verstehen die anderen schon von der Situation in der man sich gerade befindet? Bei Nick ist das anders. Er hat selbst einiges durchgemacht und die Probleme irgendwie gemeistert. Wenn er es sagt, klingt es authentisch: Denn sein Leben ist der Beweis dafür, dass man die Hoffnung nie aufgeben darf und dass alles möglich ist, wenn man daran glaubt.

Dieser Artikel beruht hauptsächlich auf dem Buch von Nick Vujicic: Mein Leben ohne Limits